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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aufgefallen, Genossen. So etwas übersieht man nicht. Und irgendwo hätten sie auch einen Halt einlegen müssen, um ein Häppchen zu essen oder ein Gläschen zu trinken oder – Menschen sind wir alle – auf einen stillen Ort zu gehen. So eine Autofahrt regt die Blase an, das ewige Rütteln und Schütteln und Schwanken. Nein, Genossen … bei uns ist so etwas, was ihr sucht, nicht durchgekommen.
    Tumow hatte keinen Anlaß, diese Aussagen zu bezweifeln. Und da es die Dörfer waren, die in einem weiten Kreis um Perjekopsskaja lagen und Jelena ja in einer Richtung davongefahren sein mußte, gab es nach dem Gesetz der Logik nur eine Möglichkeit: Sie hatte Perjekopsskaja nie verlassen. Sie verbarg sich hier irgendwo in der Steppe, am Don-Ufer, in den Birkenwäldern, vielleicht sogar in einem Haus ganz in der Nähe und blickte höhnisch auf die vier Wagen aus Wolgograd.
    Kolzow stand wie eine Säule und schwieg. Jetzt sind Njuscha und Sascha schon in Wolgograd, dachte er. Ob sie sofort eine Unterkunft finden, oder ob sie draußen in der Steppe, am Rande der Stadt, übernachten müssen? Schon sind die Nächte warm, der Sommer weht von Tag zu Tag heißer aus den Weiten Asiens … aber es wird auch einmal regnen, und dann ist es schlecht, auf dem bloßen Boden liegen zu müssen.
    Er schloß die Augen und gab sich sekundenlang ganz dem väterlichen Schmerz hin. Meine kleine Njuscha, dachte er zärtlich, sie wird's schon machen. Aufgewachsen ist sie mit der Natur, und sie wird sich nicht besiegen lassen von der Natur. Vielleicht bekommen sie sogar ein Zimmerchen und werden leben wie die verliebten Vögel im Nest. Fünfhundert Rubel habe ich ihr mitgegeben, mehr war nicht da, ein Bauer am Don ist kein reicher Mensch, und es war sauer genug, die fünfhundert zu sparen. Evtimia wußte nichts davon, und sie machte Augen wie Pfannkuchen, als ich mit den Rubelchen herankam und sie Njuscha in die Hand drückte. Nachher hat sie gefragt: »Du alter Gauner, woher hast du das Geld? Nicht einen Gefallen hast du mir in den letzten Jahren getan. Wenn Rebikow neue Kleider ins Magazin bekam, wurdest du taub wie eine Eule. Die Schuhe fallen mir von den Füßen. Und du hebst fünfhundert Rubel auf! Eine Schande ist das!« Und er hatte geantwortet: »Wie gut, daß ich sie habe. Als ob ich es geahnt hätte. Einmal werden wir sie brauchen, habe ich immer gedacht. Eine schlechte Ernte, ein nasser oder ein trockener Sommer oder die Pferdepest … was ist alles möglich! Dann brauchen wir nicht nur Rüben zu essen, sondern können uns ab und zu auch ein Stückchen Fleisch leisten.«
    Er schrak auf, als ein Milizsoldat ins Zimmer kam mit einem Tablett voll Essen. Es dampfte aus den Schüsseln, und sofort roch der Raum nach Kartoffeln, Kraut und Bratensoße. Kolzow hob witternd den Kopf. In seinem Magen bohrte der Hunger, und als der Soldat auch noch eine Flasche mit Birkenwein brachte, lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
    Ich schlage dem den Schädel ein, der dem Kerl aus Moskau dieses Essen gestiftet hat, dachte er voller Wut. Ich stehe hier herum und halt für alle den Kopf hin, und einer von ihnen verpflegt meinen Peiniger mit dem besten Essen, das es gibt. Aber sie werden draußen schon wissen, woher das Essen kommt. Und sie werden dem widerlichen Verräter den Hintern gerben, bis er weich ist wie ein Pudding.
    Später stellte sich heraus, daß Tumow sein Essen einfach hatte beschlagnahmen lassen. Es war bei der Olga Schepetkowa, die zwar mannhaft mit einer Pfanne um sich drosch, als die Soldaten in ihrem Haus erschienen, aber was half das schon? Die Milizer holten die Schüsseln aus dem Schrank, füllten sie mit Kraut, Kartoffeln und Braten, fanden die Flasche mit Birkenwein und verabreichten zum Abschied der schreienden Olga eine schallende Ohrfeige. Wassili Schepetkow, der eine halbe Stunde später von den Feldern kam und die Mißhandlung seiner Frau erfuhr, bewaffnete sich sofort mit einer Eisenstange und rannte zum Parteihaus.
    »Wo sind sie?« brüllte er schon von weitem wie ein verhungernder Stier. »Ich bin ein freier Bürger dieses Landes! Platz da, Genossen, Platz!«
    Aber die anderen hielten ihn fest und schleiften ihn zur Seite. Im Schatten der Stolowaja, dem Versammlungssaal für kulturelle Erziehung, beruhigte er sich und trank zwei Gläser Wodka auf seine Wut. »Auch wenn er ein Major ist«, knirschte er und stöhnte vor unterdrücktem Zorn. »Er hat die Frau eines Kosaken schlagen lassen! Wer hätte das früher überlebt

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