Liebe ahoi
dem anderen gezogen hatte. Tief atmete sie ein und folgte ihm in die Küche, wo er gerade einen Topf auf den Herd stellte.
„Wie wär's mit Spaghetti?" fragte er, ohne sich umzudrehen.
„Eigentlich ..." Die erlittene Demütigung hatte ihr den Appetit geraubt. Allerdings sollte sie vielleicht doch besser etwas essen.
Marc blickte sie an. „Erzählen Sie mir nicht, dass ein Nudelgericht zu langweilig ist und Sie lieber nach draußen gehen und eigenhändig ein Gnu zur Strecke bringen würden." Er wandte sich ab. „Es ist spät, ich bin müde, und zurzeit gibt es kaum Gnus auf der Insel.
Also Spaghetti oder nichts."
Maxine wurde ärgerlich. „Ich habe nichts dergleichen gesagt, Doc." Sie ging zum Herd und nahm den Topf herunter. „Nagen Sie schon einmal ein Tischbein an. Ich rufe Sie, wenn das Essen fertig ist." Gereizt beobachtete sie sein Mienenspiel. Erst wirkte er wütend, dann verblüfft und zuletzt völlig abgespannt.
„Es tut mir Leid, Miss Baptiste." Marc schüttelte den Kopf. „Es war ein anstrengender Tag."
Gern hätte sie ihm eine seidig schimmernde schwarze Strähne aus der Stirn gestrichen und umfasste deshalb die Topfgriffe umso fester. Ja, in seiner Nähe wurde sie etwas nervös und fühlte sich als Frau, schließlich war sie nicht aus Holz. Allerdings würde sie sich nicht von einem Paar brauner Augen fesseln und verzaubern lassen, die einem Mann gehörten, der kein Globetrotter war wie sie. Das führte nur zu Schwierigkeiten, wenn es Zeit wurde weiterzuziehen.
Maxine räusperte sich und flüchtete vor seinem Blick zur Spüle. „Ich habe den ganzen Tag Süßigkeiten gegessen und fühle mich frisch wie der junge Morgen. Natürlich abgesehen von meiner klaffenden Kopfwunde! Also verschwinden Sie aus der Küche!
Sie ließ Wasser in den Topf laufen und versuchte, Marc einfach zu ignorieren. Doch ohne Erfolg, wie sie feststellen musste, denn sie spürte weiterhin seine Gegenwart. Als sie den Hahn wieder zudrehte, hörte sie, wie die Kühlschranktür geöffnet wurde, und blickte sich um. Er nahm gerade eine Portion Hackfleisch heraus.
„Was tun Sie da?" Zweifellos konnte er keine Befehle befolgen.
Marc sah sie kurz an, bevor er sich zum Herd wandte. „Der morgige Sonntag ist frei, es sei denn, es gibt einen Notfall. Sie können die Zeit nutzen, um sich einzuleben und sich mit der Insel vertraut zu machen." Er nahm eine Pfanne aus dem Unterschrank neben dem Herd. „Ich lege Ihnen nachher ein T-Shirt und Socken ins Badezimmer, damit Sie nach dem Duschen etwas Frisches anziehen können."
Sein Angebot überraschte sie. Dann wurde ihr allerdings bewusst, dass ihre Sachen
vermutlich ein wenig gelitten und er es ihr deshalb vorgesehlagen hatte. „Vielen Dank." Sie stellte den Topf auf den Herd und drehte das Gas an.
Marc gab das Hackfleisch in die Pfanne und begann, es mit einer Gabel zu zerdrücken.
Deutlich spürte Maxine die Spannung, die zwischen ihnen beiden herrschte. Sie konnte sich nicht entsinnen, je so auf die Nähe eines Mannes reagiert zu haben. Auch war sie wahrlich nicht glücklich darüber, dass sie auf einer kleinen Insel festsaß und nicht nach Java reisen konnte.
Wenn ich ehrlich bin, überlegte sie, ist das alles meine Schuld. Sie hätte sich das Boot nicht von einem flüchtigen Bekannten ausleihen und es erst recht nicht in eine Nebelbank segeln sollen.
„Hören Sie, Doc", begann sie und wandte sich Marc zu. Vielleicht sollte sie sich bei ihm entschuldigen. Vielleicht? fragte eine innere Stimme sie spöttisch.
Er reagierte nicht im Mindesten, sondern zerdrückte weiterhin das Hackfleisch in der Pfanne, das allmählich zu brutzeln anfing.
„Marc?" versuchte Maxime es erneut, sprach allerdings ganz leise. Sich bei jemandem zu entschuldigen zählte nicht zu ihren Stärken.
Endlich sah er sie an und zog fragend die Augenbrauen hoch. Maxine zuckte die
Schultern. Sie fühlte sich nicht ganz wohl in ihrer Haut, war müde und hatte rasende Kopfschmerzen. Doch was sein musste, musste sein.
„Es tut mir Leid wegen Ihres Boots." Maxine senkte den Blick und nahm ihm die Gabel aus der Hand. „Sie zahlen viel Geld für die Reparatur des Katamarans, und ich habe gesagt, ich würde es abarbeiten. Also lassen Sie mich das Essen zubereiten."
Groß und kräftig stand er neben ihr - war ihr viel zu nah, als dass sie hätte ruhig bleiben können. Wäre er nicht ein so griesgrämiger, gesetzter Landarzt, könnte er leicht der Mann ihrer Träume sein, der Mann, der für sie das
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