Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)
Knopfdruck brüllte Kibble Anweisungen: Die Hausmädchen sollten Zimmer für die Gäste vorbereiten und die Köchin sollte mehr Personen beim Dinner einkalkulieren.
»Wie geht es meinem Mädchen?«, fragte Lord Crambray. Er ließ sie los und betrachtete sie mit leicht geneigtem Kopf. »Du siehst gesund und glücklich aus.«
»Das bin ich auch.« Clarissa strahlte ihn an. »Aber wir dachten, du kommst erst Ende der Woche. Es ist doch nichts Schlimmes passiert, oder?«
»Nein, nein«, versicherte er. »Ich bin mit meinen Geschäften in London vorzeitig fertig geworden und dachte mir, dann besuch ich Clarissa und ihren Mann halt früher. Wo steckt Adrian eigentlich?«
»Adrian ist ausgeritten, um sich eine Weide anzusehen, die neu eingezäunt werden muss«, erklärte Clarissa und hakte sich bei ihrem Vater unter. »Er ist sicher bald zurück.«
Sie fing aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf und schwenkte herum. Eine Dame in einem voluminösen Kleid entstieg eben umständlich der Kutsche. Lydia war mitgekommen, stellte sie fest und ließ seinen Arm los. »Entschuldige, Vater, dass ich dich mit meinem Geplapper aufgehalten hab. Lydia wartet bestimmt darauf, dass ihr jemand beim Aussteigen hilft.«
»Oh.« John Crambray wandte sich der Kutsche zu, murmelte eine kurze Entschuldigung und reichte seiner Frau hilfsbereit eine Hand.
Clarissa zögerte unschlüssig, als Lady Crambray in der Auffahrt stand und sich ihr Reisekleid glattstrich. Sollte sie Lydia zur Begrüßung umarmen und küssen wie ihren Vater? Einerseits wusste sie, dass ihre Stiefmutter solche Gefühlsbekundungen verabscheute, andererseits gehörte sie zur Familie und sollte auch so behandelt werden, entschied das Mädchen. Sie straffte ihre Schultern, trat zu Lydia, gab ihr einen Kuss auf die Wange und drückte sie kurz.
Lydia versteifte sich in ihren Armen, ob aus Verblüffung oder Distanziertheit, hätte Clarissa nicht zu sagen vermocht. Sie ließ ihre Stiefmutter los, hakte sich stattdessen bei beiden unter und geleitete sie zum Portal.
»Kommt, ich stell euch Kibble und die anderen vor. Wie lange könnt ihr bleiben?«
»Ich denke, eine knappe Woche. Natürlich nur, wenn es deinem Mann recht ist«, setzte Lord Crambray schnell hinzu.
»Clarissas Mann ist alles recht.«
Clarissa blieb stehen und blinzelte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Adrian warf eben das Scheunentor zu und kam zu ihnen gelaufen. Er begrüßte ihren Vater und ihre Stiefmutter und hieß die beiden in Mowbray willkommen. Danach gingen alle ins Haus.
***
»Ich hoffe, es macht euch nichts aus, dass wir für ein paar Tage zu Besuch gekommen sind?«
Adrian spähte zu Lord Crambray hinüber, der neben ihm ritt. Es war der Morgen nach der Ankunft der Crambrays, und Clarissas Vater begleitete seinen Schwiegersohn auf einem Ausritt durch das weitläufige Gelände. »Nein, natürlich nicht. Ganz im Gegenteil.«
John Crambray zuckte unschlüssig mit den Schultern und lachte verlegen auf. Eine kurze Weile später bemerkte er: »Na ja, wir platzen so unverhofft bei euch rein. Immerhin seid ihr frisch verheiratet und wollt vielleicht lieber allein sein.«
Adrian grinste lahm. Er hatte tatsächlich angenommen, Lord Crambray würde sich noch ein bisschen Zeit mit seinem Besuch lassen. Bis er, Adrian, sich mit seiner süßen Braut genug vergnügt hatte – oder wenigstens mit ihr in einem Zimmer sitzen konnte, ohne dass es ihm in den Fingern juckte, ihr die Kleider vom Leib zu reißen. Aber das mit der trauten Zweisamkeit war wohl für die nächste Zeit vorbei. Er konnte es schon jetzt kaum erwarten, Clarissa wieder ganz für sich zu haben. Laut sagte er jedoch: »Wir haben noch das ganze Leben vor uns. Und sie freut sich über euren Besuch.«
John Crambray grinste. »Du liebst meine Tochter.«
Adrian fuhr unwillkürlich im Sattel zusammen. Stimmte es, was ihr Vater da sagte? Er war sich fast sicher. Jeder Tag mit Clarissa war ein reizvolles Abenteuer. Heute Morgen war er aufgewacht, weil seine süße junge Frau seinen erigierten Penis küsste und herzte. In den letzten paar Tagen hatte sie ihn öfter mit derart sinnlichen Aktionen überrascht. Sie schien richtig scharf darauf, ihn genauso zu verwöhnen wie er sie, und ihm wurde jedes Mal warm ums Herz, wenn sie ihn mit ihren frivolen Fantasien beglückte. Das bestärkte ihn in der Hoffnung, dass sie ihn auch mit seinem Makel lieben könnte.
»Ich weiß, dass du sie liebst«, bekräftigte Lord Crambray. »Und gerade
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