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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gehört –«
    »Von dir zum erstenmal.«
    »Aber er ist dir kein Begriff.«
    »Er ist ein Arzt … und auch ich werde einmal ein Arzt sein. Das ist eine Brücke, über die man sich begegnen kann.«
    »Hat dein Vater dir nichts über meinen Vater geschrieben?«
    »Nein. Kennt er ihn denn?«
    »O mein kleiner, dummer Student.« Sie beugte sich zu Kehat, küßte ihn auf die Augen und lehnte sich zurück. Er nahm die günstige Lage wahr, stützte sich über sie und legte seinen Kopf auf ihre Brüste. Wieder erstarrte sie, aber sie wehrte sich nicht, als er sie mit dem rechten Arm umfaßte und an sich drückte.
    »Du bist wieder wie Eis –«, sagte er leise. »Ich tu' dir nichts. Mein Gott, ich liebe dich. Es gibt nicht eine Stunde am Tag, in der nicht ein Gedanke für dich ist. Gestern, bei einer Visite in der Inneren Medizin, mußte ich eine Lunge abhorchen. Ein junges Mädchen … es rasselte in ihr, als ob in ihrem Brustkorb eine brasilianische Band spielte. Aber ich hörte das alles nicht … ich sah ihren jungen Körper, und jemand fragte etwas, und ich habe geantwortet: Amina … Erst, als sie alle lachten, bin ich zusammengezuckt, und der Professor sagte ziemlich spöttisch: ›Eine Pneumopleuritis solchen Namens kenne ich nicht. Wer hat dieses Syndrom beschrieben? Ein Professor Amina …?‹ Ich habe verbissen geschwiegen, bis der Oberarzt sagte: ›Herr Yonatan ist zeitweilig unzurechnungsfähig … er ist verliebt.‹ Und der Professor lachte und sagte: ›Entschuldigung, junger Mann! Decken Sie die Patientin wieder zu, ehe es zu komplizierten Assoziationen kommt.‹« Kehat rollte sich zur Seite und lag nun neben Amina. Sie tastete zaghaft nach ihm und umspannte seine Hand. »Du hast mich verzaubert, Amina –«
    »Wir werden nie glücklich sein«, sagte sie leise.
    »Weil ich ein Jude bin. Und du eine Araberin? Wir wollen nur daran denken, daß wir Menschen sind.«
    »Dann müßten wir zu einem anderen Stern fliegen, Kehat.«
    »Wir werden nach dem Examen auswandern nach Amerika.«
    »Was nutzt das? Unsere Welt ist zu klein. Sie werden überall sein und Safars Tochter suchen –«
    »Safar! Safar! Immer dieser Safar!« Kehat zog die Beine an. Alles in ihm drängte zu Amina, er verbrannte innerlich vor Verlangen, er badete sich im Schmerz seiner glühenden Liebe, und er wußte, es war einfach, so ganz und gar natürlich, wenn er jetzt begann, sie auszuziehen und in seine Arme zu nehmen. Es würde eine den Himmel herunterreißende Zärtlichkeit sein, und Amina würde sich ihr hingeben, und ihre Starrheit würde sich lösen und in eine Wildheit hinübergleiten, in der sie ganz aufgingen. Aber er tat es nicht … er umschlang seine angezogenen Knie und starrte an die Decke.
    Nebenan brüllten noch immer die Löwen im Fernsehen, über ihnen, in der linken hinteren Ecke, begann das Bett von Fräulein Aufhäuser zu knarren. In drei Tagen war die Miete fällig …
    »Wir sind erwachsene Menschen, Amina –«, sagte er. »Wir können für uns allein sorgen. Wenn ich erst Arzt bin –«
    »In drei Jahren, Kehat.«
    »Ich werde Nachhilfestunden geben. Du hast deinen Beruf … Wir beißen uns durch.«
    »Als im Juni 1967 eure Soldaten Jerusalem und Jericho, Gaza und die Wüste Sinai eroberten und eure Panzer am Suezkanal standen und unten am Kap Mohammed am Roten Meer, da stand mein Vater zwischen neunhundert Verwundeten in der Wüste von Shunat Nimrin, in einem kleinen Zelt, hatte über vier Säulen aus Felssteinen eine Haustür gelegt und operierte und amputierte darauf die Verletzten. Und zu jedem Sterbenden sagte er: Sei glücklich, mein Bruder! Ich werde so lange leben, bis ich an die Klagemauer der Juden in Jerusalem mit meinem Blut schreiben kann: ›Allah, wir haben sie vernichtet.‹« Sie lehnte den Kopf an Kehats Schulter und weinte. »Das ist mein Vater. Und du glaubst an unsere Zukunft –«
    Er umfaßte sie, zog sie an sich, küßte die Tränen von ihren Augen, und als sie begann, die Bluse aufzuknöpfen und den Rock abzustreifen, hielt er den Atem an und half ihr nicht. Schluchzend zog sie sich aus, legte sich wieder neben ihn und kroch zwischen seine Arme.
    »Wenn du mich jetzt anfaßt, werden wir uns selbst zerstören, weißt du das?« sagte sie, und es klang, als sei sie einverstanden, für dieses Glück zu sterben. »Es gibt keinen Ausweg.«
    »Du kommst zu uns nach Tel Aviv.«
    »Nie, Kehat, nie!«
    »Dann gehe ich mit dir nach Qnaitra.«
    »Damit tötest du deinen Vater. Sie werden dich als Geisel

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