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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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würde.
    »Dürfen wir Sie bitten umzusteigen, Herr Professor –«, sagte einer der Männer in einem fließenden Deutsch. »Ihr Wagen hat eine Panne …«
    Yonatan stieg aus. Er sah die drei Toten im Staub liegen, zögerte, blickte sich um, aber noch brauste der Verkehr an ihm vorbei, noch reagierte niemand … die Schrecksekunde, das endgültige Begreifen der Menschen dauert länger, als man denkt.
    Die beiden Herren packten Moshe Yonatan, stießen ihn in einen großen Wagen, der plötzlich neben dem Jeep stand und die Toten verdeckte, die Tür klappte zu, einer der Männer drückte Yonatan in die Polster zurück … und ruhig, als handele es sich um eine Spazierfahrt, setzte sich der Wagen wieder in Bewegung, fuhr über das Wadi Muzrara und schlug dann einen Bogen zu der Ausfallstraße nach Jerusalem.
    »Warum mußten Sie die Jungen töten?« fragte Yonatan erschüttert. Er dachte an keinen Widerstand, denn Heldentum an falschem Platze ist Irrsinn, wie er überhaupt dem Begriff Helden sehr skeptisch gegenüberstand.
    »Wir hatten keine Zeit, sie zu überreden.« Einer der Männer griff in die Tasche, holte ein Etui heraus und bot Yonatan eine Zigarre an. »Ihre Lieblingsmarke, Professor.«
    »Danke.« Yonatan schob das Etui weg und starrte aus dem Fenster. Der Wagen hatte jetzt schnellere Fahrt, der Kirchturm der griechisch-orthodoxen Kirche von Tabea tauchte hinter hohen Bäumen auf, Yonatan kannte den Weg nach Jerusalem genau, war ihn oft genug selbst gefahren und war sich klar darüber, daß es vielleicht seine letzte Fahrt durch ein Land war, das die Heimat aller Juden sein sollte und dessen Boden so fruchtbar geworden war, weil man ihn mit Blut und Tränen getränkt hatte.
    »Jerusalem?« fragte er knapp.
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Sie werden dort erwartet, Professor.«
    »Und was verspricht man sich davon?«
    »Wir haben nur die Aufgabe, Sie zu dieser Reise einzuladen … die politischen Konsequenzen sind nicht unser Gebiet.«
    »Sie waren in Deutschland?«
    »Ich habe in Marburg und Köln studiert.«
    »Und Sie?« Yonatan wandte sich zu dem zweiten Mann.
    »In München und Frankfurt Medizin.«
    »Drei leidlich intelligente Menschen sitzen also in diesem Wagen«, sagte Yonatan, »und trotzdem werden sie hirnlos, wenn es um Politik geht.«
    »Das werden wir nie ändern können, Professor.« Der Araber, der Jura studiert hatte, gab Yonatan die Zeitung zurück. »Wenn Sie weiterlesen möchten … Politik ist das vollendetste Rauschgift für die Menschen, und eine Medizin dagegen gibt es auch nicht.«
    Moshe Yonatan nahm die Zeitung, entfaltete sie und las weiter. In einer Staubwolke raste der Wagen nun durch das Land, durch die Dörfer Jazur und Beit Dagan, vorbei am Weißen Minarett von Lydda, der Grabstätte des Heiligen Georg, hinauf nach Jerusalem.
    Es dauerte zehn Minuten, bis der Alarm das Hauptquartier von Josuah Halevi erreichte. Und es dauerte keine Minute, bis über Funkspruch alle militärischen Stellen informiert waren. Dayan wurde aus einer Sitzung herausgeholt, Golda Meir unterbrach ein Gespräch mit dem französischen Botschafter, das Armeekommando befahl Alarmstufe I. An den Grenzen stiegen die Hubschrauberstaffeln auf, schwärmten motorisierte Patrouillen aus. Ein Lastwagen der Armee holte die Toten vom Wadi Muzrara, ein normaler Unfallwagen schleppte Yonatans Auto ab. Dann kehrte man Sand über die Blutflecken auf der Straße … und der Verkehr brauste weiter, als habe Israel an diesem Morgen nicht eine seiner größten Niederlagen erlitten.
    »Vollkommene Nachrichtensperre!« ordnete Dayan an. »Kein Wort über Moshe Yonatan! Nur die drei Toten werden erwähnt. Ein Terrorakt wie viele.«
    Aber so ruhig nach außen hin alles ablief, hinter den Türen begann eine Aktivität, wie sie Israel seit dem Sechs-Tage-Kriege nicht wieder erlebt hatte. Innerhalb einer Stunde gab es kaum noch eine Möglichkeit, Israel zu verlassen. Nicht auf dem Luftwege, nicht über die Straße, nicht über die Schleichwege an den Golanhöhen oder zur jordanischen Bergwüste.
    »Sie sitzen in einer großen Falle!« sagte Halevi nach einer mehrstündigen Besprechung. »Natürlich können sie Yonatan töten und irgendwo wegwerfen wie einen alten Koffer. Aber das wollen sie ja nicht. Sie brauchen ihn! Also muß er aus Israel hinausgebracht werden … und das machen wir ihnen unmöglich!«
    »Und wenn das Übliche eintritt?« fragte einer der Offiziere.
    Halevi starrte auf die große Wandkarte. Das Übliche … das hieß:

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