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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hinter uns haben, wert.«
    »Bravo!« rief Yonatan leise. »Da haben Sie Ihre töchterliche Ohrfeige!«
    »Die Lage hat sich geändert, mein Kind.« Safar stand auf und wischte sich mit beiden Händen über das noch tränennasse Gesicht. »Moshe und ich sind Freunde geworden.«
    »Und du hältst ihn hier weiter fest?«
    »Wir werden beide festgehalten. Aus dem Jäger und dem Wild sind zwei erbärmliche Käfigtiere geworden. Ich warte jeden Tag darauf, jede Stunde, daß sie kommen, um uns zu liquidieren. Und Jasir ist unser Mörder.«
    »Ich habe es gehört, Vater. Was willst du tun?«
    »Ich warte auf Habbasch.«
    »Und wenn von ihm der Befehl kommt?«
    »Nie! Wir sind Freunde. Wir sind beide Ärzte.«
    »Er begreift einfach nicht, daß es bei Revolutionen keine Freunde gibt«, sagte Moshe Yonatan. »Bei der französischen Revolution brachten sich die alten Mitstreiter gegenseitig auf der Guillotine um. In Rußland war's nicht anders. Bei Hitler war es an der Tagesordnung …«
    »Wir sind keine Franzosen, Russen oder Deutsche … wir sind Araber!« sagte Safar stolz. »Wir dienen alle Allah.«
    »So einen Quatsch muß ich jetzt seit Tagen hören.« Yonatan legte sich auf seinen Diwan, aber innerlich zitterte er. Unten, irgendwo in diesem Haus, wartet mein Sohn Kehat. Er ist in höchster Lebensgefahr, und wir alten Männer reden hier herum. »Amina, gibt es für uns eine Möglichkeit herauszukommen?«
    »Nur durch den Geheimgang.«
    »Aber im Haus patrouillieren die Wächter.«
    »Ich habe genug Chloroform und Watte bei mir –«
    »Unmöglich. Du kannst nicht die kleine Armee betäuben, die Jasir hier versammelt hat. Dieses Haus ist eine Festung, Amina. Aber ich habe eine Idee.« Safar trat wieder an das Fenster und blickte in den Park. Die Wächter drehten ihre Runden, die Hunde rannten unruhig hin und her. Witterten sie die fremden Menschen im Haus? »Laß uns die Flasche und die Watte hier. Sie können unser Leben retten.«
    »Wollen Sie Jasirs Pistolenkugeln mit der Watte auffangen, Safar?« fragte Yonatan. »Oder können Sie mit Chloroform Dolche betäuben? Ich weiß es nicht, ich bin kein Arzt.«
    »So dämlich redet er immer!« Murad drückte die Stirn gegen das Gitterwerk aus feinster Steinbildhauerei, die das Fenster umrahmte. »Ich kann nicht flüchten.«
    »Und warum nicht, Vater?«
    »Ein Murad al Mullah schleicht sich nicht davon wie eine Katze, die gestohlen hat.«
    »Er läßt sich lieber aufhängen!« knurrte Yonatan.
    »Ich hinterlasse hier Ordnung, wenn ich gehe. Ich kapituliere nicht vor einem Halunken wie Jasir.«
    »Er sitzt jetzt am längeren Hebel, Safar.« Yonatan erhob sich wieder von seinem Diwan. »Als Physiker kenne ich mich da besser aus als Sie. Was ein guter Hebel vermag, will ich Ihnen gern erklären.«
    »Die Flasche und die Watte sind unsere Freiheit.« Dr. Murad nahm sie Amina ab und versteckte sie unter seinem Diwan. »Es wird nicht lange dauern, mein Augenlicht, bis wir hier herauskommen. Morgen vielleicht, oder übermorgen … sie wollen ja nur mich umbringen, um besser an Moshe heranzukommen. Aber ich passe auf mich auf!« Er holte aus der Tasche ein Stück zerknitterten Papieres und einen Kugelschreiber. »Kannst du mir aufzeichnen, wo der Gang anfängt und wie man hinkommt? Ich habe von ihm gehört … benützt habe ich ihn noch nie. Ich weiß nur, daß er umfangreiche elektronische Sicherungen hat.«
    »Er hat gar keine Sicherungen, Vater.«
    »Unmöglich! Überlege genau, was ihr getan habt! Wie habt ihr die Eisentür aufbekommen?«
    Noch einmal berichtete Amina von dem rotlackierten Hebel und dem Klingelknopf. Professor Yonatan nickte mehrmals. »Das ist es, Safar. Der Hebel schaltet die Elektronik aus, der Knopf löst den Öffnungskontakt. Aber das ist von der Röhre aus … wie ist's von innen? Wir haben im Notfall keine Zeit, uns mit Suchen aufzuhalten.«
    Safar nagte an der Unterlippe. Alles, was auf einen Mann einstürmen kann, stürzte jetzt auf ihn herunter. Das Glück der Tochter, das eigene Weiterleben, das Umdenken seiner politischen Aufgabe, die Entscheidung, sein Vaterland für immer zu verlassen, die Belastung, für alle ein Verräter zu sein, den Schimpf der Feigheit … ein ganzes, 52jähriges Leben war vergeblich gelebt worden. Nur eine Handvoll blieb zurück: sein Beruf als Arzt, seine Frau Issa, sein Sohn Abdallah und seine Tochter Amina. War das genug, jetzt noch ein neues Leben anzufangen?
    »Wir werden auf dich warten, Vater –«, sagte Amina in diese

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