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Liebe auf den zweiten Blick

Liebe auf den zweiten Blick

Titel: Liebe auf den zweiten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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Am liebsten hätte sie sich ihm in die Arme geworfen, wie sie es im „Old South” mehr als einmal getan hatte, aber dies war Tulip, und sie war Amelia, also sah sie ihn nur an und lächelte.
    „Tyler bleibt zum Abendessen”, erklärte Wilhemina.
    Amelia starrte sie schockiert an. Wenn ihre Tante verkündet hätte, dass sie für die
    Bürgermeisterwahl kandidieren wollte, hätte sie das auch nicht mehr überraschen können.
    Tyler konnte kaum die Augen abwenden von dieser großen, schlanken, weiß gekleideten
    Frau. Er wünschte sich verzweifelt, sie in die Arme zu nehmen und ihr diesen besorgten Ausdruck wegküssen zu können. „Nur wenn Amelia nichts dagegen hat”, sagte er.
    Wilhemina schnaubte. „Das ist unwahrscheinlich. Amelia, du hilfst mir, den Tisch zu decken.
    Rosemary wird unseren Gast unterhalten, bis das Essen serviert ist.”
    Amelia geriet für einen Moment in Panik, als sie sich Tante Rosemary allein mit diesem Mann vorstellte. Was in aller Welt würde sie ihm erzählen? Sie war zu allem fähig. Dann erinnerte sie sich. Falls das, was sie vermutete, der Wahrheit entsprach, dann hatten Tante Rosemary und Tyler bereits eine Art Beziehung. Wahrscheinlich würden sie gut miteinander auskommen.
    „Ja, Ma’am.” Sie warf Tyler ein schiefes Lächeln zu. Es hatte keinen Sinn, Tante Witty zu widersprechen. „Wo ist Tante Rosie?”
    „Ich weiß nicht, aber sie wird sicher bald kommen. Ich habe vor ein paar Minuten gehört, wie sie hinausgegangen ist. Wahrscheinlich macht sie einen ihrer Spaziergänge.”
    Wilhemina wandte sich an Tyler und schien plötzlich ein bisschen verwirrt. „Junger Mann, ich nehme an, Sie wissen, wie man einen Fernseher einschaltet. Ich rufe Sie, wenn das Essen fertig ist.”
    „Ja, Ma’am.” Tyler war bereit, alles zu tun, um bei Wilhemina Punkte zu machen.
    Pflichtschuldigst schaltete er den Fernseher ein und setzte sich. Dies würde ein denkwürdiger Abend werden, das spürte er.
    Auf der anderen Seite der Straße hatte Effie Dettenberg ebenfalls einen unerwarteten Gast.
    „Rosemary, kommen Sie doch herein! Ich kann mich gar nicht erinnern, wann Sie das
    letzte Mal hier waren.”
    „Danke, Effie, aber ich denke, ich bleibe lieber draußen stehen. Dies ist kein
    freundschaftlicher Besuch.”
    Effie wurde blass. Dann beschloss sie, sich nicht von einer alten Frau einschüchtern zu lassen, die nicht mehr ganz richtig im Kopf war. Effie ignorierte die Tatsache, dass sie selbst nur drei Jahre jünger war. „Dann sagen Sie, worum es geht. Ich muss Maurice füttern. Er mag es nicht, wenn man ihn warten lässt.”
    Rosemary richtete sich gerade auf. „Wie ich hörte, haben Sie sich mal wieder eingemischt”, begann sie scharf, und es war so
    wenig ihre Art, einen solchen Ton anzuschlagen, dass Effie für einen Moment total verblüfft war.
    „Ich weiß nicht, wovon Sie reden”, behauptete sie und starrte über Rosemarys Schulter, weil sie fast erwartete, dass die ältere Schwester auch gleich erscheinen würde.
    „Das passt zu Ihnen”, erwiderte Rosemary. „Obwohl Sie selten wissen, wovon Sie reden.
    Also lassen Sie mich eins klarstellen.” Sie trat einen Schritt vor und richtete einen zittrigen Finger auf Effies Gesicht. „Wenn ich diejenige wäre, die sich vor Jahren aus meinem
    Elternhaus geschlichen hätte, um mit einem Spieler davonzulaufen, würde ich mir gut überlegen, ob es ratsam ist, die Angelegenheiten anderer Leute laut herumzuposaunen. Aber das war ich ja nicht, nicht wahr, Effie?”
    Effie sank gegen den Türrahmen und dachte daran, Rosemary die Tür vor der Nase
    zuzuknallen, aber das hätte nichts geholfen. Also schluckte sie, doch als sie etwas sagen wollte, brachte sie kein einziges Wort heraus.
    „Wie ich hörte, ist Ihr Vater dann auf die Suche nach Ihnen gegangen und hat Sie beide in einem Bordell in Natchez gefunden. Allerdings habe ich das immer für Klatsch gehalten.
    Und ich hasse Klatsch. Sie nicht auch?”
    Effie stöhnte.
    Rosemary blickte auf die Uhr, die an ihrer Bluse befestigt war. „Es ist Zeit zum Essen. Ich glaube, heute gibt es Rostbraten, und den mag ich besonders gern. Ich will nicht zu spät kommen.” Sie wandte sich ab, drehte sich dann aber noch mal zu Effie um. „Ich bin so froh, dass wir uns unterhalten haben. Sie nicht auch?”
    Effie nickte und sah zu, wie die winzige alte Frau die Straße überquerte. Dann atmete sie tief ein. Es kam ihr vor, als wäre sie gerade von einem Hurrikan erwischt worden. Sie hatte Glück,

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