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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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deswegen kann ich nicht verstehen, warum sie immer noch keine neue Brille hat.«
    Adrian, der im Sattel erstarrte, zwang sich zur Ruhe. »Die neue Brille ist unterwegs. Ich musste sie in London bestellen. Aber es soll eine Überraschung werden. Deshalb fände ich es schön, wenn du Clarissa noch nichts verraten würdest.«
    Lord Crambray nickte, seine Miene erkennbar erleichtert. »Aber klar doch.«
    Adrian schluckte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte Clarissa nie mehr eine neue Brille bekommen. Sein schlechtes Gewissen hatte ihn jedoch so lange gequält, bis er sich widerwillig mit dem Gedanken anfreundete. Den Plan, mit ihr ins Dorf zu fahren, hatte er aufgegeben, als sie ihn nackt im Bad bezirzte. Nein, es sollte eine Überraschung werden! Folglich hatte er sie heimlich ausgefragt, aus welchem Optikergeschäft ihre Brille stammte, und einen Kurier nach London geschickt, mit dem Auftrag, eine neue zu kaufen. Und Clarissa wusste von nichts!
    Adrian redete sich selber ein, dass es eine Überraschung werden sollte. Die Wahrheit war jedoch, dass er ihr die Brille auf unbestimmte Zeit vorenthalten konnte, solange Clarissa nicht darum ahnte, dass es eine neue gab.
    Seufzend gab er seinem Pferd die Sporen und trabte in Richtung Herrenhaus, das nicht weit vor ihnen aufragte. Er hatte keine Lust mehr, sich noch weiter ausfragen zu lassen.
    Im Haus war es still. Lydia saß im Salon und las, und das Personal machte sich rar. Adrian zweifelte keine Sekunde daran, dass die Dienstboten der schwierigen Dame aus dem Weg gingen, wo sie nur konnten, weil sie dauernd herumnörgelte und nie zufrieden war. Clarissa war gewiss nicht die Einzige, der Lydia das Leben schwermachte; nein, dieses Biest pickte sich Schwächere und Untergebene wie das Personal in Mowbray heraus und drangsalierte sie nach Herzenslust.
    Adrian verließ Lord und Lady Crambray und schritt die Treppe hinauf, um sich seiner schmutzigen Reitsachen zu entledigen. Er zog sich vor seinem Kleiderschrank um, dabei blieb sein Blick im Spiegel immer wieder an der Verbindungstür zu Clarissas Zimmer hängen. Unwillkürlich fragte er sich, wo sie jetzt sein mochte und was sie wohl gerade tat. Wann immer sie nicht bei ihm war, ertappte er sich häufig bei solchen Fragen.
    Ich weiß, dass du sie liebst , hatte John Crambray gesagt, und Adrian beschlich eine starke Vermutung, dass diese Einschätzung den Nagel auf den Kopf traf. Das Wohlergehen seiner Frau kümmerte ihn mehr als sein eigenes; deshalb hatte er Clarissa auch die neue Brille bestellt. Das war bestimmt ein sicheres Indiz dafür, dass er sie liebte, stellte Adrian verblüfft fest.
    Wieso war es ihm nur so spielend leichtgefallen, sich in Clarissa zu verlieben?, wunderte er sich. Er hatte geglaubt, eine Frau zu finden, wäre für ihn eine nervenzermürbende Tortur, dieser ganze Schnickschnack mit dem Mögen und Kümmern und Tralala. Aber bei Clarissa war das nie ein Thema gewesen.
    Das einzig echte Problem war Lydia, und die ging so ziemlich jedem auf den Geist. Clarissa war von Anfang an offen und aufrichtig zu ihm gewesen.
    »Fertig, Mylord«, sagte Keighley, der ihm beim Wechseln seiner Sachen assistiert hatte. »Wünschen Mylord noch etwas?«
    »Danke nein, Keighley.« Und als der Diener zur Tür steuerte, fragte Adrian: »Ach, wissen Sie zufällig, wo meine Frau ist?«
    »Ich glaube, sie ist in ihrem Zimmer, Mylord. Einer der Diener hat Order, ihre Zimmertür vom Gang aus im Auge zu behalten. Das ist für gewöhnlich ein sicheres Zeichen, dass sie sich da drin aufhält.«
    »Danke.« Sobald der Diener den Raum verließ, wandte sich Adrian zu der Verbindungstür. Er sehnte sich mit jeder Faser seines Herzens danach, sie zu sehen, und machte sich nicht die Mühe anzuklopfen. Als er jedoch versuchte, die Tür zu öffnen, klemmte sie.
    Zwar ließ sie sich einen kleinen Spaltbreit öffnen, aber dann stieß sie vor irgendeinen Gegenstand. Stirnrunzelnd zog er die Tür zu und versuchte es erneut. Als das Gleiche wieder passierte, starrte er missmutig auf die Tür und rief: »Clarissa?«
    Keine Reaktion.
    »Clarissa?«, rief er, dieses Mal lauter, und klopfte. »Clarissa? Bist du in deinem Zimmer? Merkwürdig, aber irgendwie klemmt die Tür.«
    Als er keine Antwort bekam, stürmte Adrian in den Korridor. Frederick stand dort auf Wachposten. »Ist Lady Mowbray in ihrem Zimmer?«, wollte der Hausherr wissen.
    »Ja, Mylord.« Frederick bog die Schultern zurück und stand stramm wie ein Soldat.
    »Ist sie allein?«,

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