Liebe auf den ersten Biss
weiß ja, dass du schon länger dabei bist, aber ich persönlich bin erst seit einer Minute wieder wach und hab deshalb nicht den leisesten Schimmer, was du eigentlich von mir willst. Wenn du dich beruhigst und deine Frage noch mal wiederholst, will ich dir gern alles erzählen, was ich weiß.«
»Dein Codewort«, sagte die blaue Frau.
»Das da wäre?«, sagte Tommy. Erst jetzt bemerkte er die enormen Brüste, die aus ihrem Bustier quollen, und ihm fiel auf, dass er noch nie im Leben große, blaue Brüste gesehen hatte. Sie waren auf ihre Art recht faszinierend. Unmöglich hätte er woanders hinsehen können, selbst wenn man ihn nicht gefesselt hätte.
»Ich hab es dir doch gesagt«, sagte sie und ließ die Peitsche sinken.
»Du hast mir gesagt, was ein Codewort ist?«
»Ich hab dir nur gesagt, welches es ist.«
»Dann kennst du es also?«
»Ja«, sagte sie.
»Warum fragst du dann?«
»Um zu sehen, ob du bald zusammenbrichst.« Es schien, als schmollte sie ein wenig. »Stell dich nicht so blöd an. Das hier ist nicht gerade meine Spezialität.«
»Wo bin ich?«, fragte Tommy. »Du bist doch Lashs Schlumpfinchen, oder? Ist das seine Wohnung?«
»Ich stelle hier dir Fragen!« Sie zog ihm die Gerte über den Oberschenkel.
»Au! Hör auf damit! Du hast doch ein Problem, Lady.«
»Sag es.«
»Wie heißt es denn? Ich hab geschlafen, als du es mir gesagt hast, blöde Kuh!« Er hatte sich getäuscht – er konnte sich sehr wohl von den blauen Brüsten abwenden. Er knurrte sie an, und da kam etwas in ihm hoch, das er nicht kannte, etwas, das sich wild und unbezähmbar anfühlte – wie beim ersten Mal, als er mit Jody vampirischen Sex gehabt hatte, doch das jetzt war was anderes … es war … mörderisch.
»Es lautet Cheddar.«
»Cheddar? Wie der Käse?« Wurde er hier wegen Käse verprügelt?
»Ja.«
»Jetzt habe ich es gesagt. Und?«
»Dein Wille ist gebrochen.«
»Okay«, sagte Tommy und stemmte sich gegen die dicken Nylonseile. Langsam wurde ihm bewusst, was anders war. Er würde sie töten. Er wusste noch nicht, wie, aber er war sich seiner Sache so sicher wie kaum jemals zuvor in seinem Leben. Gras war grün, Wasser war nass, und die blaue Schlampe war tot.
»Also musst du mich jetzt verwandeln«, sagte sie.
»Verwandeln?«, sagte er. Seine Zähne schmerzten, als wollten sie ihm aus dem Mund springen.
»Mach mich wie dich«, sagte sie.
»Du willst orange werden? Geht es hier eigentlich nur um Cheddar? Denn …«
»Nicht orange, du Blödmann. Eine Vampirin!«, rief sie und zog ihm die Peitsche über die Brust.
Er biss auf seine Lippen und merkte, wie ihm das Blut übers Kinn lief. »Und dafür musstest du mich die ganze Zeit verprügeln?«, sagte er. »Komm her!«
Sie beugte sich vor und küsste ihn, dann wich sie zurück, mit seinem Blut im Gesicht. »Daran werde ich mich wohl erst gewöhnen müssen«, sagte sie und leckte ihre Lippen ab.
»Näher«, sagte Tommy.
-16-
DIE CHRONIKEN DER ABBY NORMAL:
Vampir Floods gearschte Dienerin
kann einpacken
Ogottogott! Ich habe versagt. Ich war pflichtvergessen – wie liegengebliebene Hundescheiße auf dem dämmrigen Bürgersteig der Tragödie, die mein Leben ist. Noch während ich hier bei Starbucks sitze und schreibe, kommen mir die Kaffeesklaven wie Zombies mit glänzenden Augen vor, und mein Halbfett-Soja-Amaretto-Mochaccino schmeckt bitter wie Schlangengalle. (Was so ziemlich die bitterste Galle ist, die man kriegen kann.) Wenn da nicht zwei Tische weiter dieser megascharfe Typ säße, der so tut, als hätte er mich noch nicht bemerkt, würde ich weinen, aber Tränen verschmieren meine Wimperntusche, also übe ich mich in kühler Verzweiflung. Du hast Pech, süßer Junge, denn ich bin eine Auserwählte. Auf die Knie, Elender!
Ich musste Lord Flood gestern Abend sich selbst überlassen, doch bevor ich ging, habe ich ihm meine ewige Liebe gestanden. Ich bin eine endlos blöde Gans. Ich hätte nur »Auf Wiedersehen« sagen müssen, aber nein, ich musste es ja unbedingt rausbrüllen. Es ist, als besäße er Macht über mich – als hätte ich Essstörungen und er wäre eine Packung superleckere Oreo-Kekse. (Ich bin nicht essgestört, ich bin nur dünn, weil ich eben gern viel esse und dann am liebsten alles wieder auskotze. Ich habe kein Problem mit meinem Körper. Ich glaube, mein System hatte schon immer einen Hang zu flüssiger Nahrung, und bis ich in die liebende Umarmung meines Dunklen Lords sinke, halte ich mich an Starbucks.)
Den
Weitere Kostenlose Bücher