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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kosaken. Befehlen Sie, daß sich die Kompanie am jetzigen Ort einrichtet. Sie soll ein Lager bauen. Warten wir ein paar Tage. Ich kenne meine Steppenreiter … heute sind sie vor Heldentum blind wie die Bullen vorm Bespringen … aber dann bröckeln sie ab, die persönlichen Streitigkeiten kommen wieder, und sie haben genug mit sich selbst zu tun.«
    General Wassilenkow atmete sichtbar auf. Noch vom Zimmer Rossoskijs aus flog der Befehl über Funk an den Don.
    Vater Ifan hatte unterdessen seine Segnungsrunde beendet, und nichts hinderte die Kosaken mehr daran, mit Geschrei, gefällten Lanzen und schwingenden Säbeln auf die Soldaten aus Wolgograd loszureiten. Die einzelnen Schwadronen ballten sich zusammen, die Hornisten schielten zu Kalinew, der einsam vor den tausend Pferden stand und nur die Hand zu heben brauchte.
    »Das wird mein Tod sein«, sagte der alte Babukin zu Kotzobjew, der neben ihm stand. »Mein ganzes Leben lang habe ich mir gewünscht, im Sattel zu sterben. Im Bett, pah, das kann jeder. Gehört ein Kosak ins Bett, wenn's in die Ewigkeit geht? Es war schon ein schwerer Schlag für mich … da wird man älter und älter, weiß schon gar nicht mehr, wie viele Jahre man auf dem Buckel hat, und einmal muß man ja weg aus der Welt, und weit und breit ist keine Gelegenheit zu sehen, daß man im Sattel stirbt. Im letzten Krieg haben sie mich nicht genommen, weil ich schon zu alt war, gegen die Chinesen lassen sie einen nicht reiten, und da wäre es doch tatsächlich so geworden, daß ich im Bett liege und die Seele aushauche wie ein Weib.« Er schneuzte sich und klemmte dabei den Säbel unter die Achsel. »Nun beschert mir Gott den heutigen Tag. Warum läßt Kalinew nicht zur Attacke blasen?«
    Vor ihnen tönten einige unverständliche Befehle. Die Soldaten kamen aus ihrer Deckung, stellten die Waffen zusammen, holten aus den Lastwagen Stoffballen und begannen Zelte aufzuschlagen. Die Autos fuhren zu einer Reihe zusammen, ausgerichtet wie auf dem Kasernenhof. Kein Zweifel … die Kompanie richtete sich ein, länger auf diesem Fleck der Steppe zu bleiben.
    Verwirrt ritt Kalinew zurück und winkte den Schwadronskommandeuren zu. Sie versammelten sich in einem Halbkreis um ihn und waren ebenso verblüfft wie Kalinew.
    »Sie greifen nicht an«, sagte er. »Und wenn sie nicht angreifen, können wir es auch nicht. Niemand soll sagen, daß wir die Unruhe zuerst ins Land getragen haben. Wir wollten uns nur wehren. Das verhindern sie jetzt. Niemand kann ihnen verbieten, daß sie in der Steppe ein Lager aufschlagen.«
    »Sie betrügen uns!« kreischte Babukin und spuckte durch die Gegend. »Sie wollen nur, daß wir uns auflösen, und dann marschieren sie weiter. Mit ihren Autos sind sie in fünf Minuten in Perjekopsskaja, wir aber brauchen fünf Stunden, bis alle wieder zusammen sind. Laßt euch nicht in die Taschen scheißen, Brüder!«
    Vater Ifan erkannte die Lage ebenfalls und ritt von der II. Schwadron herbei. »Man hat sie von Wolgograd aus gestoppt«, sagte er weise. »Ihren Plan erkennt ein Kind. Aber wir werden nicht so dumm sein, wie sie uns einschätzen. Eine Schwadron wird immer in Bereitschaft stehen, und wenn die Soldaten losfahren, schlagen wir sie aufs Haupt. Dazu brauchen wir keine tausend Mann. Seht sie euch doch an, die Jüngelchen … vor Angst schleichen sie herum wie die Mondsüchtigen!«
    »Ich werde es ihnen sagen!« schrie der alte Babukin. »Sie sollen wissen, mit wem sie es zu tun haben!«
    Er gab seinem alten Gaul die Sporen, und Kalinew brüllte: »Haltet ihn auf! Festhalten!«
    Aber dazu war es bereits zu spät. Babukin galoppierte davon, ehe ihn jemand ergreifen konnte, jagte hochaufgerichtet auf die zeltebauenden Soldaten zu und durchritt ein paarmal das sich schon in den Grundrissen abzeichnende Lager.
    »Hurensöhne!« brüllte er und spuckte den Soldaten ins Gesicht. »Kalmückenhengste! Schielende Teufel! Rotläufige Schweine! Schwanzlose Kater!« Sein Reichtum an Schimpfworten war unerschöpflich. Krakeelend und säbelschwingend durchraste er die Zeltreihen, ritt ein paar Zelte um und wunderte sich, daß ihn niemand aufhielt, daß keiner schoß oder ihn vom Pferd holte. Als er sah, daß die Soldaten sogar lachten, als sei er ein harmloser Idiot, der seine Späßchen treibt und seine Hose herunterzieht, galoppierte er mit weißem Gesicht zurück zu Kalinew und hielt sich nur noch mit Mühe auf dem Gaul.
    »Sie lachen mich aus!« stammelte er. »Brüderchen, sie lachen einen alten

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