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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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nachzudenken, mit denen Moss sie konfrontiert hatte.

    Der Gedanke, er könne tatsächlich dazu in der Lage sein, ihr das Wrack wegzunehmen, erschütterte sie bis ins Mark, doch die eindeutig frischen Narben auf seinem Schädel stellten zweifelsfrei klar, dass er seine Implantate erst kürzlich erhalten hatte. Sie vermutete stark, dass er nicht einmal annähernd genug Zeit darauf verwenden konnte, sich an sie zu gewöhnen und zu lernen, mit ihnen zu arbeiten. Dakota war mehrere Monate lang äußerst gewissenhaft in ihrem Gebrauch unterwiesen worden, ehe sie sie zu benutzen verstand. Höchstwahrscheinlich hatte Moss immer noch damit zu kämpfen, dass seine Sinne durch die massive Reizüberflutung schlichtweg überlastet waren.
    Ob er gewusst hatte, dass ihr Iso-Anzug sich einschalten würde, sobald sie sich in einer bestimmten Entfernung zu ihrer Zelle befand? Für ausgeschlossen hielt sie es nicht. Indessen musste es auch ihn überrascht haben, dass ein rivalisierender Hive sie während ihres Fluchtversuchs aufgriff und verschleppte.
    Dakota dachte angestrengt nach und starrte sinnend in die fremdartigen Gesichter, die sie umgaben. Um ein Haar wäre Moss’ Plan aufgegangen. Wenn ihre Retter – sofern sie es wirklich gut mit ihr meinten – nicht plötzlich aufgetaucht wären, würde sie jetzt immer noch durch Darkwater irren, ziellos und ohne dass sich eine konkrete Möglichkeit für sie abzeichnete, den Planeten schnell zu verlassen. Trotzdem brachte sie es nicht über sich, dankbar zu sein; was immer ihr diese Aliens auch erzählen mochten, es lag klar auf der Hand, dass sie aus denselben Gründen an ihr interessiert waren wie alle anderen – sie sollte ihnen helfen, das Sternenschiffwrack der Weisen zu kontrollieren, das immer noch im Orbit über Blackflower festgehalten wurde.
    Im Hintergrund ihrer Gedanken konnte sie das Wrack als eine nachdrückliche Präsenz spüren, was für sie ein Segen und gleichzeitig eine schreckliche Bürde bedeutete.
    Seit sie den Kontakt mit dem Wrack wiederhergestellt hatte, begann sich in ihrem Kopf eine Lösung für ihr Dilemma abzuzeichnen.
Doch die bloße Vorstellung, sie in die Tat umzusetzen, erschreckte sie so sehr, dass sie sich selbst nach allem, was sie durchgemacht hatte, nicht sicher war, ob sie den Mut zu einem solchen Schritt aufbringen könnte.
    Dabei war es so simpel, so perfekt, ein Weg, sämtliche Probleme mit einem Schlag zu lösen. Und indem sie sich dies vor Augen führte, wusste sie auf einmal, dass sie zum Handeln bereit war; sie wunderte sich nur, warum sie so lange gebraucht hatte, um die notwendige Entscheidung zu treffen.
    Sie verschmolz ihre Sinne gänzlich mit denen des Wracks und sah das komplizierte Gerüst, das es umgab; es hatte fast den Anschein, als sei das alte Schiff von einer gigantischen, kybernetischen Spinne aus dem Sternenmeer herausgefischt und in einen metallenen Kokon eingesponnen worden. Tief darunter konnte sie die pockennarbige, verwüstete Oberfläche von Blackflower erkennen.
    Obwohl es dem Wrack im Grunde nicht schwerfiel, die Computernetzwerke der Orbitalanlage zu unterwandern, benötigte sie für ihr Vorhaben Zeit, damit ihr Plan nicht entdeckt wurde. Auf gar keinen Fall durfte sie Aufmerksamkeit erregen. Das Wrack fuhr nach und nach seine Systeme hoch, während sich die Generatoren zur Erzeugung von Energiefeldern einer nach dem anderen abschalteten.
    Sie zögerte, schreckte noch einmal zurück vor der Ungeheuerlichkeit dessen, was sie im Schilde führte. Dann sagte sie sich, dass sie richtig handelte, nur das tat, was unabdingbar war. Trotzdem brauchte sie noch Zeit zum Nachdenken, um die Konsequenzen ihrer Handlungsweise abzuschätzen …
    Dakota zog sich zurück und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre unmittelbare Umgebung. Das Wrack reagierte, indem es sie mit Bildern des Impulsschiffs versorgte, die aus den elektronischen Aufzeichnungsgeräten der sie verfolgenden Streitkräfte vom Immerwährenden Licht stammten.

    Sie betrachtete eine verwirrende Vielfalt von Perspektiven. Ein Gewirr aus millionenfachen diskreten Kommunikationskanälen, die Gesamtheit des augenblicklich stattfindenden Tach-Net-Verkehrs im Night’s-End-System, überlagerte das Ganze wie ein Baumwolltuch.
    Im Zentrum dieses alptraumhaften Chaos befand sich ein Datenknoten von so hoher Komplexität, dass er aus der Sichtweise das Wracks wie ein Stern funkelte, eine weißglühende Zusammenballung von Informationen, die sich auf Ironbloom richtete.

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