Liebe auf den zweiten Blick
Kuchen in den Mund, lehnte sich zurück und seufzte zufrieden.
„Miss Wilhemina, Sie sind eine tolle Köchin. So viel und so gut habe ich nicht mehr
gegessen, seit meine Eltern nach Florida gezogen sind.”
Wilhemina errötete leicht. „Danke, Tyler.”
Die Vorstellung, einen Mann zum Essen im Haus zu haben, war zuerst erschreckend für sie gewesen, aber inzwischen war ihr klar, dass es gar nicht so schlimm war. Immerhin hatte er sie so höflich um die Erlaubnis gebeten, Amelia den Hof machen zu dürfen, dass es nur ein Zeichen von guten Manieren war, ihm freundlich entgegenzukommen.
Amelia lächelte, aber dann erstarrte sie, als sie Tylers Blick bemerkte. Wenn sie den richtig deutete, dann war Kuchen im Moment das Letzte, was er im Sinn hatte.
Er musterte ihren Körper so intensiv, dass ihr ganz heiß wurde. Sie konnte diesen Mann, der ihr Herz gestohlen hatte, nur anstarren.
Unter ihrem Blick senkte Tyler langsam die Lider und Amelia sah, dass er eine Hand zur Faust ballte. Als er seine Augen wieder öffnete, war solch eine Leidenschaft darin zu sehen, dass Amelia zusammenzuckte.
Mit zitternden Händen versuchte sie ihr Wasserglas an seinen Platz zurückzustellen, stieß aber gegen den Teller. Die Tanten sahen sie an, als würden sie erwarten, dass sich der Rest der Flüssigkeit gleich über das Tischtuch ergoss. Amelia wurde rot, rettete das Glas und murmelte eine Entschuldigung.
Rosemary versuchte, nicht zu kichern. Sie hatte die Blicke zwischen und Amelia und Tyler bemerkt und wusste, was los war. „Ach, Amelia”, begann sie unschuldig. „Es ist so ein schöner Nachmittag. Du solltest Tyler zu einer Spazierfahrt mit deinem neuen Auto einladen. Geht an die frische Luft. Du weißt doch, dass du sonst dauernd diese Kopfschmerzen bekommst.”
Wilhemina verzog das Gesicht. Sie hielt das nicht für eine gute Idee. Aber sie zögerte zu lange. Tyler reagiert bereits.
„Du hast Kopfschmerzen?” fragte er besorgt.
Amelia zuckte mit den Schultern. „Gelegentlich.”
„Sie liest zu viel”, bemerkte Wilhemina.
Rosemary verdrehte die Augen. „Um Himmels willen, Willy, das ist ihr Job. Soll sie den Inhalt der Bücher in der Bibliothek etwa erraten? Und wenn jemand kommt und eine Frage stellt, die sie nicht beantworten kann, soll sie dann lügen? Ich muss mich doch sehr über dich wundern.”
Wilhemina sah sie finster an. Sie war ihrer Schwester in die Falle getappt. Die Sorge wegen der Spazierfahrt ohne Aufpasser war vergessen. „Ich würde nie wollen, dass sie lügt!”
Amelia bemerkte, wie Rosemarys Augen glänzten. Diese kleine Intrigantin! Sie hat das absichtlich getan, um Tante Witty davon abzuhalten, eine Szene zu machen, dachte sie bewundernd.
Tyler wusste, dass etwas im Gange war, aber nicht, was. Allerdings hatte er nicht die Absicht, sich die Spazierfahrt entgehen zu lassen.
„Amelia, es würde mich freuen, wenn du mich fahren lassen würdest. Ich würde dir gern meine Farm zeigen.”
„Das wäre schön”, sagte sie und unterdrückte ihren Impuls, sofort aufzuspringen.
Wilhemina riss die Augen weit auf. Sie wollte Einspruch einlegen, doch da seufzte
Rosemary, beugte sich vor und warf eine Schale Kompott um. Ein klebriger Löffel landete auf dem weißen Leinentischtuch.
„Oh, Willy, sieh nur, was ich getan habe! Hilf mir, das wegzumachen, damit kein Fleck bleibt.”
Wilhemina sprang auf und fing an abzuräumen. Rosemary drehte sich um und zwinkerte
Tyler zu. Das war so charmant und unerwartet, dass er fast losgelacht hätte. Nun war ihm klar, was Amelia sofort bemerkt hatte, sie hatten eine Komplizin.
„Lauft los, ihr zwei”, drängte Rosemary, während ihre Schwester mit einem Stapel Porzellan in der Küche verschwand. „Wenn sie zurückkommt, richte ich ihr einen Gruß von euch aus.”
Amelia umarmte ihre Tante. „Ich liebe dich”, flüsterte sie.
Rosemarys Augen funkelten. „Das sagst du zum falschen Menschen”, flüsterte sie zurück.
Amelia war verblüfft. Liebte sie Tyler? War das wahr? Benommen ging sie mit ihm nach draußen.
Tyler öffnete ihr die Tür, half ihr beim Einsteigen in seinen Wagen und verhinderte, dass ihr Rock in der Tür eingeklemmt wurde. Unbeabsichtigt streifte er dabei Amelias Oberschenkel.
Unter dem gelben Stoff spürte er ihre festen, schlanken Beine, die sie pflichtschuldigst bedeckt hielt. Er schluckte hart, als er sich daran erinnerte, wie diese Beine in der schwarzen Netzstrumpfhose ausgesehen hatten, die sie als Amber getragen hatte.
Weitere Kostenlose Bücher