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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein Wassertropfen immer auf die gliche Stelle … die dicke Platte hatte dort ein Loch …«
    »Wir leben nicht in den Bergen!«
    »Aber wir sind wie die Wassertropfen.«
    Safar verließ das Büro der El Araab Lines, winkte eine Taxe heran und fuhr weg. Ein kleiner offener Sportwagen folgte ihm unauffällig. In ihm saß Aaron Gholem vom israelischen Geheimdienst, aber er wußte nicht, wen er jetzt verfolgte.
    Zwei Tage und zwei Nächte wurde Amina beobachtet. Es gab nicht eine Minute, die in ihrem Tagesablauf unbekannt war. Sogar in der Kölner Oper saß ein dicker, netter Mann hinter ihr, entpuppte sich als Verdi-Liebhaber, klatschte begeistert in der Pause und bezog dann nahe der Tür zur Damentoilette Posten, als Amina dahinter verschwand. Es war ein Ort, wo sein Auftrag notgedrungen unterbrochen werden mußte, und es zeigte sich, daß auch die beste Organisation Fehler macht. Man hätte den dicken Sherif Rasul durch einen weiblichen Beobachter ersetzen müssen, als Amina die Toilette betrat. Doch daran hatte niemand gedacht, und so blieb Rasul, von Minute zu Minute nervöser werdend, vor der Damentoilette stehen und wartete.
    Die drei Klingelzeichen ertönten, die Leute strömten ins Theater zurück, die Türen schlossen sich, der 3. Akt begann … Amina kam nicht aus der Toilette. Mit einem Wutschrei stürmte Sherif Rasul durch die Tür, stieß die Toilettenfrau zur Seite und riß alle Kabinentüren auf. Auf Toilette vier war ein Fenster offen, Rasul sprang auf das Becken, steckte den Kopf hinaus, blickte auf ein flaches Dach, einen Meter unter sich, und kannte den Weg, den Amina genommen hatte.
    Fünf Minuten später zertrümmerte Ghazi in sinnloser Wut einen Stuhl, indem er ihn gegen die Wand schleuderte.
    »Wo sollen wir suchen?« brüllte er. »Wo? Sie Idiot von einem Menschen! Sie werden in Damaskus erklären müssen, wie das geschehen konnte!« Er war in dieser Minute bereit, Safar, der vor ihm auf einem Sofa saß, zu erwürgen, aber er tröstete sich damit, daß man in Damaskus diesen Dr. Murad wie einen Verräter behandeln würde.
    Beim Morgengrauen überfuhren Kehat und Amina mit einem Leihwagen bei Weil am Rhein die deutsch-schweizerische Grenze und tauchten in Basel unter.
    »Das ist die erste Insel –«, sagte Kehat. »Von hier aus suchen wir uns unsere eigene Welt.«
    Sie standen Hand in Hand am Rheinufer, die Morgensonne übergoß Strom und Stadt mit einem Goldschimmer. Es war ein herrlicher junger Tag, und sie fühlten sich wie Vögel unter einem unendlichen Himmel.
    Von der ›Zentrale Westeuropa‹ der Fedajin aber war bereits Großalarm für alle Stützpunkte gegeben worden. Auch in der Schweiz.
    Auch in der Schweiz muß man sich polizeilich anmelden, wenn man nicht als Tourist und über drei Monate im Lande bleibt. Und auch an den Hotelrezeptionen liegen die täglichen Meldeblocks aus, in die man sich eintragen muß. Jede Anmeldung aber, das wußte Kehat, war eine neue Gefahr. Seine israelischen Freunde in Köln wußten von seiner Flucht und schwiegen, aber die Araber würden sein Verschwinden hochspielen, und das bedeutete: Keine Sicherheit mehr, wo sein Name außerhalb Deutschlands jetzt auftauchte.
    Dr. Safar Murad telefonierte noch in der Nacht eine Stunde lang mit Damaskus. Er warf Ghazi aus dessen Büro, schloß die Tür ab und wandte sich nach Osten, bevor er den Telefonhörer abnahm. »Allah –«, sagte er mit gebrochener Stimme – »du hast mich vor die Wahl gestellt, Vater oder Patriot zu sein. Ich muß mich entscheiden: Mein Volk ist wichtiger. Aber verstehe mich, Allah, wenn ich heute mein Herz verliere. Es soll zu einer Bombe werden! Ich habe keine Tochter mehr – und sie war das Schönste, was ich im Leben besaß.«
    Er legte die Hände über beide Augen, verharrte so eine Weile in tiefer Ergriffenheit, nahm Abschied von Amina und zerbrach in sich alle väterliche Liebe. Als er die Hände sinken ließ, war er ein anderer Mensch geworden. Ein Stein hätte nicht herzloser sein können als von heute an Safar Murad al Mullah.
    Nach dem Gespräch mit Damaskus rief Safar nacheinander die großen Nachrichtenagenturen an. »Hier ist die jüdische Studentenorganisation ›Schalom‹«, sagte er. »Ja. Universität Köln. Seit heute abend ist unser Kommilitone Kehat Yonatan verschwunden. Wir wissen, daß die arabische Organisation ›Freies Palästina‹ hinter ihm her war. Wir rechnen mit dem Schlimmsten. Sie werden das sofort verstehen, wenn wir Ihnen verraten, daß Kehat der Sohn

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