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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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keuchte er nur noch und stand schwankend wie ein Betrunkener vor ihr. »Jetzt jage ich ihn weg«, stammelte er heiser. »Mit den Füßen trete ich ihn aus dem Dorf. Soll er auf allen vieren nach Wolgograd kriechen, der verfluchte Deutsche! Er hat das Gastrecht mißbraucht, er hat uns die Ehre gestohlen … eigentlich gehört er aufgehängt, an der Pappel am Fluß, damit ihn jeder baumeln sieht, diesen Teufelsbraten!«
    »Dort müßte ich hängen«, sagte Njuscha völlig beherrscht. Sie drehte den Ring an ihrem Finger und um ihre Lippen lag ein fremdes Lächeln. »Ich habe ihn gezwungen, mich zu lieben …«
    »Du?« Kolzows Augen fielen fast aus dem Kopf. »Gezwungen?«
    »Ja … er hätte ein Stein sein müssen, um mir nicht nachzugeben …«
    Dimitri Grigorjewitsch verzichtete auf weitere Verhöre. Er ließ Njuscha stehen und wankte aus dem Stall. In der frischen Luft – vom Don wehte ein würziger Wind, so ein richtiges Frühlingslüftchen voll Duft und Saft – warf er die Arme hoch wie ein Erstickender, lief zur Pferdetränke, steckte den Kopf ins Wasser und kühlte sich ab.
    Im Haus, beim Mittagessen, erwähnte Kolzow keine Silbe von seiner neuen Erkenntnis. Er schielte nur über den Teller hinweg auf Bodmar und wünschte sich, jeder Bissen wäre vergiftet.
    Wie Njuscha ihn anhimmelt, dachte er, und die Hammelstückchen blieben ihm in der Kehle stecken. Und wie verstohlen er sie anlächelt. An den Beinen sollte man ihn packen und seinen Schädel gegen die Wand schlagen. Und was wird Granja sagen? Er erwartet eine Jungfrau im Hochzeitsbett! Das hab ich ihm damals versprochen.
    Kolzow stöhnte leise und aß wie ein zahnloser Greis, mummelnd und an jedem Bissen minutenlang kauend. Evtimia wagte nicht, ihn zu fragen, was ihn so bedrückte. Sicherlich wieder der Magen, dachte sie. Er hat's seit drei Jahren mit den Nerven. Es war zuviel für ihn in den letzten Tagen.

Z EHNTES K APITEL
    Am Nachmittag nahm sich Kolzow vor, mit Bodmar ein Wort unter Männern zu sprechen. Er stärkte sich zu diesem Zweck mit einer halben Flasche Wodka, die er im Magazin bei Rebikow kaufte. Dort erfuhr er, daß in Perjekopsskaja eine große Neuerung bevorstand. In einer Stunde sollte es losgehen.
    »Der Genosse Klitschuk hat ein Motorrad bestellt«, sagte Rebikow geheimnisvoll. »Gleich holt er es ab. Ein Wunderding, sage ich. Daß man so etwas Schönes bei uns fabriziert, beweist, wieweit wir den Kapitalisten voraus sind.«
    Er führte Kolzow nebenan in einen Lagerraum, und sie bewunderten das Motorrad. Es glänzte von Chrom und Lack, war rot gestrichen und wirkte imponierend.
    »Da ist Kraft dahinter. Vierzig Pferdestärken!« Rebikow dehnte sich, als sei er der Konstrukteur. »Und weißt du, wie es heißt? Sokol!« – Das bedeutet Falke.
    Kolzow umschritt das Wunderding, klopfte gegen den Tank und auf den schwarzen Ledersattel.
    »Ist vollgetankt?«
    »Betriebsfertig. Klitschuk wird sich freuen.«
    Und er freute sich. Mit seiner ganzen Familie rückte er heran, mit Frau, sieben Kindern, der Großmutter und einem Onkel, der an zwei Stöcken humpelte und bei jedem Schritt grauenhaft röchelte.
    »Welch ein Wunder!« rief Klitschuk und setzte sich in den Sattel. »So etwas kann der beste Hengst nicht ersetzen!«
    »Sprich mir nicht von Hengsten«, sagte Kolzow säuerlich. »Kannst du überhaupt Motorrad fahren?«
    »Wozu gibt es Anleitungen?« Klitschuk nahm von Rebikow die Betriebsvorschriften in Empfang, las sie gewissenhaft durch, umgeben vom ehrfürchtigen Schweigen seiner Familie. Dann gab er die Anleitungen an Kolzow weiter. »Lies der Reihe nach vor, Dimitri Grigorjewitsch. Du wirst sehen, es ist leichter als Kindermachen.«
    »Wie du willst, Fjodor Ignatowitsch.« Kolzow schlug das Buch auf, Kapitel ›Wie man anfährt‹, und kratzte sich den Kopf.
    »Sei vorsichtig, Fedja«, sagte die Klitschuka besorgt. »Denke daran, du bist der Ernährer von sieben Kindern!«
    »Und von mir!« rief die Großmutter.
    Klitschuk sah Kolzow erwartungsvoll an. Er saß auf dem Motorrad wie ein Held vor der Parade. Rebikow hatte das Tor des Lagers geöffnet … die Dorfstraße lag zur freien Benutzung vor ihnen.
    »Man drehe den Zündschlüssel herum, nach rechts«, las Kolzow vor. Klitschuk tat es mit Schwung. Es knackte laut, aber das gehörte sicherlich dazu. »Dann drehe man ein wenig am rechten Griff das Gas und trete auf den Starter.«
    Klitschuk haute den Hebel herunter, als stampfe er Sauerkraut ein. Der Motor blubberte auf, dann donnerte

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