Liebe ahoi
„Komm doch irgendwann hoch zu uns."
Er zwinkerte ihr zu. „Klar, mache ich."
„Lassen Sie sich von diesem Unmenschen nicht zu sehr einspannen", wandte sie sich an Maxine. „Und erinnern Sie ihn daran zu essen, okay?" Sie legte ihm die Arme um die Taille und musterte ihn missbilligend. „Du bist zu dünn."
Marc lachte. „Hörst du denn nie damit auf?"
Liebevoll küsste sie ihn auf die Wange. „In Ordnung, ich gehe ja schon. Foo Foo war wie immer pflegeleicht. Allerdings fürchte ich, dass Kyle ihn dir abspenstig machen wird, wenn er alt genug ist, um zu laufen. Foof ist bereits jetzt vernarrt in ihn und hält ihn für sein Junges."
„Wenn Kyle ihn mir ausspannt, musst du mir ein Besuchsrecht einräumen."
„Als würdest du dir Zeit für Besuche nehmen." Susan ließ ihn los. Ihr Blick schweifte zu Maxine, und ihr Lächeln verschwand. „Wenn Marc das nicht gewesen ist, wie haben Sie sich die Verletzung dann zugezogen?"
Maxine ritt der Teufel. „Aber er ist es gewesen", antwortete sie und warf Marc einen spöttischen Blick zu. „Es war ein klarer Fall von Piraterie auf hoher See. Erst hat er mein Boot gerammt und mich anschließend verschleppt. Es war schrecklich."
„Zwei Witzbolde in einem Zimmer. Wenn das keine Freude ist!" „In der ganzen Zeit, die ich dich nun kenne, habe ich nie auch nur entfernt diesen Hang zur Seeräuberei bei dir wahrgenommen."
„Ich habe ihn zu spüren bekommen", erklärte Maxine, bevor er etwas sagen konnte.
„Und obendrein besteht er jetzt auch noch darauf, dass ich drei volle Wochen bei ihm arbeite, um so die Reparatur beider Boote zu bezahlen!"
„Du Unhold!" Susan trat einen Schritt von ihm weg und stemmte die Arme in die
Hüften. „Wer hätte das gedacht! Hinter der Maske des guten Doktors verbirgt sich ein gewalttätiger Kidnapper und Erpresser."
Marc blickte von Susan zu Maxine und wieder zu Susan. „Man hat mich durchschaut
und als Schwerverbrecher entlarvt. Vor dir steht der Dr. Jekyll der Neuzeit", erklärte er mit einem schalkhaften Lächeln, das - wenngleich es Maxine nicht galt - dennoch nicht ohne Wirkung auf sie blieb. Er besitzt keine der Eigenschaften, die du dir bei einem Mann wünschst, rief sie sich sofort zur Vernunft. Vielleicht sah er gut aus und hatte Verstand, doch andere Qualitäten waren wichtiger.
„Dr. Jekyll?" wiederholte Susan lachend. „Es tut mir Leid, Marc, aber den nehme ich dir nicht ab. Du bist die Korrektheit und die Unbestechlichkeit in Person." Sie wandte sich an Maxine. „Hat er Ihnen erzählt, warum ihn seine letzte Arzthelferin verlassen hat?"
Maxine schüttelte den Kopf.
„Lass uns nicht ..."
„Weil er", unterbrach Susan ihn energisch, „keine Doktorspiele mit ihr spielen wollte -
wenn Sie verstehen, was ich meine."
Maxine verstand sehr gut, was sie meinte, und sah Marc an, dessen sonnengebräuntes
Gesicht noch eine Nuance dunkler geworden war. „Vielen Dank, Suze," meinte er leise.
„Ich hätte vielleicht vergessen, es zu erwähnen."
Vertraulich stieß sie Maxine an. „Er ist ein Tugendheld par excellence, aber wir lieben ihn alle."
Wieder blickte Maxine ihn an und stellte fest, dass sich in seinen Zügen eine gewisse Verletzlichkeit spiegelte. Er mochte zwar ein Brummbär sein, war allerdings einfach bezaubernd, wenn er verlegen war. Und seine Frau zweifelte offenbar kein bisschen an seiner Treue, denn sonst hätte sie ihn nicht mit der Arzthelferin aufgezogen.
„Du solltest gehen, Suze. Ich glaube, ich höre das Baby weinen."
„Ich liebe dich auch", erwiderte sie lachend und sah auf ihre Armbanduhr. „Es ist Zeit für Kyles Abendfläschchen. Wenn du ihn weinen hörst, hast du bessere Ohren als Foof!" Sie küsste ihn zum Abschied auf die Wange und wandte sich zu Maxine um. „Wir wohnen oben auf dem Hügel. Hoffentlich kommen Sie uns oft besuchen. Auf der Insel gibt es kaum Frauen, weshalb ich einen großen Nachholbedarf in puncto ,Weibergeschwätz' habe." Sie schlenderte zur Tür. „Immer vorausgesetzt natürlich, dass Kapitän Bligh Ihnen überhaupt Freizeit gewährt."
„Er wird nicht umhinkönnen!" rief Maxine ihr nach. Offenbar benutzte der Doktor das Cottage als Praxis und wohnte mit seiner Familie oben auf dem Hügel. Komisch, sie hatte eigentlich den Eindruck gehabt, dass er hier zu Hause war.
„Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer", erklärte er, sobald Susan die Tür hinter sich geschlossen hatte, und zeigte in Richtung Küche. „Es liegt da hinten."
„Jawohl, Kapitän." Sie salutierte.
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