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Liebe auf Dauer

Titel: Liebe auf Dauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jellouschek
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Beziehung sehr zuträglich, auch wenn dabei vermieden werden sollte, dass dabei zu oft die Nächte allzu kurz werden! Das heißt: Manchmal ist die Zeit nochnicht reif für eine fruchtbare Auseinandersetzung, und es ist auch gut, die eine oder andere Nacht darüber zu schlafen. Was die Maxime aber berechtigterweise zum Ausdruck bringt, ist dies: Möglichst zu vermeiden, dass sich mehr und mehr ansammelt, ohne dass es erledigt wird. »Unerledigtes« schwelt weiter, und je länger es geht, des- to schwieriger wird es, den eigentlichen Brandherd genau zu orten, weil man dann oft nicht mehr weiß, wie das Ganze überhaupt zustande gekommen ist. Das heißt: Wenn Verletzungen geschehen sind, keine unerledigte Angelegenheit daraus werden lassen, möglichst bald ansprechen, entweder von Seiten des Verletzten oder des Verletzers!
Oft ist es allerdings so, dass diese Maxime nicht beachtet wurde. Aus den verschiedensten Gründen hat sich über lange Zeit eine Reihe von Verletzungen angesammelt, die nie wirklich überwunden wurden. Es kann sogar sein, dass Verletzungen »damals«, als sie geschahen, auf der bewussten Ebene von keinem der beiden Partner als solche registriert wurden. Trotzdem wirken sie zerstörerisch auf den weiteren Verlauf der Beziehung ein. Erst im Zusammenhang beispielsweise einer neuen, aktuellen Verletzung wird dem Betroffenen bewusst: Das war nicht das erste Mal, das war schon damals, und damals … Solche Situationen können zu einem wichtigen Anlass werden, darüber nachzudenken: Was an Verletzungen, die wir gar nicht richtig beachtet haben oder die wir gemeint haben, wegstecken oder durch Nichtbeachtung ungeschehen machen zu können, gibt es denn noch in unserer bisherigen Geschichte? Es geht hier nicht darum, längst Begrabenes wieder auszubuddeln und zu rekonstruieren. Es geht um das, was heute noch nachwirkt. Zur Heilung der Beziehung kann es unumgänglich sein, noch einmal in »den Keller der Skelette« zu steigen, um diese angemessen zu versorgen und schließlich für immer zubegraben. Wenn es derer einige gibt, können therapeutische Rituale für dieses Anliegen sehr hilfreich sein (Jellouschek 2002b).
Paare müssen heutzutage viel mehr als in früheren Zeiten, als die Art, zu leben und zusammenzuleben, sehr viel stärker kollektiv festgelegt war, »nach ihrer eigenen Façon selig werden«, das heißt, sie sind in sehr vielen Angelegenheiten des Zusammenlebens allein auf sich und ihre subjektiven Fähigkeiten angewiesen. Darum ist es sehr hilfreich, wenn Paare für sich gemeinsame Vorgehensweisen entwickeln, auf die sie dann bei Bedarf zurückgreifen können. »Eine eigene Beziehungskultur entwickeln« – so nenne ich das. Das gilt besonders auch für das hier behandelte Thema des Umgangs mit Verletzungen. Die hier vorgeschlagenen Aspekte »Ansprechen – Verstehen – Anerkennen – Verzeihen – Wiedergutmachen« können dafür eine Unterstützung sein. Aber sie sind es nur, wenn die Partner sich entscheiden, so oder ähnlich damit umzugehen. Sie brauchen ihre Worte und ihre Formen dafür, und sie müssen beide zum Beispiel beschließen, dass so etwas wie »Wiedergutmachung durch konkretes Handeln« in ihrem Leben möglich und gültig sein soll. Das gilt ähnlich auch in vielen anderen Angelegenheiten des Paarlebens, bei diesem heiklen Thema der Verletzungen scheint es mir aber besonders wichtig, es zu betonen.

6 Schaffen Sie Räume für Intimität
Die Kunst, einander nahzukommen
Intime Paarbeziehung
    Wenn ich hier von Intimität in der Paarbeziehung spreche, meine ich auch, aber nicht in erster Linie, körperliche Intimität. Intimität meint die umfassende persönliche Nähe, die zwei Menschen in ihrer Beziehung erfahren, mental, emotional und körperlich. Einer fühlt sich vom anderen in seiner Person gemeint, im Herzen berührt und mit ihm tief vertraut. Der Anspruch auf diese Erfahrung von Intimität an die Paarbeziehung, und zwar auf die Länge ihrer Dauer, ist heute sehr hoch. Die Partner wollen sich die nächsten Vertrauten sein. Das ist geschichtlich gesehen relativ neu und eine kulturelle Besonderheit unserer westlichen Gesellschaft. Zu anderen Zeiten und in anderen Kulturen war und ist die Nähe zur eigenen Verwandtschaft, zu den Eltern, zu den Geschwistern, auch die Nähe zu gleichgeschlechtlichen Freundinnen und Freunden der Partner mindestens ebenso wichtig oder sogar wichtiger. Die Distanz zwischen den Ehepartnern kann hier sogar größer sein als zu dengenannten Personen, ohne

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