Liebe 2000 - erotic science fiction
Seebär, der sich verloren fühlt, wenn er sich nicht in der Nähe der ihm vertrauten und namentlich bekannten Punkte der Küste befindet. Ohne diese Stütze schien Eddie hilflos in einem chaotischen Ozean, in einem anonymen, amorphen Meer zu treiben.
Er weinte nicht um Neddie. Sie wünschte, er würde es tun. Er war während der ganzen Reise so apathisch gewesen. Nichts, nicht einmal der unvergleichliche Glanz der nackten Sterne oder die überwältigende Fremdartigkeit der unbekannten Planeten hatten ihn mehr als flüchtig aufmuntern können. Wenn er nur weinen, laut lachen oder irgendwie zu erkennen geben würde, daß er auf die Geschehnisse reagierte! Sie hätte es sogar begrüßt, wenn er sie aus Wut geschlagen oder beschimpft hätte.
Aber nein: Nicht einmal, als sie die zerfetzten Leichen einsammelten und er eine Zeitlang aussah, als müsse er sich erbrechen, wollte er dem Verlangen seines Körpers nach Reaktion nachgeben. Sie wußte, wenn er sich erbrach, würde es ihm anschließend viel besser gehen, würde er mit dem körperlichen auch einen Großteil seines seelischen Unbehagens los sein.
Aber er hatte sich nicht erbrochen. Er hatte Fleisch und Knochen in die großen Plastiksäcke gefüllt und unentwegt seine mißmutige, verdrossene Miene zur Schau getragen.
Jetzt hoffte sie, daß der Verlust seines Klaviers Tränen und Schluchzen auslösen würde. Dann konnte sie ihn in die Arme nehmen und trösten. Dann war er wieder ihr kleiner Junge, der Angst vor der Dunkelheit, Angst vor dem überfahrenen Hund hatte und in ihren Armen unfehlbare Sicherheit, unfehlbare Liebe suchte.
»Laß nur, Kind«, sagte sie. »Wenn wir gerettet werden, kaufen wir dir ein neues.«
»Ja, wenn …«
Er zog die Brauen hoch und setzte sich auf die Bettkante. »Was machen wir jetzt?«
Sofort wurde sie wieder aktiv und energisch.
»Der Ultrad hat in dem Augenblick, als wir von dem Meteor getroffen wurden, automatisch zu arbeiten begonnen. Falls er den Absturz überstanden hat, wird er also noch immer SOS senden. Falls nicht, können wir es nicht ändern. Wir haben beide keine Ahnung, wie man so etwas repariert.
Möglicherweise jedoch sind in den fünf Jahren seit der Entdeckung dieses Planeten schon andere Expeditionen hier gelandet. Nicht von der Erde, aber vielleicht aus den Kolonien. Oder von nicht-menschlichen Planeten. Wer weiß? Auf jeden Fall ist es einen Versuch wert. Komm mit, wir sehen mal nach.«
Ein einziger Blick genügte, um ihre Hoffnungen zunichte zu machen. Der Ultrad war so zerstört, daß man ihn kaum noch als ein Instrument erkennen konnte, das Wellen mit mehr als Lichtgeschwindigkeit in den Nicht-Äther hinausschickte.
Mit vorgetäuschter Munterkeit sagte Dr. Fetts: »Na schön, jetzt wissen wir wenigstens, woran wir sind. Macht nichts. Sonst wäre alles viel zu einfach gewesen. Komm, gehen wir mal in den Lagerraum und sehen, was wir da auftreiben können.«
Achselzuckend folgte Eddie der Mutter. Sie wollte unbedingt, daß beide sich einen Panrad nahmen. Falls sie sich aus irgendeinen Grund trennen mußten, konnten sie mit Hilfe dieses Gerätes ständig in Verbindung bleiben und mit dem RS – dem Richtungssucher – einander finden. Sie hatten ein solches Gerät schon häufig benutzt; daher waren sie mit seiner Anwendung vertraut und wußten, wie wertvoll es bei Erkundungs- oder Campingausflügen sein konnte.
Die Panrads waren leichte Metallzylinder, etwa ei nen halben Meter lang und mit einem Durchmesser von zwanzig Zentimetern; sie enthielten die Mechanismen von zwei Dutzend verschiedenen Apparaturen. Ihre Batterien reichten, ohne aufgeladen werden zu müssen, ein ganzes Jahr. Sie waren praktisch unzerstörbar und funktionierten unter nahezu allen Bedingungen.
Die beiden mieden die Seite des Schiffes, in der das riesige Loch klaffte, und stiegen mit ihren Panrads aus. Eddie suchte die Langwelle ab, während die Mutter den Kurzwellenknopf drehte. Sie glaubten beide nicht, daß sie etwas hören würden, aber das Suchen war besser als untätig zu sein.
Als Eddie auf den modulierten Frequenzen keinerlei erkennbare Geräusche fand, schaltete er auf die unmodulierten Bereiche um. Zu seiner Verwunderung hörte er Funkzeichen.
»He, Mom! Da ist was auf tausend Kilohertz! Unmoduliert.«
»Aber natürlich, Kind«, antwortete sie, trotz ihrer freudigen Erregung leicht gereizt. »Was erwartest du denn sonst von einem funktelegrafischen Signal?«
Sie stellte ihr Gerät auch auf die entsprechende Wellenlänge
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