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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Yonatan.
    Halevi hob die breiten Schultern und griff nach dem Wein. »Wenn ich jede Liebe ernst genommen hätte, stände jetzt vor Ihnen der größte Bigamist …«
    Es war ein Witz, über den Professor Yonatan gar nicht lachen konnte.
    Fünf Minuten vor der Hainenstraße weckte der Taxifahrer seinen Gast.
    »Wir sind gleich da!« rief er. »Noch drei Kreuzungen, dann links rein.«
    Safar zuckte hoch. »Danke –«, sagte er. »Ich habe herrlich geschlafen. Sie fahren gut.«
    Er drückte das Gesicht gegen die Scheibe und sah die Straßen entlang. Eine stille Gegend, dachte er. Wenig Leute. Ein paar Geschäfte, Bürohäuser, Steinklötze, nur am Tage voll Leben.
    Was wird sie sagen, meine schöne Blume, wenn ich plötzlich vor ihr stehe? Sie wird ahnen, warum ich gekommen bin, und es wird nötig sein, gegen sie zu kämpfen wie gegen einen Wüstenwind.
    Die Taxe hielt. Hainenstraße 5. Der Neubau. Fünf Stockwerke. Fenster an Fenster. Appartements.
    Safar Murad stieg aus und sah die Fassade hinauf. Dritte Etage, dachte er. Dort, das offene Fenster, muß es sein. Auf einer Ansichtskarte hatte es Amina angekreuzt. Ein dunkles Fenster. Schläft sie schon?
    Er bezahlte den Fahrer, wartete, bis der Wagen wieder abgefahren war, ging dann zur Haustür und legte den Finger auf den Klingelknopf, unter dem Murad stand.
    In der Stille der Nacht hörte er das Klingeln durch das offene Fenster bis zu sich hinunter.
    Meine Taube, dachte Safar zärtlich. Meine kleine Rose. Morgen fliegen wir zusammen zurück nach Damaskus …
    Oben, im zuckenden Licht der Leuchtreklame, zerriß das schrille Klingeln die wunderbare Welt aus Glück und Zärtlichkeit.
    Amina und Kehat fuhren auseinander, sahen sich an, noch nicht völlig zurückgekehrt aus ihrer seelischen Schwerelosigkeit, begriffen nicht, was sie auseinandergerissen hatte, und warteten.
    Ein neues Klingeln, länger, fast zu lang schon, durch die Ohren bis in ihre Herzen dringend, ließ sie zusammenzucken und endlich begreifen, daß auf der Straße jemand an der Haustür stand und auf den Klingelknopf drückte.
    »Wer ist das?« fragte Kehat leise.
    Sie hob die Schultern, deckte die Hände über ihre Brüste, als schäme sie sich plötzlich, und schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht –«
    »Um diese Zeit?«
    »Ein anderer Liebhaber ist es nicht«, sagte Amina. Sie sah das Mißtrauen in Kehats Augen, setzte sich auf und strich die verschwitzten Haare in den Nacken. »Du solltest es jetzt am besten wissen …«
    Wieder die Klingel, die Stille durchschneidend wie ein Aufschrei. Aber jetzt in kurzen Abständen dreimal hintereinander, wie ein Zeichen. Ein vertrautes Klingeln. Hallo, ich bin's … dreimal kurz, du weißt, wer da wartet. Amina schüttelte wieder den Kopf. Hilflosigkeit und Angst überzogen ihre schwarzen Augen.
    »Ich weiß es wirklich nicht, Kehat«, flüsterte sie. »Es gibt niemanden, der mich nachts besucht.«
    »Am einfachsten wäre es, aus dem Fenster zu sehen.«
    »Noch einfacher wäre es, ganz still zu sein. Wer es auch ist … er wird dann gehen …«
    Wieder die Klingel. Dreimal lang. Kehat schob sich von der Couch. Nackt stand er im zuckenden Reklamelicht, etwas vorgebeugt, in der Haltung eines Ringers, der den Angriff eines Gegners erwartet.
    »Das da unten macht mich neugierig«, sagte er gepreßt. »Geh ans Fenster, Amina. So klingelt keiner, der kein Recht hat, hereingelassen zu werden.«
    »Es gibt niemanden, Kehat. Ich schwöre es dir!«
    »Dann zeig dich am Fenster …«
    Sie nickte, warf stumm einen Bademantel über ihre glänzende Nacktheit, kämmte mit gespreizten Fingern ihre langen Haare und ging langsam zum Fenster. Als sie sich hinausbeugte, ertönte von unten eine tiefe Männerstimme. Kehat verstand die Worte nicht, aber daß es ein Mann war, zerriß ihn fast.
    Amina prallte zurück. Der Anblick des Mannes dort unten an der Haustür schleuderte sie förmlich ins Zimmer hinein. Sie lehnte an der Wand neben dem Fenster, preßte die Hände um ihren Kopf, ein paarmal öffnete sich ihr Mund, sie setzte zum Sprechen an, aber erst, als Kehat fragte: »Nun sag es schon!«, wurden aus dem Stammeln Worte.
    »Mein Vater! O Allah … Unten steht mein Vater …«
    »Sie arbeiten schnell«, sagte Kehat bitter. Er griff nach seinen Kleidern und zog sich an. Amina schlüpfte in einen Schlafanzug und schob die beiden Gläser, aus denen sie getrunken hatten, unter die Couch.
    »Es kann ein Zufall sein. Bestimmt ist es ein Zufall. Mein Vater ist oft in

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