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Liebe auf den ersten Biss

Liebe auf den ersten Biss

Titel: Liebe auf den ersten Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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das alles noch immer ungewohnt. Aber ich glaube, ich mach mich ganz gut. Meine gespenstische Blässe hat die Frau bei der Drogenberatung offenbar beeindruckt.« Er griff in seine Tasche und fächerte eine Handvoll steriler Spritzen auf.
    »Herzlichen Glückwunsch. Jetzt gehst du als aidskranker Junkie durch.«
    »Tres chic.« Er lächelte, wie er es sich von einem attraktiven, italienischen Stricher vorstellte.
    »Der in der Öffentlichkeit sabbert«, sagte Jody.
    Verdammt, sie ist immun gegen mein Stricherlächeln, dachte Tommy. »Sei nett, ich bin noch neu. Ich krieg den Mund nicht mehr zu, wenn die Zähne ausgefahren sind.«
    Sie drehte den Schlüssel und riss die Haustür auf. Dort lag – ohnmächtig auf dem Treppenabsatz – William, der Katermann, und auf seiner Brust schlief Chet, der fette Kater.
    »Ich hab doch gesagt, dass es klappt«, sagte Tommy.
    Jody trat ins Treppenhaus und schloss die Tür hinter sich. »Geh du vor.«
     
    Als er eine Viertelstunde später fünf Spritzen mit Blut in den Kühlschrank legte, sagte Tommy: »Dieses Leben als Vampir lässt sich doch gut an.«
    Er hatte einen Moment gezögert, als er William beißen sollte – nicht nur, dass es ihn Überwindung kostete, jemandem so nah zu sein, der streng roch, sondern vor allem, da es sich bei diesem Jemand um einen Mann handelte. Doch als er Williams Hals mit einem Desinfektionstuch abgewischt hatte, sagte er sich, dass ohnehin die meisten Vampire in der Literatur sexuell einen eher ambivalenten Eindruck machten. Danach trieb ihn die reine Blutgier.
    Nachdem sie das Nahrungsproblem nun gelöst hatten, war er viel entspannter – zumindest vorerst. Wenn ihn seine Freunde nicht in den nächsten Tagen erwischten, könnte er dieses Leben als Vampir vielleicht sogar genießen. Dann wandte er sich zu Jody um und runzelte die Stirn. »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es nicht richtig ist, einen obdachlosen Alkoholiker so auszunutzen.«
    »Wir können auch einfach auf die Jagd gehen und irgendwelche Leute umlegen«, sagte Jody fröhlich. Sie hatte noch trockenes Blut von William im Mundwinkel. Tommy leckte an seinem Daumen und wischte es ab.
    »Immerhin haben wir seinem nackten Kater einen schicken Pulli geschenkt«, sagte Tommy.
    »Ich mochte den Pulli«, sagte Jody. »Und wir überlassen ihm einen hübschen, warmen Treppenabsatz zum Schlafen«, fügte sie hinzu und stimmte in Tommys Schönfärberei mit ein.
    »Und es geht ihm bestimmt besser, wenn wir jeden Tag nur ein kleines bisschen nehmen. Zumindest war es bei mir so.«
    »Und wir werden nicht zu Alkoholikern.«
    »Wie geht es dir eigentlich?«, fragte Tommy.
    »Besser. Hab ja gleich wieder nachgelegt. Und du?«
    »Kleiner Glimmer. Wird schon gehen. Möchtest du mein Experiment ausprobieren?«
    Jody sah auf ihre Uhr. »Keine Zeit. Das machen wir morgen Abend.«
    »Okay. Also weiter mit der Liste. Sieht so aus, als käme jetzt der heiße Dschungelsex.«
    »Tommy, wir müssen einen Tagmenschen finden, der uns hilft. Wir müssen hier raus.«
    »Ich dachte gerade an Alaska.«
    »Gut. Schön für dich, aber wir müssen trotzdem was finden, wo uns die Barbaren nicht aufspüren können. Und dieser Inspector Rivera auch nicht.«
    »Nein, ich glaube, wir sollten auswandern. Erstens ist es in Alaska im Winter fast zwanzig Stunden dunkel, und wir hätten jeden Tag viel mehr Zeit. Außerdem habe ich gelesen, dass die Eskimos ihre alten Leute raus aufs Eis setzen, wenn sie sterben müssen. Das ist doch so, als würden sie uns einen kleinen Imbiss vor die Tür stellen.«
    »Du machst Witze.«
    »Kleiner Eskimo-Auflauf gefällig?« Er grinste.
    Jody stemmte eine Faust in die Hüfte und sah ihn an, mit offenem Mund, als wartete sie, dass noch etwas kam. Als das nicht der Fall war, sagte sie: »Okay, also … ich zieh mir eben was über.«
    »Einen Wolfspelz?«
    »Lederjacke, Stinkmaul.«
    »Ich war nicht sicher. Ich dachte, vielleicht kannst du dich inzwischen in einen Werwolf verwandeln.«
    Tommy fand die Idee mit Alaska großartig. Nur weil sie ein paar Jahre älter war als er, tat sie immer so, als hätte er nur schwachsinnige Einfälle. »Das mit William hat gut geklappt«, sagte er trotzig, während er die Einkäufe aus dem Dromarkt verstaute.
    »Das war ja auch eine gute Idee«, sagte Jody, die im begehbaren Schrank verschwunden war.
    Und nun? »So schlecht ist die Idee mit Alaska auch wieder nicht.«
    »Tommy, in ganz Alaska wohnen nicht mehr als neun Leute. Meinst du nicht, wir würden

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