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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Racheakt gewesen sei, gerichtet gegen den ältesten Sohn und Erben Sifkows, den geachteten Chemiker Boris Nikolajewitsch. Er war kurz vor dem Tod des Alten ausgezeichnet worden und hatte viele Neider.
    Borja Ferapontowitsch aber brauchte achtzig Rubel, um den zuständigen Friedhofsbeamten zu bestechen und Dimitri Grigorjewitsch Kolzow ewige Ruhe zu garantieren.
    Die Nachricht vom Tode Kolzows traf in Perjekopsskaja durch ein Telegramm ein. Es hatte keinen Absender, aber jeder wußte, wer es geschickt hatte. Piotr Nikoforowitsch Bulganin, der Posthalter, stieß seinen Stuhl um und raufte sich die Haare, als das Telegramm telefonisch durchgegeben wurde. Es war an Evtimia Wladimirowna gerichtet, und schon die Adresse war eine Tragödie.
    An die Witwe Kolzowa –
    Bulganin rannte aus der Post, warf sich auf sein Pferd und ritt zunächst zu dem Sattler Luschkow. »Wie soll man es ihr beibringen?« rief er, warf sich auf einen Stuhl und reichte Luschkow das Telegramm. »Sie wird umfallen wie ein Klotz. Der Schlag wird sie treffen. Es ist nicht zu begreifen. Unser Dimitri Grigorjewitsch. Wer ahnte das, als wir ihm das Geleit gaben?«
    Luschkow las das Telegramm. »Dimitri Grigorjewitsch Kolzow wurde gestorben. Er hat jetzt den ewigen Frieden.«
    »Ich könnte heulen wie ein altes Weib!« schrie Bulganin.
    »Wurde gestorben –«, sagte Luschkow. »Begreifst du das, Piotr Nikoforowitsch? Los, reite zu Vater Ifan! Er soll die Glocken läuten. Alle versammeln sich am Don! Das ist ein Tod, der uns alle angeht!«
    Bulganin stürzte aus dem Haus, warf sich auf seinen Gaul und ritt wie der Satan zur Kirche. Auch Vater Ifan, der Pope, las das Telegramm mit zuckendem Gesicht, bekreuzigte sich, hielt das Formular dem heiligen Wladimir vor die Nase und sagte: »O Erzvater, sieh dir das an! Vor vierzig Jahren wurde ich zum Priester geweiht, aber vorher war ich Kosak. Beurlaube mich für eine kurze Zeit, bis diese Sache durchgestanden ist.«
    Dann rannte er zum Turm, zog an dem Seil und ließ die Glocke aufjammern, als gehe die Welt unter. Vom Parteihaus heulte fast gleichzeitig die Sirene. Dort hatte Kalinew, der Schuster, der in Kolzows Abwesenheit die Geschäfte des Dorfsowjets betrieb und von allen Genossen einstimmig dazu gewählt worden war, auf den elektrischen Knopf gedrückt und den Alarm ausgelöst. Ein Höllenlärm war's der über Perjekopsskaja hinwegkreischte und hinaus in die Steppe flog, mitgezogen vom Wind, der über die Weiden und Felder strich.
    Am Don-Ufer, dort wo man Granja hingerichtet hatte, kamen sie alle zusammen, das ganze Dorf stand herum, die Weiber mit ihren Kindern und die Uralten, die man zu zweit unterfassen mußte, damit sie überhaupt von der Stelle kamen, und der Pope Ifan war da, kaum noch erkenntlich, nur an seinem wallenden weißen Bart, denn er trug eine alte Kosakenuniform, die er aus der Tiefe einer Kiste gegraben hatte, wo sie fast fünfzig Jahre versteckt gelegen hatte. Urväterchen Babukin saß im Sattel seines zittrigen Pferdes und weinte helle Tränen, und das war's, was allen, die jetzt zum Don liefen, zuerst auffiel, denn keiner konnte sich erinnern, Babukin jemals weinen gesehen zu haben. Fluchen, das konnte er, und viel Blödsinn machte er, was man seinem unschätzbaren Alter zuschrieb – aber weinen war etwas Neues bei ihm. Ein paarmal fragte man ihn, was der Alarm bedeute … aber Babukin ballte nur die Fäuste, hob sie in den Himmel und brüllte mit heiserer Stimme: »Es muß Blitze regnen!«
    »Jetzt ist er total verrückt geworden«, flüsterte man und ließ den Alten in Ruhe. Aber auch Kalinew und Rebikow benahmen sich merkwürdig, und Tutscharin, der Sargmacher, hing auf seinem Gaul und winkte stumm ab, wenn man ihn bedrängte. Erst als alle, die kommen konnten, am Don versammelt waren, holte Vater Ifan das Telegramm aus Wolgograd aus der Tasche seiner alten Uniform. Evtimia war nicht unter der Menge … seit dem Weggang Kolzows verließ sie kaum das Haus, wanderte vom Stall zur Scheune und von der Scheune zum Garten und von dort wieder zurück ins Haus, immer in ihrer schwarzen Kleidung, als übe sie, den Rest ihres Lebens allein zu sein.
    Vater Ifan schwenkte das Telegramm durch die Luft, damit es jeder sehen konnte. Dann richtete er sich in den Steigbügeln auf, als wolle er eine ganze Schwadron Kosaken zur Attacke kommandieren.
    »Leute, es ist ein Telegramm gekommen. Ich lese es vor: Dimitri Grigorjewitsch Kolzow wurde gestorben. Er hat jetzt den ewigen Frieden.« Er ließ

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