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Liebe auf den ersten Biss

Liebe auf den ersten Biss

Titel: Liebe auf den ersten Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Chin schnaubte wieder, dann fing sie leise an zu kichern.
    »Dr. Chin«, sagte Rivera und konzentrierte sich, »könnten Sie vielleicht etwas präziser sein, was den Zeitpunkt des Todes angeht?«
    Chin ging auf Riveras Ton ein und gab sich professionell. »Sicher. Es gibt einen Algorithmus für die Abkühlzeit einer Leiche. Geben Sie mir die Wetterdaten von gestern Nacht, lassen Sie mich die Frau in die Gerichtsmedizin bringen und sie wiegen, dann sage ich Ihnen eine Uhrzeit, plusminus zehn Minuten.«
    »Wie jetzt?«, sagte Cavuto zu Chin. »Wer jetzt?« Diesmal zu Rivera.
    »Wintersonnenwende, Nick«, sagte Rivera. »Ursprünglich fand das Weihnachtsfest zur Wintersonnenwende statt, am kürzesten Tag des Jahres. Jetzt ist es elf Uhr dreißig. Ich wette, dass die Sonne vor vier Stunden gerade aufgegangen ist.«
    »Hm-hm«, sagte Cavuto. »Prostituierte haben beschissene Arbeitszeiten. Willst du mir das damit sagen?«
    Rivera zog eine Augenbraue hoch. »Unser Mann ist nach Sonnenaufgang nicht mehr weit gekommen. Das will ich damit sagen. Er dürfte hier irgendwo sein.«
    »Ich hab schon befürchtet, dass du so was sagen würdest«, sagte Cavuto. »Das mit unserem Buchladen wird nichts werden, oder?«
    »Sag den Jungs, sie sollen überall suchen, wo es dunkel ist: unter Müllcontainern, in Kriechgängen, auf Dachböden – überall.«
    »An Weihnachten Durchsuchungsbefehle zu bekommen, könnte problematisch werden.«
    »Man braucht keinen Durchsuchungsbefehl, wenn man die Erlaubnis des Eigentümers hat. Wir wollen ja niemanden hochnehmen. Wir suchen einen Mordverdächtigen.«
    Cavuto deutete auf das achtstöckige Gebäude, das die eine Wand der Gasse darstellte. »In dem Bau hier sind ungefähr achthundert Lagerräume untergebracht.«
    »Dann solltet ihr lieber mal loslegen.«
    »Wo willst du hin?«
    »Vor ein paar Tagen wurde oben in North Beach ein alter Mann vermisst gemeldet. Das will ich mir mal näher ansehen.«
    »Weil du nicht in Müllcontainern rumwühlen willst, auf der Suche nach V…«
    »Weil …«, fiel ihm Rivera ins Wort, bevor Cavuto das V-Wort sagen konnte, »er Krebs im letzten Stadium hatte. Seine Frau ging davon aus, dass er einfach losmarschiert ist und sich verlaufen hat. Da bin ich mir jetzt nicht mehr so sicher. Ruf mich an, wenn ihr was findet.«
    »Hm-hm.« Cavuto wandte sich den drei Uniformierten zu, die den Obdachlosen befragten. »Hey, Jungs, ich hab ein Weihnachtsgeschenk für euch!«
     
    Die Barbaren beschlossen, für Blue einen kleinen Gedenkgottesdienst in Chinatown abzuhalten. Troy Lee war sowieso schon in der Nähe, und auch Lash, der seine Wohnung erst wieder betreten wollte, wenn sie Blues Leiche weggeschafft hatten, ebenso Barry, der jüdischen Glaubens war und der Tradition folgend mit seiner Familie zum Essen kommen wollte. Außerdem hatten die Schnapsläden in Chinatown über Weihnachten geöffnet, und man konnte unter der Hand Feuerwerkskörper kaufen. Die Barbaren waren sich einig, dass Blue bei ihrer Beerdigung bestimmt ein paar Knaller gewollt hätte.
    Die Barbaren standen im Halbkreis, mit Bierflaschen in den Händen, auf einem Spielplatz nahe der Grant Street. Man würdigte die Verstorbene in absentia – stellvertretend gab es ein angeknabbertes, essbares Höschen. Aus der Ferne sahen sie aus wie ein Bande Taugenichtse, die ein breit getretenes Weingummi betrauerten.
    »Wenn ich darf, würde ich gern anfangen«, sagte Drew. Er trug einen langen Mantel und hatte sein Haar mit schwarzem Gummiband zurückgebunden, so dass die Prellung an der Stirn deutlich zu erkennen war, wo Jody ihn mit der Weinflasche getroffen hatte. Aus seinem Mantel holte er eine Bong hervor, groß wie ein Saxofon, zündete die Monstermischung mit einem langen Kaminfeuerzeug an und blubberte vor sich hin wie ein Tiefseetaucher beim Asthmaanfall. Als nichts mehr in seine Lunge passte, hob er die Bong an, goss etwas von dem Wasser auf die Erde und krächzte: »Für Blue«, was mit einem hübschen Rauchring herauskam, der allen die Tränen in die Augen trieb.
    »Für Blue«, wiederholten die anderen, während sie mit einer Hand die Bong berührten und mit der anderen etwas von ihrem Bier verschütteten.
    »Für Broo, mein Nigga«, sagte Troy Lees Oma, die darauf bestanden hatte, an der Zeremonie teilzunehmen, als sie hörte, dass es Silvesterkracher geben würde.
    »Sie wird ihre Rache bekommen«, sagte Lash.
    »Und wir unser Geld zurück«, sagte Jeff, der große Sportler.
    »Amen«, sagten die

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