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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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beschäftigte. »Warum greift man sich diesen Moshe Yonatan nicht selbst, wenn er so wichtig ist? Warum der Umweg über den Sohn?«
    »Yonatan wird behütet, als bestünde er von Kopf bis Fuß aus Brillanten.«
    »Und man glaubt in Damaskus, daß die Juden Rücksicht auf seinen Sohn nehmen? Sie werden ihn opfern, ohne auch nur einmal mit den Augen zu blinzeln. Höchstens, daß Dayan wieder einen Überfall auf ein arabisches Dorf befiehlt. Wer spricht schon darüber? Die Welt hat sich an Sanktionen gewöhnt. Sie wundert sich höchstens, wenn nichts geschieht. Was? Keine Vergeltung? Was ist denn los mit den Juden? Kein Gegenschlag der Araber? Na, so was! Was sind das denn für müde Burschen? Safar … ich sage Ihnen: Es ist alles sinnlos, was wir tun! Die Welt muß unter unseren Schlägen erbeben! Jeder Mensch, der sein Frühstücksei aufklopft, muß Angst haben, ob er nicht eine kleine Bombe köpft! Jeder Briefträger muß zittern, wenn er die Post herumträgt! Erst dann wird die Menschheit munter!«
    »Ich weiß, daß du ein Prophet des Terrors bist«, sagte Safar müde. »Mit diesem Feuer zerreißen wir nicht die Welt, wir schmieden sie zusammen – gegen uns.«
    »Wer will uns strafen?« Ghazi lächelte böse. »Wie will man uns erkennen? Eine Kuh, die Milch gibt, schlachtet man nicht … und durch unsere Länder fließen die Ölleitungen.«
    »Wir können unser Öl nicht saufen, wir müssen es verkaufen!«
    »Worte! Worte!« Ghazi ballte die Fäuste. Seine schwarzen Augen glühten vor Haß. »Wie soll es weitergehen, Safar?«
    »Mit der Ungewißheit. Nichts höhlt mehr aus, als nichts zu wissen. Und vergiß eins nicht: Auch Moshe Yonatan ist nur ein Vater –«
    In diesem Punkt sollte Dr. Safar Murad recht behalten: In Tel Aviv wurde Moshe Yonatan sofort unter Militärschutz gestellt, als Kehats Verschwinden bekannt wurde. Oberst Josuah Halevi vom Geheimdienst quartierte sich in Moshes Haus ein, trug eine Schnellfeuerpistole schußbereit in der Halfter, ganz offen, denn er liebte keine Jacketts und ging bevorzugt in tief aufgeknöpften Hemden herum, und in einer Kabinettsitzung sprach Moshe Dayan aus, was andere nur dachten: »Angenommen, es stimmt. Die Araber haben Kehat in ihre Gewalt gebracht. Das Ziel der Aktion ist klar, aber eigentlich so dumm, daß man darüber nicht diskutieren sollte: Was geschieht mit Yonatan? Wie verhält sich Yonatan? – Kehat ist sein einziger Sohn! Hat man mit Yonatan ganz klar über die Konsequenzen gesprochen?«
    »Natürlich.« Ein Offizier des Geheimdienstes legte ein Tonband auf den Tisch. »Oberst Halevi hat das Gespräch aufgezeichnet. Moshe Yonatan ist sich vollkommen darüber im klaren, daß sein Volk über seinem Sohn steht. Seit Bekanntwerden der Entführung betet er.«
    Einen Augenblick lag ergriffene Stille über den Ministern, dann riß die Stimme Dayans die Häupter wieder hoch. »Warten wir –«, sagte er verbittert. »Wir können wegen eines einzigen Mannes keinen Krieg beginnen. Auch wenn er Kehat Yonatan heißt.«
    Worte … Worte … wie Ghazi sagte. Dafür fraß die Ungewißheit sich in die Herzen wie Säure, aber noch tiefer ätzte das Bewußtsein der völligen Ohnmacht, zu der man verurteilt war.
    »Wann kommen sie endlich mit ihren Bedingungen«, sagte Moshe Yonatan am Abend. Er war mit seinen Nerven am Ende. Rebba saß wie versteinert herum, seit den Morgenstunden hatte sie kein Wort mehr gesagt. »Oberst Halevi, was wollen sie eigentlich? Mich? Das ist doch zu dumm!«
    »Das hier ist eine völlig rätselhafte Aktion.« Halevi blickte aus dem Fenster. Vor dem Haus patrouillierten drei Doppelposten mit MPs. Im rückwärtigen Garten lagen Scharfschützen in schnell ausgeworfenen Einmannlöchern. »Ich würde sie – geheimdienstlich denkend – ausgesprochen blöd nennen.«
    »Sie werden verlangen, daß ich meine Forschungen einstelle.« Moshe Yonatan faltete die Hände vor der Brust. Er war an diesem unendlich langen Tag zusammengeschrumpft, sichtbar und erschreckend gealtert. Selbst seine Stimme war brüchig geworden. »Sie wissen, Oberst … es fehlt noch viel bis zur Produktionsreife des Zielgerätes.«
    »Bei Gott, das ist ein Motiv!« Halevi starrte den alten Mann an. »Moshe, erklären Sie mir, daß Sie die Forschungen nicht einstellen!«
    »Das kann ich nicht, Oberst«, antwortete Yonatan langsam.
    »Eine doppelsinnige Antwort. Ganz klar: Wenn Ihr Sohn der Preis ist – forschen Sie weiter oder nicht?«
    »Nicht!«
    »Sie verraten Ihr Volk, Moshe!«

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