Liebe 2000 - erotic science fiction
hatte sofort heimkehren und ihn pflegen müssen, da er darauf bestand, sie sei die einzige, die ihn wieder gesund machen könne.
Die Zeit an der Oper konnte man übrigens auch nicht ganz als Verlust abschreiben, da er sie jeden Mittag über das Bild-Telefon angerufen und ohne Rücksicht auf die Kosten ein langes Gespräch mit ihr geführt hatte.
Die Wellen, die die Heirat ihres Sohnes schlugen, waren jedoch noch keine Woche alt, als ein noch größerer Eklat erfolgte: die Nachricht, daß Eddie sich wieder von seiner Frau getrennt habe. Vierzehn Tage danach reichte Polina die Scheidung ein – wegen unüberwindlicher Abneigung. Die Papiere wurden Eddie in die Wohnung seiner Mutter zugestellt. Er war sofort zu ihr zurückgekehrt, als er und Polina festgestellt hatten, daß »sie nicht miteinander auskamen« oder, wie er es seiner Mutter gegenüber ausdrückte, daß »es bei ihnen nicht klappte«.
Dr. Fetts hätte natürlich nur allzu gern den Grund für die Trennung der beiden erfahren, »respektierte« aber, wie sie ihren Freunden erklärte, sein Schweigen. Was sie nicht erwähnte, war ihre Überzeugung, daß er es ihr eines Tages von selber erzählen werde.
Kurz darauf begann Eddies »Nervenzusammenbruch«. Er war schon vorher gereizt, schlecht gelaunt und deprimiert gewesen, ganz schlimm aber wurde es erst ah dem Tag, da ihm ein sogenannter Freund berichtete, Polina beginne jedesmal, wenn Eddies Name falle, laut und anhaltend zu lachen. Der Freund fügte hinzu, Polina habe geschworen, eines Tages die wahre Geschichte ihres kurzen Zusammenlebens zu erzählen.
In jener Nacht hatte die Mutter den Arzt rufen müssen.
In den darauffolgenden Tagen hatte sie erwogen, ihre Arbeit als Forschungspathologin bei De Kruif aufzugeben und sich nur noch der Aufgabe zu widmen, ihren Sohn »wieder auf die Beine zu bringen«. Wie hart sie mit sich rang, zeigte sich an der Tatsache, daß sie auch nach einer ganzen Woche noch nicht zu einem Entschluß gelangt war. Obwohl sie sonst alle Probleme nach kurzem Abwägen zu lösen pflegte, konnte sie sich nur sehr schwer entschließen, ihre geliebten Untersuchungen der Gewebe-Regeneration aufzugeben.
Als sie schon fast so weit war, das für sie Unerhörte, Beschämende zu tun, nämlich eine Münze zu werfen, hatte sie einen Anruf ihres Vorgesetzten bekommen, der ihr erklärte, sie sei in eine Gruppe von Biologen gewählt worden, die eine Forschungsreise zu bestimmten planetarischen Systemen unternehmen sollte.
Erfreut hatte sie die Papiere zerrissen, die Eddies Einweisung in ein Sanatorium einleiteten. Und da er eine bekannte Persönlichkeit war, hatte sie all ihren Einfluß geltend gemacht, um ihm von der Regierung die Genehmigung zur Teilnahme an der Forschungsrei se zu verschaffen. Angeblich sollte er die Entwicklungsmöglichkeit der Oper auf den von den Terranern kolonisierten Planeten erforschen. Daß die Jacht gar keine kolonisierten Planeten anlief, schienen die zuständigen Behörden übersehen zu haben. Aber es war ja nicht das erstemal in der Geschichte einer Regierung, daß ihre Linke nicht wußte, was ihre Rechte tat.
Im Grunde wurde er von seiner Mutter selbst »wieder aufgebaut«, die sich weitaus befähigter fühlte, ihn zu kurieren, als sie es den sonst üblichen A-, F-, J-, R-, S-, K- oder H-Therapien zutraute. Gewiß, einige ihrer Freunde meldeten verblüffende Erfolge mit verschiedenen Symbolsuche-Methoden. Andererseits hatten zwei ihrer engsten Mitarbeiter diese Methoden durchprobiert und keinerlei Resultate erzielt. Sie war seine Mutter; sie konnte mehr für ihn tun als die »Alphabeten«. Er war Fleisch von ihrem Fleisch und Blut von ihrem Blut. Außerdem war er ja gar nicht so krank. Er wurde nur manchmal beängstigend blau und stieß dramatische, wenn auch nicht ernst gemeinte Selbstmord drohungen aus oder saß einfach da und starrte ins Lee re. Aber sie würde schon mit ihm fertig werden.
Und so folgte sie ihm jetzt von der rückwärts gehenden Uhr zu seiner Kabine. Sie sah ihn eintreten, sich einen Augenblick drinnen umschauen und sich ihr dann wieder mit verzerrtem Gesicht zuwenden.
»Neddie ist kaputt, Mutter. Vollständig zerstört.«
Sie warf einen Blick auf das Klavier. Der Aufprall hatte es aus seinen Verankerungen gerissen, und es war an die gegenüberliegende Wand gekracht. Für Eddie war es mehr als ein Klavier: Für ihn war es Neddie. Er hatte für alles, mit dem er nicht nur vorübergehend in Kontakt kam, einen Namen. Er war wie ein alter
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