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Liebe auf den ersten Biss

Liebe auf den ersten Biss

Titel: Liebe auf den ersten Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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auf. Ihm blieben vielleicht noch zwanzig Minuten, bis die Sonne aufging. »Wie die Zeit vergeht …« Auf der anderen Straßenseite sah er ein Hotel mit einem Schild, auf dem geschrieben stand: ZIMMER ZU VERMIETEN – STUNDEN, TAGE ODER WOCHEN. Er roch die Zigaretten, den Schweiß und das Heroin des Mannes am Empfang und hielt den Kopf gesenkt, damit die Kapuze sein Gesicht verdeckte.
    »Haben Sie ein Zimmer ohne Fenster?«
    »Fünfundzwanzig Dollar, wie die anderen auch«, sagte der Mann. »Wollen Sie Laken? Laken kosten noch mal fünf.«
    Der Vampir lächelte. »Nein, denn womöglich gewöhne ich mich noch daran.«
    Er zahlte, nahm den Schlüssel und ging die Treppe hinauf. Ja, er fühlte sich ausgesprochen lebendig! Manches weiß man erst richtig zu schätzen, wenn man es verloren hat. Und wie sollte man seine Rache genießen, wenn einem der Verlust nicht wehtat?
     

-19-
Tote Freunde fürs Leben
     
    Die beiden Vampire saßen nebeneinander auf dem nackten Futongestell und beobachteten einen fünfbeinigen Käfer, der über das große Fenster des Lofts humpelte.
    Für Tommy war der Rhythmus dieser Käferschritte ein tanzbarer Backbeat, den man mit Musik unterlegen sollte, wenn er denn gewusst hätte, wie man Musik komponierte. Suite für Existenzangst und Humpelkäfer würde er sie nennen.
    »Toller Käfer«, sagte Tommy.
    »Jep«, sagte Jody.
    Wir sollten ihn für Abby aufheben, dachte Jody. Sie schämte sich etwas, weil sie das Mädchen gebissen hatte – nicht so sehr wegen der Verletzung ihrer Intimsphäre, denn die Kleine war ja offensichtlich dazu bereit gewesen, sondern weil Jody gar nicht anders gekonnt hätte. Sie war verletzt gewesen, und das Raubtier wollte leben, und zwar um jeden Preis, was ihr Sorgen bereitete. Verlor sie langsam ihre Menschlichkeit?
    »Jetzt werden uns die Barbaren suchen«, sagte Tommy. Er war sauer, fühlte sich von seiner alten Crew hintergangen, vor allem aber fühlte er sich ausgegrenzt. Er fühlte sich von allen ausgegrenzt. Morgen war Weihnachten, und er mochte nicht einmal seine Eltern anrufen, denn die gehörten mittlerweile einer anderen Spezies an. Und was soll man niederen Wesen schenken?
    »Es sind doch nur die Barbaren«, sagte Jody. »Uns wird schon nichts passieren.«
    »Ich wette, das hat Elijah auch gedacht, und dann haben sie ihn doch erwischt.«
    »Wir sollten ihn holen«, sagte Jody. Sie stellte sich vor, wie Elijah Ben Sapir beim Fähranleger in der prallen Sonne stand und die Touristen an ihm vorübergingen und sich fragten, weshalb dort jemand eine Statue aufstellen sollte. Ob das Metall ihn schützte?
    Tommy sah auf seine Armbanduhr. »Wir wären nie rechtzeitig wieder zurück. Das habe ich gestern schon versucht.«
    »Wie konntest du ihm das antun, Tommy? Er war einer von uns.«
    »Einer von uns? Er wollte uns töten, wie du dich vielleicht erinnern wirst. In gewisser Weise hat er uns sogar getötet. Das nehme ich ihm übel. Und außerdem … wenn man in einer Bronzefigur steckt, kann es einem doch egal sein, ob man unter Wasser ist oder nicht. Ich hab nur versucht, ihn aus dem Weg zu schaffen, damit wir an unsere Zukunft denken können, ohne dass er was damit zu tun hat.«
    »Gut. Okay«, sagte Jody. »Tut mir leid.« Zukunft? Sie hatte schon mit einem halben Dutzend Männern zusammengelebt, und von denen war keiner bereit gewesen, über die Zukunft zu sprechen. Und sie und Tommy hatten einen Riesenarsch voll Zukunft vor sich, solange man sie nicht im Schlaf erwischte. »Vielleicht sollten wir die Stadt tatsächlich verlassen«, sagte sie. »Woanders kennt uns keiner.«
    »Ich dachte gerade, wir sollten uns einen Tannenbaum besorgen«, sagte Tommy.
    Jody wandte sich von dem Käfer ab. »Tolle Idee. Wir könnten auch einen Mistelzweig aufhängen, Weihnachtslieder auflegen und draußen auf Knecht Ruprecht warten, bis die Sonne aufgeht und uns anzündet. Was meinst du?«
    »Kein Mensch will deinen Sarkasmus hören, junge Dame. Ich gebe mir nur Mühe, irgendwie Kontakt zur Normalität zu halten. Vor drei Monaten habe ich noch Regale in Indiana aufgefüllt, wollte aufs College, hab 'ne Schrottlaube gefahren und mir gewünscht, ich hätte eine Freundin und es würde vielleicht irgendwas Spannenderes passieren, als mir einen Job mit Rentenanspruch und Urlaubsgeld suchen zu müssen und dasselbe Leben zu führen wie mein Dad. Jetzt habe ich eine Freundin und Superkräfte, und ein ganzer Haufen Leute will mich umbringen, und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten

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