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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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»Verlass mich nicht. Ich brauche dich.«
    »Mylord?«
    Kibble rauschte ins Zimmer, gefolgt von Clarissas Vater und mehreren Dienstboten.
    »Frederick meint, Mylady fühlt sich nicht wohl. Was ist passiert?« Der Butler umrundete das Bett und baute sich vor seiner Lordschaft auf, der auf dem Bettrand saß.
    »Keine Ahnung. Sie ist ganz blass und scheint mir bewusstlos«, erklärte Adrian mit stockender Stimme.
    »Lassen Sie mich mal sehen«, sagte Kibble. Inzwischen war John Crambray zu ihnen getreten. Adrian ließ Clarissa behutsam auf das Bett zurücksinken, und die drei Männer neigten sich über deren kreideweißes Gesicht.
    »Grundgütiger, sie ist bleich wie der Tod«, murmelte Lord Crambray entsetzt.
    »Richtig aschfahl«, bekräftigte Mrs. Longbottom, die sich zu den Männern ans Bett gestellt hatte. Kibble hob behutsam Clarissas Lider an und inspizierte ihre Iris, dann schnupperte er an deren Mund.
    Adrian verfolgte die Maßnahmen seines Butlers mit Bestürzung. Als Kibble sich hastig wieder aufrichtete, signalisierte seine kritische Miene höchste Alarmbereitschaft.
    »Wir müssen sie dazu bringen, dass sie sich übergibt. Sie wurde vergiftet.«
    »Was?«, schrien Lord Crambray und Adrian wie aus einem Munde, doch Kibble beachtete sie gar nicht; seine Aufmerksamkeit galt dem Nachttisch und einem halb aufgegessenen Stück Torte. Er schnupperte daran, und seine Lippen wurden schmal. »Das Gift war in der Torte.«
    »Aber das kann doch gar nicht sein. Wir haben gestern Abend alle ein Stück Torte zum Dessert gegessen«, protestierte Adrian.
    »Aber nicht dieses Stück Torte«, grummelte Kibble. Er blickte in die Runde. »Ich brauche irgendwas, was ich ihr in den Hals stecken kann.«
    »Was?« Adrian schnappte hörbar nach Luft.
    Der Butler schickte ihm einen grimmigen Blick. »Es ist sicherlich besser, wenn Sie und Lord Crambray so lange hinausgehen.«
    »Nein. Ich bleibe auf jeden Fall hier«, sagte Adrian mit Bestimmtheit.
    »Dann retten Sie sie – wenn Sie können«, versetzte Kibble. Er drehte sich auf dem Absatz um und strebte zur Tür.
    »Nein! Kibble, kommen Sie sofort zurück! Wir brauchen Sie hier«, sagte Adrian scharf.
    »Dann gehen Sie bitte«, verlangte der Butler, als er kehrtmachte. »Ich kann ihr nicht helfen, wenn Sie mich dauernd stören und alles infrage stellen, was ich mache. Sie sind mir bloß im Weg.«
    Einerseits war er auf Kibbles Hilfe angewiesen, überlegte Adrian hastig, andererseits widerstrebte es ihm, seine Frau zu verlassen. Als er weiter zögerte, packte Lord Crambray ihn am Arm. »Komm, er hat recht. Lass uns nach unten gehen. Wir stehen ihm bloß im Weg rum.«
    »Aber was ist, wenn sie …« Adrian versagte die Stimme bei dem bloßen Gedanken, dass sie sterben könnte. Er wollte Clarissa nicht allein lassen, für den Fall, dass etwas so Schreckliches passieren könnte. Er wollte überhaupt nicht, dass ihr irgendetwas passierte.
    »Entweder Sie gehen oder ich gehe, Mylord«, sagte Kibble kalt.
    Adrian ließ verzagt die Schultern hängen. Kibble war ein gebildeter Mann und weiß Gott viel herumgekommen. Der Butler war nicht nur sein Hauslehrer gewesen, bevor er die Stellung als Butler in Mowbray angenommen hatte. Nein, als Adrian keinen Lehrer mehr brauchte, hatte Kibble etliche Jahre als Sanitätsoffizier bei der Armee gedient.
    In Adrians Augen hatte der Butler vermutlich mehr Menschenleben gerettet als die meisten Militärärzte. Beim Militär hatten sie sich auch wiedergetroffen: Kibble hatte ihn gerettet, nach der Schlacht, die Adrian beinahe das Leben gekostet hätte. Er hatte sich bereit erklärt, seinen früheren Schüler nach Hause zu begleiten, wo er ihn weiterbehandelt und nach Fitzwilliams Tod das Regiment im Hause Mowbray übernommen hatte.
    »Ich lasse Sie holen, sobald sich ihr Zustand ändert«, versprach Kibble, als er Adrians sorgenumwölkte Miene sah. »Ich ruf Sie auf jeden Fall schnellstens hierher, egal ob es ihr besser oder schlechter geht.«
    Adrian nickte kurz, dann ließ er sich von seinem Schwiegervater aus dem Zimmer führen. Die beiden Männer gingen schweigend durch den Flur zur Treppe, dabei lauschten sie angespannt auf die Anweisungen, die Kibble militärisch kurz und präzise verteilte.
    »Sie wird bestimmt wieder gesund«, sagte Lord Crambray gefasst, doch Adrian hörte die Angst in seiner Stimme, schließlich war Clarissa das einzige Kind von John und seiner geliebten Margaret. Er war mindestens genauso besorgt wie Adrian.
    Adrian rang sich

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