Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
wirklich noch lebte und quicklebendig in Wolgograd herumsaß. Hundert Jahre würde man über Perjekopsskaja lachen. Und wer war schuld? Natürlich wieder Babukin. Von ihm kam der Vorschlag mit dem Denkmal. Man sollte den Alten ewig eingesperrt lassen. Eine Gefahr für die ganze Menschheit ist sein verkalktes Hirn.
    »Ein ehrliches Wort, Genosse Major –«, sagte Kotzobjew heiser. »Lebt er nun, oder lebt er nicht mehr? Sie werden verstehen, daß das von allgemeinem Interesse ist.«
    »Er ist tot«, sagte Tumow steif.
    »Gott sei Dank!« entfuhr es Kalinew. »Dann stimmt alles wieder.« Er straffte sich, als nehme er eine stramme Haltung ein. »Genosse Major, der Sowjet von Perjekopsskaja bittet um die Freigabe der Leiche des Genossen Kolzow. Er soll in heimatlicher Erde begraben werden.«
    »Er ist bereits begraben.« Tumow legte die Hand an die Pistolentasche. Für ihn lag Kolzow jetzt in der Anatomie … daß es der alte Sifkow war, blieb ein ewiges Geheimnis. »Auch Wolgograd ist heimatliche Erde. Bezweifeln Sie das?«
    »Nein«, Kalinew gab Kotzobjew, der etwas Scharfes entgegnen wollte, unter dem Tisch einen Tritt gegen das Bein. »Nur hätten wir unseren Freund Dimitri Grigorjewitsch gerne hier. Die Steppe, der Don … das war sein Land. Über sein Grab sollen die Pferde galoppieren –«
    »Er ist begraben, das genügt.« Tumow ging zum Fenster und sah hinaus. Auf dem Platz vor dem Parteihaus stauten sich die Menschen. Der Hubschrauber war eingekeilt von jungen Burschen, die den Piloten in ein Gespräch gezogen hatten. »Es ist nicht im Sinne Moskaus, daß Kolzow wie ein Märtyrer verehrt wird. Er war ein Gegner des Volkes. Trotzdem haben Sie ein Ehrenmal bauen lassen.«
    »Ja –«, antwortete Kotzobjew schlicht.
    »Es wird eingerissen.«
    »Nein.«
    Tumow fuhr herum. Er sah in starre Gesichter, in funkelnde, gefährliche Augen.
    »Ich befehle es!« schrie er mit heller Stimme.
    »Mit welcher Vollmacht?« Kalinew entschloß sich, nun doch ein Held zu werden. Befehlen, einem Kosaken befehlen … dazu gehört mehr als eine Uniform. »Es wäre zu prüfen, wer hier zu befehlen hat.«
    »Sie wollen prüfen?« brüllte Tumow. Er beugte sich über den Tisch, nahm plötzlich das Bild Kolzows und schleuderte es gegen die Wand. »Vollmachten? Ich bin hier, und wo ein Tumow steht, ist Vollmacht genug! Begreifen Sie das?«
    »Nein.«
    »Dann wird man es Ihnen beibringen!«
    »Wie denn? Mit Gewalt? Wir leben in einem Land der freien Bauern und Arbeiter. Wollen Sie einen Aufstand? Sie können ihn haben, Genosse Major! Morgen brennt vielleicht Perjekopsskaja, aber übermorgen brennt es am ganzen Don, von Rostow bis Woronesch, und die Flammen werden bis Moskau stinken, und an diesem Gestank wird auch ein Major Tumow ersticken. Wir haben keine Angst … haben Sie schon einmal zitternde Kosaken gesehen?«
    Tumow schwieg. Er zitterte vor Zorn, aber die Klugheit gebot ihm, jetzt ruhig zu bleiben. Er beobachtete Kotzobjew, wie er Kolzows Foto vom Boden aufsammelte und es oben in sein Hemd steckte, mit der Bildseite nach außen. Wie ein großes Medaillon klebte es ihm unter dem Hals. Auch das war eine Demonstration gegen Tumow … er begriff es und wandte sich schroff ab.
    Zu Fuß ging er später durch das Dorf und besichtigte das halbfertige Ehrenmal. Er umkreiste es, blickte über den Don und ging dann langsam zurück zum Parteihaus.
    Hinter den Flechtzäunen standen die Weiber, Kinder und Uralten, starrten ihn an und spuckten über den Zaun. Die Hunde zerrten kläffend an den Ketten, der Dorfidiot Warlam tanzte vor ihm her, und schrie immerfort: »Wer will ein Schweinchen schlachten? Wer will ein Schweinchen schlachten?« Dann blieb er stehen, knöpfte seine Hose auf und bepinkelte Tumow.
    Tumow fegte ihn mit einer gewaltigen Ohrfeige zur Seite gegen einen Zaun und ging mit eisigem Gesicht weiter. Vor dem Parteihaus standen Kotzobjew und Kalinew mit den anderen Parteigenossen.
    »Das Denkmal wird eingerissen!« sagte Tumow laut.
    »Wir bauen es weiter!« brüllte ihm der Chor der Männer entgegen. Es war offensichtlich – man hatte es schnell einstudiert.
    »Ich lasse das Dorf von Militär besetzen! Mein letztes Wort!«
    »Sollen sie kommen, die Jüngelchen!« schrie einer aus der Menge. »Sie haben noch keinen Kosakenangriff erlebt! In die Hosen werden sie sich scheißen! Gebt ihnen bloß Ersatzhosen mit, Genosse, sonst stinkt's noch tagelang.«
    Tumow kletterte in den Hubschrauber und schloß die Tür der Glaskabine. Es

Weitere Kostenlose Bücher