Liebe auf Dauer
selber Räume dafür schaffen, Räume der Intimität. Was das konkret heißt, möchte ich im Folgenden erläutern.
Planung und Verbindlichkeit
Zunächst: Solche Räume eröffnen sich nicht von selber. In der Phase der Verliebtheit war das anders: Da mussten wir bewusst dafür sorgen, unsere Pflichten nicht zu vernachlässigen. Weil eben die Gefühle so stark waren, dass sie uns »zwangen«, Räume für Intimität zu finden. Das Drängen der Verliebtheitsgefühle machte uns höchst einfallsreich, Zeit herauszuschlagen, die wir mit dem anderen verbringen konnten. Damit auf die weitere Dauer einer Beziehung zu rechnen ist aber unrealistisch. Auch wenn wir in tiefer Zuneigung miteinander verbunden sind, drängt sich dieses Gefühl gegenüber allem, was wir sonst noch zu erledigen haben, nicht mehr in dieser Dringlichkeit auf. Wir müssen es pflegen und gut dafür sorgen. Zum Beispiel dadurch, dass wir Räume und Zeiten dafür in unseren Tages- und Wochenablauf ausdrücklich und verbindlich einplanen.
Manche Paare richten es sich so ein, dass sie am Tag eine gemeinsame Mahlzeit haben – vielleicht sogar ohne die Kinder, weil die schon in der Schule oder noch nicht aufgestanden sind oder weil die beiden zum Beispiel einen gemeinsamen Tee nach der Arbeit miteinander einnehmen, wozu die Kinder keinen Zutritt haben. Andere Paare sorgen dafür, dass es jedenfalls in gewissen Abständen gemeinsame Zeiten nur für sich, ohne Verpflichtungen und ohne Kinder gibt: ein Ausgehabend in der Woche oder im Monat, ein monatliches gemeinsames Wochen- ende, oder wenigstens einen gesicherten »Beziehungstag« in bestimmten Zeitabständen oder auch einen Teil ihres Urlaubs, den sie als Paar ohne die Kinder verbringen.
So etwas ergibt sich nicht »von selbst«. Je länger man nicht mehr dafür gesorgt hat, umso ausdrücklicher muss man es vorausplanen und in den Terminkalender eintragen – mit derselben Verbindlichkeit wie Geschäfts-, Arzt-oder Kinder-Termine. Und es beginnt damit, dass man zu Wochen- oder Monatsbeginn Zeiten festlegt, in denen man – mit dem Terminkalender in der Hand – diese Planung vornimmt. Was beide dabei tunlichst vermeiden sollten: Dass es immer ein und derselbe Partner ist, der dies anmahnt und in Gang setzt. Solche Einseitigkeit vermittelt ihm allmählich den Eindruck, es sei nur sein Interesse und er würde dem anderen, der sich offenbar gar nicht dafür interessiert, damit nur hinterherlaufen.
Verbindlichkeit und Wechselseitigkeit erreichen wir allerdings nur, wenn wir ganz bewusst und ausdrücklich dem Anliegen der Intimität in der Paarbeziehung in unserem Leben eine hohe Priorität eingeräumt haben. Diesen Akzent bewusst und ausdrücklich miteinander zu setzen, könnte sehr dabei helfen, dass dieses Anliegen in der Beziehung lebendig bleibt.
Die Zeit mit Wertvollem verbringen
Sich Raum schaffen ist eine wesentliche Voraussetzung für Intimität, ermöglicht sie aber noch nicht automatisch. Gerade wenn wir uns einige Zeit schon etwas aus den Augen verloren haben, kann das in uns einen wahren »horror vacui« hervorrufen, einen Schrecken vor der Leere, die sich dann vielleicht zwischen uns auftut, wenn wir plötzlich Zeit miteinander haben.
Darum kann es nötig sein, diese Räume zu gestalten. Es geht dabei nicht um Hochgestochenes. Manche Paare haben sosehr das Bedürfnis, in dieser Zeit endlich mal wieder ein persönliches Wort miteinander zu reden, dass sie keine besonderen Vorhaben brauchen, damit Wertvolles zwischen ihnen entsteht. Aber manchmal reicht es nicht aus, sich darauf zu verlassen. Man ist vielleicht zu müde und ausgelaugt, einfach so aufeinander zuzugehen und lebendig beieinander zu sein. Darum kann es wichtig werden, sich gemeinsame Erlebnisse zu verschaffen, die den persönlichen Kontakt inspirieren und anregen. Ein Buch,das man »in Fortsetzungen« einander vorliest, Musik, die man miteinander macht oder hört, Filme, Theaterstücke, Vorträge, die man miteinander besucht, oder auch gemeinsame Aktivitäten wie Wandern, Sport, Hobbys: Alles, von dem wir die Erfahrung gemacht haben, dass es uns wieder in jenen »intimen« Kontakt bringt, den wir uns wünschen. Jedes Paar sollte über ein gewisses Repertoire solcher Dinge verfügen, von denen die Partner wissen, dass sie sie gerne miteinander tun, und die Gemeinsamkeit zwischen ihnen entstehen lassen.
Häufig ist hier ein Unterschied zwischen Frauen und Männern festzustellen. Frauen haben in der Regel ein größeres Bedürfnis, dass
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