Liebe ahoi
der jungen Mutter den wimmernden Säugling in den Arm. „Hier ist Ihre Kleine", erklärte sie mit einem zärtlichen Lächeln, das Marc den Atem raubte. „Haben Sie schon einen Namen für sie?"
Er konnte den Blick nicht von ihrem Gesicht abwenden. Ihre Wangen waren gerötet und
ihr Haar in aller Eile zu einem Pferdeschwanz gebunden, so dass sie kaum älter als Sally aussah.
Als Rafe ihn am Sonntagmorgen um eins angerufen hatte, war er, Marc, noch immer
wach gewesen, denn er hatte ständig an Maxine denken müssen. Wie ihr blondes Haar im Mondlicht geschimmert hatte! Wie sie in seinen Armen vor Kälte gezittert hatte! Diese unfreiwillige Rettungsaktion hatte ihn Nerven gekostet. Überhaupt besaß diese Frau ein ungeheuerliches Talent, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie raubte ihm den Schlaf, weil sie ihm in glühenden Wachträumen erschien, die er nur schwer vertreiben konnte.
Normalerweise freute er sich nicht über einen Notfall mitten in der Nacht. Aber als vor gut zwei Stunden das Telefon geklingelt hatte, war es ihm wie eine Erlösung vorgekommen. Und jetzt hatte er einem neuen, gesunden Erdenbürger auf die Welt
geholfen.
Tief atmete Marc ein und betrachtete lächelnd Mutter und Kind. Und der frisch
gebackene Vater saß stolz und staunend neben ihnen auf dem Bett und strich seiner Frau zärtlich über die feuchte Stirn.
Sally blickte ihren Mann an. Sie schienen sich ohne Worte zu verstehen, denn nach
wenigen Sekunden nickte Rafe, und Sally wandte sich lächelnd Maxine zu. „Für den Fall, dass wir eine Tochter bekommen, wollten wir sie nach Ihnen und den beiden Großmüttern benennen." Sie küsste die Kleine auf die Wange. „Das ist Maxine Doris Constantina Leggett." Sie strahlte Maxine an. „Wir finden, dass ,Maxine Leggett' schön klingt", erklärte sie und sah Marc an. „Und sollte unser nächstes Kind ein Junge werden, wird er wie Sie heißen, Dr. Marc. Marcus Joseph Albert Leggett. Ist das nicht auch ein hübscher Name?" Zaghaft lächelte sie ihn an, als brauchte sie seine Zustimmung.
Marc beugte sich zu ihr und drückte ihr behutsam die Hand. „Das ist ein feiner Name.
Ich werde mich geehrt fühlen." Er richtete sich wieder auf und spürte, wie er Maxines Arm berührte. Sogleich wandte sie sich ab, wie er ebenfalls feststellte, und es fiel ihm schwer, Sally weiter aufmunternd anzulächeln.
Bald darauf fuhren sie nach Merit Island zurück. Maxine saß schweigend neben ihm und sah durchs Fenster hinaus auf den Atlantik. Was wohl in ihr vorging? Aus irgendeinem unerfindlichen Grund musste er es wissen, und so drehte er sich zu ihr hin. „Wie hat Ihnen Ihre erste Entbindung gefallen?"
Maxine zuckte zusammen, als hätte sie nicht damit gerechnet, angesprochen zu werden.
Unwillkürlich blickte sie ihn an, und er entdeckte erstaunt die Tränen in ihren Augen.
Sie schniefte und blinzelte sie weg. „Das war schon toll, Doc", sagte sie leise, lächelte verhalten und schüttelte den Kopf. „Maxine Leggett. Das kleine Mädchen wird sein Leben lang meinen Namen tragen."
Aufmerksam betrachtete er sie, während sie darüber nachdachte. Er beobachtete, wie
ihre Lippe zu beben begann, und las überrascht in ihren Augen, wie tief bewegt sie war.
Sie wirkte bezaubernd und verletzlich. So hatte er sie noch nie erlebt.
Obwohl schon mehrere Babys nach ihm benannt worden waren, empfand er es jedes Mal
wieder aufs Neue als Ehre. Er wusste genau, was sich gerade in ihr abspielte. Sie fühlte sich geschätzt, aber zugleich auch unwürdig.
„Aus der kleinen Maxine Leggett dürfte einmal eine beachtliche Frau werden, falls sie nur halb so viel Mut hat wie Sie."
Hatte er das wirklich laut gesagt? Ja, und es tat ihm kein bisschen Leid. Maxine hatte ihm sehr geholfen und das Kompliment wirklich verdient.
Überrascht wandte sie sich ihm zu. Marc sah, wie ihr eine Träne über die Wange lief.
Und er hätte sich am liebsten zu ihr geneigt und ihr die Tränenspur weggeküsst.
7. KAPITEL
Sie hatte nicht vor, den Sonntag im Arzthaus zu verbringen. Als Maxine allerdings sah, wie Marc sich über einen Aktenschrank beugte, fühlte sie sich verpflichtet, ihm ihre Hilfe anzubieten. Doch er lehnte energisch ab und deutete unmissverständlich zur Tür.
Nicht, dass sie ihm deshalb böse war. Vorhin auf dem Boot hatte sie etwas in seinen
Augen gelesen, das sie nach ihrer Rückkehr von den Leggetts kaum hatte schlafen lassen.
Vielleicht war es nur eine Sinnestäuschung gewesen, aber einen Moment lang
Weitere Kostenlose Bücher