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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte und schrieb einige Zahlen auf einen Fetzen Papier. Kalinew, der Schuster, assistierte ihm.
    »Er kann nur erlöst werden, wenn das Benzin verbraucht ist«, sagte er ganz richtig. »Und er hat zwölf Liter im Tank.«
    »Wieviel braucht er auf hundert Kilometer?« fragte Kolzow.
    »Sagen wir vier Liter.«
    »Dann kann er mit dem vollen Tank also dreihundert Kilometer fahren.« Sie sahen sich erschrocken an und begannen erneut zu rechnen. Währenddessen donnerte Klitschuk seine zwölfte Runde durch Perjekopsskaja.
    »Wie lang ist die Straße von dir bis Pinowskij?« fragte Kolzow.
    »Sagen wir fünfhundert Meter, gut gemessen.«
    »Der gleiche Weg zurück, macht tausend.« Kolzow erhob sich sehr ernst. Er drehte aus einer Zeitung einen Trichter und brüllte Klitschuk an, der die dreizehnte Tour mit flackernden Augen fuhr.
    »Dreihundert Kilometer mußt du fahren!«
    Rrrrrr – vorbei.
    Vierzehnte Runde. »Das ist dreihundertmal ums Dorf!«
    Rrrrrr – vorbei.
    Kolzow sah Kalinew traurig an. »Wie schnell fährt er?«
    »Ungefähr fünfzig die Stunde.«
    »Das sind sechs Stunden, Fedja!« schrie Kolzow Klitschuk an, als dieser schweißtriefend vorbeiratterte.
    Klitschuk quiekte wie ein kleines Ferkel. Seine Frau streckte beide Hände nach ihm aus und schrie: »Fedjuschka! Fedjuschka! Denk an die Kinder!«
    »Und an mich!«
    Das war Großmütterchen.
    So wurde es Abend, und Klitschuk kreiste noch immer auf seinem Wunderrad um das Dorf. Es hatte sich herumgesprochen, was in Perjekopsskaja geschah, von der Sowchose waren drei Lastwagen mit Arbeitern gekommen, die nun am Straßenrand standen und Lieder sangen zur Aufmunterung. In der dritten Stunde der Dorfumkreisung, die aufregender war als der Flug Gagarins zum Mond, veranstalteten vier Kosaken auf ihren schnellsten Pferden ein Wettrennen mit Klitschuk. Sie rasten neben dem donnernden Gefährt her über die Dorfstraße, ritten wie die Geisterreiter, aber Klitschuk war schneller. Er überholte sie elegant, sah sie mit traurigen, fast ersterbenden Augen an und bog bei Kalinew um die Ecke, während die Reiter ihre Gäule so schnell nicht herumreißen konnten und die Jagd fluchend aufgaben.
    Nach der vierundsechzigsten Runde gab man Klitschuk zu essen. Zwei Reiter jagten neben ihm her, reichten ihm einen Blechbecher mit Haferbrei, gequollen mit süßer, fetter Ziegenmilch, darauf drei dicke, geschälte Zwiebeln, damit Klitschuk nicht ganz von Kräften kam, und schließlich einen Becher voll Birkenwein.
    Fjodor Ignatowitsch aß und trank auf seinem tollen Motorrad und kurvte weiter um Perjekopsskaja. Wenn er seine Familie am Zaun stehen sah, schossen ihm die Tränen in die Augen, und er schwor sich, in Zukunft lieber auf einem Schwein zu reiten, als jemals wieder in den Sattel dieser Maschine zu klettern.
    Nach fünf Stunden und neun Minuten ging die Rechnung Kolzows auf: Das Teufelsding gab, als wisse es, wo es hingehörte, direkt vor dem Hause Klitschuks seinen Geist auf, der Motor machte plop-plop, die Maschine stand, weil Klitschuk mit beiden Stiefeln bremste, darauf fiel sie um, und Fjodor Ignatowitsch sank in die Arme seiner Frau, die ihn küßte und ins Haus schleifte.
    In der Nacht holte Rebikow das Motorrad zurück ins Magazin, im Schutz der Dunkelheit wie ein Leichenfledderer, und schrieb einen Bericht an die Fabrik. Klitschuk aber lag zwei Wochen im Bett auf dem Bauch – sein Hintern hatte keine Haut mehr und war rot wie bei einem Affen.
    Durch diesen Vorfall, über den man noch lange am ganzen Don sprach, wurde Kolzow gehindert, mit Bodmar über Njuscha zu sprechen. Außerdem war Jelena Antonowna aktiv geworden.
    Während der bedauernswerte Klitschuk die sagenhafte Dorfumkreisung vollführte und sich Rebikow in seinem Magazin einschloß, Njuscha weiterhin im Haus blieb und Bodmar diese einmaligen Szenen auf drei Farbfilme bannte, telefonierte Jelena vom Parteihaus aus mit Moskau. Kolzow hatte ihr den Schlüssel gegeben, weil sie sagte, sie wolle sich um einen neuen Wagen kümmern.
    In Moskau war man erstaunt, schon wieder von der Dobronina zu hören. Das Büro verband sie mit dem Leiter der Sektion, der Jelena unterstand, und hier saß der Oberstleutnant Rossoskij, ein wortkarger Mann mit Kneifer und grauem Haar.
    Rossoskij genoß einen legendären Ruf. Er hatte drei englische Agenten umgedreht und nach Moskau gebracht. Seitdem betraute man ihn mit Sonderaufgaben. Und Eberhard Bodmar war ein Sonderfall. Jelena erfuhr es jetzt zum erstenmal mit allen

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