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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Konsequenzen.
    »Der Termin 10. Juni ist kein fixes Datum, Genossin«, erklärte Rossoskij auf Jelenas Frage. »Es ist nicht bindend. Man kann die Zeit in Wolgograd von der Zweigstelle verlängern lassen, solange es Bodmar will. Natürlich in Grenzen. Sagen wir äußerstes Limit zwei Monate. Warum wollen Sie eigentlich Bodmar so schnell loswerden? Lassen Sie ihn in aller Ruhe fotografieren und schreiben … je mehr, um so lieber.«
    »Ich verstehe das alles nicht.« Jelenas erregter Atem war bis nach Moskau zu hören. »Allmählich kommt die Grenze, wo ich Bodmar nicht mehr überwachen kann. Er macht, was er will.«
    »Sehr gut. Das haben wir erwartet.« Rossoskij räusperte sich. »Wenn Sie es für nötig halten, machen Sie sofort Meldung. Wir greifen dann ein.«
    »Und dann –?« Jelena hielt den Atem an.
    »Ich will Ihnen die Sache erklären, Genossin Jelena.« Rossoskij sah keine Veranlassung, den Plan weiterhin zu verschweigen. Er kannte Jelena Antonowna, sie war des größten Vertrauens würdig. »In Deutschland, im Zuchthaus Bruchsal, sitzt unser Spitzenagent Dr. Pelzner. Verurteilt zu zehn Jahren Zuchthaus. Wenn es uns – also Ihnen – gelingt, Bodmar so zu lenken, daß seine Fotos und Berichte als Spionage zu interpretieren sind, werden wir ihn verhaften und als Agenten irgendeiner westlichen Organisation vor Gericht stellen und verurteilen. Und danach wird ein Spielchen folgen, das wir schon öfter gespielt haben: Wir bieten Bodmar gegen Dr. Pelzner. Die Westdeutschen werden nicht zögern und zustimmen. So kommt Bodmar wieder in seine Heimat zurück, und wir holen einen guten Mann zur weiteren Verwendung zurück nach Moskau. Das ist der ganze Trick, Jelena Antonowna. Also keine Aufregung, meine Liebe … lassen Sie Bodmar im Land herumspringen wie ein Füllen – um so dichter wird das Netz …«
    Jelena dankte für die Anweisung und legte den Hörer auf. Verwirrt starrte sie gegen die getünchte Wand des Parteibüros. Ihre Lippen bewegten sich in einer stummen Sprache. So also ist das, dachte sie. Ein Köder ist er, nur ein Köder. Deshalb alle Freiheiten, deshalb die unverständliche Freundlichkeit aller Behörden. Seinen jugendlichen Idealismus nützt man aus, baut ihn ein in das perfide Spiel der Geheimdienste, will mit ihm einen Hecht angeln, der in einem anderen Kescher schwimmt.
    Er ist nur ein Spielball. Ein Pingpongbällchen, das man über die Grenzen schlägt. West-Ost … Ost-West …
    Und er glaubt, er könnte dieses Land lieben, und es müßte ihn wiederlieben.
    Mein armer Tor. Mein blonder Narr. Mein verratener Liebling.
    Sie schloß das Parteibüro ab und ging zum Haus der Kolzows zurück. Ihr Plan stand fest: Ob Abflug am 10. Juni oder erst in zwei Monaten … diese Wochen gehörten ihr, um diese Tage und Nächte würde sie kämpfen wie eine Wölfin um ihre Jungen.
    Zum erstenmal spürte sie ganz deutlich, daß sie ihren Beruf haßte. Sie haßte Oberstleutnant Rossoskij, sie haßte das KGB, sie haßte dieses Lob: »Sie haben Ihre Aufgabe gut erfüllt, Genossin!«
    Sie haßte die ganze Welt.
    Nur ihn gibt es noch, dachte sie. Nur Eberhard Bodmar. Für ihn zu leben, das ist eine Aufgabe. Und wenn es nur zwei Monate sind. Zwei Monate im Paradies wiegen zwanzig Jahre Gleichmaß auf. Ich will mich in dieses Vergessen stürzen. Mein Gott, ich muß es –
    *
    In dieser Nacht zog sie sich aus, warf einen dünnen Staubmantel über und schlich vom Anbau durch die Küche in Bodmars Zimmer.
    Nebenan schnarchte Kolzow und sägte uralte Bäume ab. Evtimia pfiff im Schlaf wie ein defekter Blasebalg. Njuscha lag neben ihr. Was Jelena nicht wußte: Kolzow hatte sie mit einem Kuhstrick an das Handgelenk von Evtimia gefesselt.
    »Du schleichst nicht zu ihm in der Nacht und hurst mit ihm!« hatte er Njuscha angezischt. »Wenn du nicht still bist, nagle ich dich ans Bett!«
    Man einigte sich auf den Kuhstrick, und Kolzow machte einen Knoten, den Njuscha nie lösen konnte. Er hatte ihn von einem Seemann gelernt, den er am Asowschen Meer getroffen hatte. So lag Njuscha lange wach, lauschte auf die Geräusche im Haus und schlief schließlich ein. Sie hörte Jelena nicht mehr, und das war ein Segen.
    Bodmar schrak hoch, als die Tür leise klappte und der Schein einer Kerze ihm ins Gesicht leuchtete. Er wollte schon »Njuscha, mein Liebling« flüstern, als er Jelena erkannte.
    »Du?« sagte er und setzte sich im Bett. »Ist etwas passiert?«
    »Nein.« Jelena stellte die Kerze auf den Boden. Dann knöpfte sie den

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