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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gehen dort in Deckung.«
    In die Soldaten kam Bewegung. Wie auf dem Exerzierplatz sprangen sie in Gruppen zu den Lastautos und fielen dort in das hohe Gras.
    Babukin stieß einen lauten höhnischen Schrei aus.
    »Sie bilden eine Wagenburg!« schrie er. »Immer zu, Freundchen … je enger zusammen, desto besser können wir mähen!«
    Im Funkwagen hatte man unterdessen Verbindung mit der Kommandozentrale in Wolgograd bekommen. Dort waren die Offiziere ziemlich ratlos. So etwas hatte es bisher noch nicht gegeben … das war überhaupt bis zum heutigen Tag nicht denkbar gewesen. Eine Kolonne der Roten Armee wird im eigenen Land bedroht. Fast tausend berittene und bewaffnete Kosaken versperren die Straße. Ein Bruderkrieg am Don! Noch waren es nur die Männer um Perjekopsskaja … aber wenn sich das herumsprach, wurde es wie ein Steppenbrand, den der Wind über das Land treibt. Von Woronesch bis Rostow würden die Kosaken zu ihren Pferden rennen und alles, was sich ihnen in den Weg stellte, kurz und klein schlagen. Man wußte, was für unsichere Kommunisten diese Kerle waren, wie tief noch in ihnen die Sehnsucht nach einem eigenen großen Kosakenstaat saß.
    Oberstleutnant Rossoskij, ausgestattet mit allen Vollmachten, wurde in diesen Stunden zur allein entscheidenden Person. Der Kommandeur der Truppen von Wolgograd, General Wassilenkow, fuhr selbst ins Hauptquartier des KGB und legte die Verantwortung nieder.
    »Ich habe eine Kompanie zur Verfügung gestellt«, sagte er. »Halten wir das gleich fest: Es geschah auf Ihre Veranlassung, Genosse Oberstleutnant. Wenn es zu einer blutigen Auseinandersetzung kommt, haben Sie das in Moskau zu verantworten. Wir kennen die Leute am Don … mit ihnen können Sie den Teufel aus der Hölle holen. Aber sie können auch eine Hölle aufreißen, wenn man ihnen Unrecht tut.« General Wassilenkow sah Oberstleutnant Rossoskij herausfordernd an. »Warum will das KGB dieses harmlose Dorf besetzen lassen? Warum tragen Sie Unruhe in die ganze Gegend?«
    Rossoskij faltete die Hände auf der Tischplatte. Er wirkte wie ein eleganter Mensch, aber seine Kälte war so groß, daß jeder in seiner Nähe eine Gänsehaut bekam.
    »Es ist eine politische Angelegenheit, Genosse General«, sagte er knapp.
    »Von so großer Wichtigkeit, daß man einen Bruderkrieg riskiert?«
    »Warum übertreiben die Truppenkommandeure immer so? Ein Bruderkrieg. Wenn ein paar Kosaken husten, hat noch nicht die gesamte Sowjetunion die Schwindsucht.«
    »In der Steppe stehen tausend Reiter bereit, Genosse! Zugegeben, es ist keine Schwierigkeit, sie alle zu vernichten, auch einen Aufstand der gesamten Kosaken bekommen wir schnell unter Kontrolle, ich kann sofort mit drei Divisionen das gesamte Don-Gebiet besetzen lassen … aber ist das nötig? Ist Ihre politische Angelegenheit das wirklich wert?«
    Rossoskij zog die Augenbrauen hoch und schwieg. Es widerstrebte ihm, nachzugeben; er war ein Mensch, der sich für nicht besiegt erklärte, solange er noch mit den Zähnen um sich beißen konnte. Ein Lehrsatz von ihm war bei den Schülern der KGB-Schule berühmt: »Man kann euch Beine und Arme abhacken und die Brust aufschlitzen … ihr seid nicht besiegt, solange euer Gehirn denkt: Ich will nicht!«
    General Wassilenkow winkte. Zwei Funker brachten ein tragbares Funkgerät ins Zimmer und stellten es vor Rossoskij auf den Schreibtisch. Ein paar Sekunden lang kreischte und rauschte es im Empfänger, dann tönte aufgeregt eine Stimme aus dem Apparat.
    »Die Kosakenschwadronen stellen sich in einem Halbkreis auf … Ein Reiter, verdammt, es ist ein Priester in Uniform, reitet die Formation ab und segnet alle mit einem großen Kreuz … Sie wollen tatsächlich angreifen. Wir haben uns hinter den Wagen verschanzt. Wir brauchen dringend Verstärkung. Schickt Flugzeuge. Sofort! Wir erwarten weitere Befehle …«
    General Wassilenkow trommelte mit den Fingern auf den Tisch. In seinem Gesicht zuckten die Wangenmuskeln.
    »Sollen wir mitanhören, wie man eine ganze Kompanie abschlachtet? Und weswegen?«
    »Wegen eines Denkmals –«, sagte Rossoskij leichthin.
    »Das kann doch nicht wahr sein, Genosse …«, stotterte Wassilenkow.
    »Sie werden das nie verstehen, Genosse General. Was machen Sie, wenn Sie ein Geschwür haben? Sie behandeln es mit Zugsalbe oder schneiden es heraus. Nichts anderes ist dieses Denkmal. Ein winziges Geschwür am Körper unseres Volkes, eine Millimeterwarze. Sie stört, sie muß weg. Aber seien wir klüger als diese

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