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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Autoleihgebühr zu belasten.
    »Ich lasse einen neuen Wagen kommen«, sagte sie. »Ich telefoniere mit ›Intourist‹ in Wolgograd. In drei Tagen steht ein neuer Moskwitsch vor der Tür.«
    Eberhard Bodmar befand sich in einem Zustand völliger Ausweglosigkeit. Seine Liebe zu Njuscha war so groß, wie sie sinnlos war, das sahen sie beide ein. Selbst wenn es gelang, die Hochzeit mit Granja zu verhindern – wie, das wußte jetzt noch keiner –, an eine gemeinsame Zukunft zu denken, war eine schmerzhafte Illusion. Es waren nur noch Tage, die ihnen blieben, sie wußten es genau. Niemals würde es möglich sein, daß Bodmar in Rußland blieb, sich am Don niederließ und ein Bauer wurde oder die Geschäfte eines Schreibers übernahm oder für eine sowjetische Zeitung arbeitete. Er war ein Deutscher, und wenn seine Zeit abgelaufen war, würde man ihn vertreiben wie einen Sünder aus dem Paradies. Wer fragte danach, ob er dieses Land lieben lernte, ob sein Herz mit den Wellen des Don rauschte, ob seine Seele diesem Fleckchen Erde gehörte … in seinem Paß stand ein Datum und das allein regelte seinen Lebenslauf.
    Ausreise am 10. Juni. Stempel. Unterschrift.
    Am 10. Juni erloschen für ihn die Steppe, der Don, das Dorf und Njuscha.
    Am 10. Juni starb seine Seele.
    Von diesem Datum wußte Njuscha nichts. Bodmar hatte es ihr verschwiegen … er wollte selbst nicht daran denken. Ihm kam es vor, als würde er am 10. Juni hingerichtet, und jeder Tag bis dahin war ein Geschenk Gottes. Einmal hatte er den Gedanken gehabt, in Moskau anzufragen, ob er nicht in Rußland bleiben könne, – aber nach den Erfahrungen anderer Männer, die sowjetische Mädchen liebten und einfach abgeschoben worden waren, erschien es ihm sogar gefährlich, offiziell seine Liebe zu Njuscha zu bekennen. Es war möglich, daß man ihn dann sofort, noch vor Ablauf seiner Reiseerlaubnis, in ein Flugzeug stopfte und in den Westen flog, wie einen Aussätzigen, dessen Geruch die Luft am Don verpesten könnte.
    Für Jelena war das Datum ein Schutz gegen Njuscha, aber gleichzeitig bedeutete es auch für sie die Begrenzung ihrer Leidenschaft auf ein paar Wochen. Sie spielte mit keinerlei Illusionen, sie wußte zu genau, daß Eberhard Bodmar für sie ein Abenteuer der Liebe sein konnte, von dem sie in der Erinnerung zehren mußte. Aber weil es nur ein Abenteuer war, kämpfte sie um diese wenigen Wochen, war sie nicht gewillt, sich diese kurze Zeit von einem Kosakenmädchen stehlen zu lassen.
    *
    Dimitri Grigorjewitsch Kolzow bekam einen neuen Schock, als er kurz vor dem Mittagessen Buscha, der Kuh, das Euter wusch und Njuscha ihm den Lappen reichte. An ihrer rechten Hand glänzte ein schmaler Goldring.
    »Was ist das?« rief Kolzow und hielt Njuschas Hand fest. Sie entriß sie ihm mit einem Ruck und versteckte sie hinter dem Rücken. In ihre blauen Augen sprang helle Angst. »Das ist ein Ring!« stellte Kolzow fest und ließ das Euter Buschas los. »Ein goldener Ring! Wie kommst du zu einem Ring?«
    »Er ist von Sascha …«, antwortete Njuscha leise.
    »Verdammt, wer ist Sascha?« stotterte Kolzow verwirrt.
    »Der Deutsche.«
    »Und der schenkt dir einen so wertvollen Ring?«
    »Er hat ihn gefunden in dem deutschen Panzer im Wald.«
    »Und warum gibt er ihn dir?« In Kolzow stieg eine schreckliche Ahnung hoch. Seine Augäpfel wurden gelb vor Angst. »Njuscha, Töchterchen … sag die Wahrheit! Warum trägst du den Ring am Finger? Was ist geschehen?« Und plötzlich brüllte er und warf den Wassereimer um. »Sag etwas!«
    Njuscha schleuderte das lange Haar in den Nacken. Ihre Augen leuchteten wie bei einer Katze in der Nacht.
    »Ich liebe ihn –«
    »Und … und … ihr habt zusammen … ich meine …« Kolzow stotterte herum, er zitterte am ganzen Leib. »Ihr habt es zusammen gemacht …«
    »Ja, Väterchen«, sagte Njuscha völlig ruhig.
    »Wo?«
    »Im Wald. Neben dem Panzer.«
    »Wie eine Hündin!« heulte Kolzow und schlug mit der Stirn gegen die Stallwand. Wie von Sinnen war er. »Auf der Erde, wie eine Hündin. Mutter Gottes! Mein Töchterchen! Eine Hure ist aus ihr geworden, womit habe ich das verdient?« Dann fuhr er herum, schlug Njuscha mehrmals ins Gesicht, jagte sie quer durch den Stall bis zur Kiste mit den getrockneten Rübenschnitzeln und prügelte sie dort noch einmal, bis ihr der Kopf auf die Brust sank.
    »So!« schrie er dabei. »So und so und so! Wie eine Hündin! Oh, haltet mich zurück, ich prügle mir die Seele aus dem Leib!« Schließlich

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