Liebe 2.0
raubt. Ruckartig hebe ich meinen Kopf, um noch einmal einen Blick in
dieses wunderschöne Gesicht zu werfen. Unsere Münder sind jetzt nur Millimeter
von einander entfernt, abwartend, ob es wirklich passieren soll. Und dann, wie
auf ein geheimes Kommando hin, fallen wir regelrecht übereinander her.
Unsere Küsse
sind so ausgehungert, als hätten wir uns ein Leben lang nacheinander verzehrt,
und unsere Hände scheinen den anderen mit jeder Faser gleichzeitig greifen und
nie wieder loslassen zu wollen. Ich fahre Max durch seinen Wuschelkopf und über
den Rücken, zerre ihm dann kurzerhand das T-Shirt über den Kopf – und kann ein
Stöhnen nicht unterdrücken. Wie kann ein Normalsterblicher so perfekt aussehen?
Trotz der Jahreszeit ist Max’ Haut noch leicht gebräunt und überspannt straff
in kleinen harten Wellen seinen Bauch. Darüber zieht sich ein Flaum aus braunen
Härchen, symmetrisch angeordnet wie Feldlinien, deren Magnetspur direkt in
seine Jeans hinabführt.
Schleunigst
ziehe ich diesen durchtrainierten Körper wieder so nah wie möglich an mich
heran, wobei es jetzt an Max ist, mir das T-Shirt auszuziehen und seine Hand
fordernd in meinen BH zu schieben. Währenddessen flüstert er mir süßeste Dinge
ins Ohr, küsst meinen Hals, meinen Nacken, meine Brüste und endlich wieder
meinen Mund. Und ich kann nur leise stöhnen und genießen und spüren und fühlen…
Erst als Max in meine unteren Regionen abwandert, meldet sich verlegen mein
Verstand zurück. Er will gar nicht lang stören, mich jedoch darauf hinweisen,
dass gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu treffen sind.
Schweren Herzens
wehre ich Max’ Hände ab, was gar nicht so einfach ist, denn sie sind überall und
kaum zu fassen. Erst nach dem vierten gescheiterten Anlauf hält Max inne, um
nach einem kurzen Seitenblick in meine fragenden Augen mit einer raschen
Bewegung hinter sich in seinen Rucksack zu greifen und eine Latex-Lebensversicherung
hervorzuzaubern. Es folgt ein souveränes Grinsen, dann macht er sich direkt
weiter an meinem BH zu schaffen, als sei es das Normalste der Welt, Kondome mit
zur Arbeit zu nehmen. – Ich meine, wo hat der Junge sein letztes Praktikum
gemacht? Bei einem Eskort-Service? So dankbar ich auch bin, jetzt nicht die
Notbremse ziehen zu müssen, so bin ich zeitgleich doch ziemlich irritiert.
Auch Max fällt
bald auf, dass ich nicht mehr ganz bei der Sache bin, und versucht sich zu
erklären, wobei seine Stimme leicht heiser und gedämpft klingt, weil er mir
gerade eine empfindliche Stelle hinter meinem Ohr küsst. „Was glaubst denn du?
Wenn man jeden Tag so jemanden wie dich vor der Nase hat und an nichts anderes
denken kann…“ Er reißt sich kurz los, um mir wieder dieses charmig-schiefe Lächeln
und einen betörenden Schlafzimmerblick zu schenken. „…da kann ein bisschen
Vorsorge nicht schaden.“
O wow …
Die Worte tröpfeln wie zäher Sirup auf meine Haut und bewirken, dass ich mich
wie eine Sexgöttin fühle. Das ist so surreal !
Anstelle einer
Entgegnung setze ich mich auf den Tisch, ziehe Max an seinem Gürtel zu mir
heran und schlinge beide Beine um diesen Fremden, dessen Bekanntschaft ich nun
Schritt für Schritt über jeden einzelnen seiner einhundertfünfundachtzig
Zentimeter vertiefen will. Ausnahmslos jeden einzelnen.
Das alles fühlt
sich so gut an! Max fühlt sich gut an. Seine Hände fühlen sich gut an, sein
Mund, seine Muskeln und sein Schwanz fühlen sich gut an. Und als er in mich
eindringt, wird alles noch besser. Völlig berauscht treiben wir es auf dem
Tisch, ein ekstatisches Hin und Her unserer Körper, die sich erst schmerzhaft
weit voneinander entfernen, um dann umso leidenschaftlicher wieder
zusammenzukommen. Bis wir tatsächlich zusammen kommen, heftig, überwältigend,
einzigartig. Ein letztes Aufbäumen, ein letztes Ineinanderkrallen – dann hören
wir genauso abrupt auf, wie wir begonnen haben. Allein unser Atem rast noch ein
ganzes Stück weiter, und erst als auch er sich langsam beruhigt, lassen wir
vorsichtig voneinander ab.
Verwirrt über das,
was mit uns geschehen ist, blicken wir uns an.
Max ist der Erste,
der die Sprache wieder findet. „Woran denken Sie?“, fragt er mit leisem
Lächeln, und ich muss angesichts der förmlichen Frage grinsen. Dann schüttele
ich den Kopf. Denken? Wie ging das noch mal?
„An alles und an
nichts“, rede ich mich heraus. „Und du?“
„Ich denke
daran, dass ich jetzt doch noch gerne was mit dir Trinken gehen würde.“
„Gute
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