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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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drückte hinten nach. Njuscha lief an der Seite nebenher und betrachtete wehmütig den Sack, in dem ihr Vater lag. »Essen, trinken, Kleidung, Kinder zeugen und sterben … das ist, was ein Mensch im Leben nicht vermissen kann. Los, Sascha, drück noch mehr – verdammt –, er ist schwerer als der alte Sifkow. So ist es gut … Vorsicht, nicht so schnell um die Ecke. Soll er aufs Pflaster rollen, du Idiot?«
    Es dauerte zwei Stunden, bis sie wieder auf dem Friedhof anlangten. Dort legten sie Kolzow in den schönen Sarg des alten Sifkow und bedeckten ihn mit Blumen. Zum letztenmal streichelte Njuscha über das Gesicht ihres Vaters, ehe sie den Sargdeckel aufhoben und Borja kommandierte: »Nicht kanten! Gerade drauf setzen! Soll ihm der Deckel aufs Gesicht fallen, he?« Dann knirschten die Schrauben in das Holz, Borja setzte sich erschöpft auf den Katafalk und wischte sich den perlenden Schweiß von der Stirn.
    Auf dem gleichen Karren fuhren sie später den Sarg zu der einsamen Birke im neuen Friedhofsteil, und zu dritt hoben sie das Grab aus, stumm, keuchend vor Eile, vom Schweiß überzogen, daß ihnen die Kleider am Körper klebten.
    Es dämmerte bereits, als endlich der schwere Sarg an dicken Stricken in die Grube glitt, und das war nochmals eine schwere Arbeit für zwei Männer, wo sonst vier die Taue hielten. Borja passierte zu allem das Unglück, daß er das Gleichgewicht verlor … er rutschte aus, sauste in das Grab und fiel auf den Deckel des Sarges. Dort lag er ein paar Sekunden bewegungslos, und Bodmar rechnete damit, daß sich Borja das Genick gebrochen hatte. Aber dann regte sich der Alte wieder, fluchte unheilig und kletterte aus dem Grab.
    »Mühe macht er schon, dein Väterchen!« schrie er und warf die erste Schaufel Erde auf den Sarg. »Wäre ja auch kein Kosak, wenn nicht immer was Besonderes passierte.«
    Sie schaufelten das Grab zu, und Njuscha stand neben Borja und Bodmar und stampfte die Erde fest, als der Morgen hell über Wolgograd aufstieg und die Sonne aus der Steppe in den Himmel kletterte. »Gehen wir«, sagte Borja, als sie fertig waren und gab Bodmar einen Stoß in die Rippen. »Lassen wir Njuscha allein.«
    Sie gingen ein paar Meter abseits und setzten sich auf eine alte Tonne, steckten sich eine Papyrossa an und rauchten schweigend. Njuscha stand vor dem Grab, hatte die Hände gefaltet und betete.
    »Sie ist ein gutes Weib«, sagte Borja leise und nickte zu ihr hin. »Tapfer, stark und unermüdlich. Du mußt sie gut behandeln, Sascha.«
    »Ich liebe sie, daß es schon fast Wahnsinn ist«, antwortete Bodmar.
    »Sie verdient es. Glaube mir … es gibt keine bessere Frau als Njuscha. Aber wie soll's nun mit euch weitergehen?«
    »Wir werden in Wolgograd bleiben.«
    »Das ist gut.« Borja Ferapontowitsch schnalzte mit der Zunge. »Am sichersten ist ein Floh unter Flöhen.«
    Am Vormittag erschien auf dem Friedhof die Polizei. Etwas Ungeheuerliches, man kann schon sagen Einmaliges, war geschehen: man hatte in der Nacht einen Toten gestohlen. Als die Hinterbliebenen des alten Sifkow gegen zehn Uhr in dem Aufbahrungsraum VIII erschienen, um ihre Trauer fortzusetzen, stand der Katafalk leer da. Zunächst dachte man an einen Irrtum, schrie nach Auskunft, glaubte, man habe den Alten schon in die Erde versenkt … aber Borja, der zuständige Distriktsleiter, versicherte, es sei heute im südlichen Teil noch kein Mann begraben worden. Nur zwei Frauen. Eine Verwechslung sei unmöglich, denn er habe die Deckel selbst zugeschraubt und könne eine Frau von einem Mann unterscheiden, auch wenn sie tot seien.
    Die Friedhofsverwaltung und auch die Polizei waren ratlos. Es gab keine Spuren, es gab kein Motiv.
    »Um den Sarg ging es!« brüllte Onkel Suschkanow, ein dicker Glatzkopf aus Kasan, der extra zum Begräbnis an die Wolga gereist war. »Der Sarg hat hundertachtzig Rubel gekostet. Ein Sarg mit Schnitzereien. Und den Alten haben die Hurensöhne auf den Müll geworfen.«
    Aber auch diese Version erwies sich bald als unrichtig. Die Leiche des alten Sifkow tauchte nirgends auf, der Sarg blieb ebenfalls verschwunden … wer wußte schon, daß die Studenten im Sezierraum der Universität unter Leitung von Professor Ronkischew am Herz eines alten Mannes feststellten, daß der Tod durch einen Thrombus eingetreten war, der die Lungenarterie verstopfte.
    Man sprach noch lange von dem gestohlenen Sifkow. Auf dem Friedhof, im Verwandtenkreis, bei der Polizei. Schließlich einigte man sich darauf, daß es ein

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