Lieb mich schoener Fremder
Business ein Ende gesetzt wird."
Sie wurde kreidebleich, was ihm nur bestätigte, wie groß ihre Furcht vor diesem Schurken war. Er würde nicht ruhen, bis sie wieder ein normales, angstfreies Leben führen konnte.
"Ich habe mir das mit dem Zuhälter ausgedacht, um dich einzuschüchtern. Ich arbeite allein und völlig unabhängig."
"Wenn das so ist, dann brauchst du ja keine Angst vor Problemen zu haben, wenn ich ihn suchen gehe."
Sie biss sich auf die Lippe - ihre Furcht war so offensichtlich, dass es ihn körperlich schmerzte. Noch nie hatte er für jemanden ein so tiefes Mitgefühl gehabt, und dabei kannte er sie kaum.
Vielleicht hatte sein Verlust ihn sensibler gemacht. Vielleicht war auch Diana in Gefahr gewesen, und er hatte die Zeichen nicht bemerkt. Nachdem er bei seiner Frau versagt hatte, würde er es bei Jen besser machen - ob sie seine Bemühungen würdigte oder nicht.
"Zwei Tage?" sagte sie unsicher. "Wirst du mich danach wirklich in Ruhe lassen? Und dich für alle Zeiten aus meinem Leben heraushalten?"
Endlich gab sie nach. "Ich schwöre es."
"Und du versprichst, während dieser zwei Tage nicht nach meinem nicht-existenten Zuhälter zu suchen?"
"Ich verspreche es."
Sie schien noch nicht zufrieden zu sein. "Ich möchte nicht, dass wir in der Stadt zusammen gesehen werden. Es könnte zu viele Fragen auf werfen."
Ihm war klar, warum sie nicht mit ihm gesehen werden wollte. Sie hatte Angst vor ihrem Zuhälter. Kein Zuhälter duldete, dass seine Mädchen zu viel Zeit mit einem Freier verbrachten, denn das minderte die Produktivität. Trev war entschlossener denn je, den Kerl hinter Gitter zu bringen. "Wir werden nicht zusammen gesehen werden."
"Dir ist hoffentlich auch klar, dass meine Dienste sich auf die Büroarbeit beschränken und dass mein Arbeitstag um siebzehn Uhr endet."
In diesem Punkt war Trev nicht kompromissbereit. Er konnte ihr die Abende nicht freigeben
- nicht, wenn draußen ein skrupelloser Krimineller wartete, um sie in die Arme lüsterner Männer zu zwingen. "Ich habe nicht vor, deine Liebesdienste zu kaufen, Jen. Aber ich möchte auch die Nächte." Er zückte seine Brieftasche, nahm drei Hundertdollarschein heraus und drückte sie ihr in die Hand. "Das is t für deinen ... Verdienstausfall."
Noch konnte Jennifer zurück. Zwei Tage mit Trev - es wäre der reine Wahnsinn, wenn sie es täte. Im Grunde hatte sie nur Phyllis zuliebe zugesagt, die sie mit ihrer kurzfristigen Kündigung ziemlich vor den Kopf gestoßen hatte.
Sie musste es nicht tun. Sie könnte Phyllis anrufen und ihr erzählen, dass sie wegen eines Notfalls in ihrer Familie sofort abreisen müsse. Sie könnte noch an diesem Abend ein Flugzeug nehmen - irgendwohin - und sie dann von irgendeinem schäbigen Motel aus Dan Creighton benachrichtigen.
Aber Trevs Beschützerinstinkte waren jetzt voll auf sie konzentriert. Wenn sie plötzlich aus Sunrise verschwand, würde er denken, sie hätte seinetwegen Probleme bekommen. Und natürlich würde er bei dem Versuch, sie zu finden, in ihrem Hintergrund forschen. Was zur Folge hätte, dass über kurz oder lang beim FBI der Alarm losgehen würde. Genau das, was sie verhindern wollte.
Sie schloss die Augen und tauchte tief in das heiße, duftende Schaumbad ein, um nach diesem aufreibenden Tag ihre Nerven zu beruhigen. Was für ein Netz aus Lügen hatte sie gesponnen! Aber war sie nicht seit jeher in einem Netz von Lügen und Geheimnissen gefangen gewesen?
Lügen und Heimlichkeiten waren eine Selbstverständlichkeit, wenn man in einer Familie aufwuchs, die mit dem organisierten Verbrechen zu tun hatte. Geboren als Carla Palmieri, einzige Tochter von "Big Vick" und seiner Frau Gloria, einer ehemaligen Schönheitskönigin, hatte sie schon als Kind gelernt, dass gewisse Ereignisse oder nächtliche Besuche in ihrem prachtvollen Haus in New Orleans nicht erwähnt werden durften.
Über Daddys Business redete man nicht, und falls Fremde ihr Fragen stellen sollten, hatte sie es Daddy sofort zu erzählen. Als sie älter wurde, hörte sie ma nchmal Getuschel über
"Buchmacher". Sie wusste nicht, was das bedeutete, aber sie nahm an, dass es mit den Besuchern ihres Vaters zu tun hatte.
Ansonsten machte sie sich kaum Gedanken über die Tätigkeit ihres Vaters. Andere Dinge waren ihr viel wichtiger - ihre Freundinnen, ihre Cousinen und Cousins, die fröhlichen Familienfeste, hübsche Kleider und teure Schuhe. Solange sie sich an Daddys Regeln hielt und sich benahm, wie es sich für
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