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Liebe auf den zweiten Klick

Liebe auf den zweiten Klick

Titel: Liebe auf den zweiten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowell Rainbow
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nichts dagegen, das weiterhin zu tun, wenn wir heiraten. (Mein Dad hat immer alle Rechnungen für meine Mum bezahlt, und niemand bezeichnet sie als Schmarotzerin.)
    Diese ganze Wer-zahlt-die-Rechnungen-Geschichte ist gar nicht das eigentliche Problem. Es geht vielmehr darum, sich wie ein Erwachsener zu benehmen. In der Welt, in der Chris lebt, ist es völlig in Ordnung, in der Wohnung deiner Freundin zu hausen, während du an einem Demo-Tape arbeitest. Aber es ist so gar nicht cool, deiner Gitarren-Fantasie nachzujagen, während deine Ehefrau arbeitet.
    Wenn du einen Ring am Finger trägst, bist du erwachsen. Und das will Chris nicht sein. Vielleicht bin ich auch diejenige, die das gar nicht will.
    Von Jennifer an Beth: Wer soll er denn für dich sein?
    Von Beth an Jennifer: Normalerweise? Ich glaube, an den meisten Tagen will ich den Musiker mit den Wuschelhaaren. Den Typen, der dich nachts um zwei weckt, um dir das Gedicht vorzulesen, das er gerade auf deinen Bauch geschrieben hat. The boy with kaleidoscope eyes .
    Von Jennifer an Beth: Wenn Chris sich einen richtigen Job zulegen würde, dann gäbe es vermutlich keine nächtlichen Bauchgedichte mehr.
    Von Beth an Jennifer: Stimmt.
    Von Jennifer an Beth: Also ist bei dir alles okay?
    Von Beth an Jennifer: Nein. Ich muss mal wieder zur Anprobe für ein Brautjungfernkleid. Trägerlos, Kiley hat’s schon für mich ausgesucht. Ich bin Lichtjahre entfernt vom Okay. Aber vermutlich darf ich nicht meckern, oder? Ich will ihn. Und er will noch warten. Und ich will ihn immer noch. Also darf ich mich wohl nicht beschweren.
    Von Jennifer an Beth: Natürlich darfst du dich beschweren. Das ist doch unvermeidlich. Und sieh’s mal so – du bist wenigstens nicht schwanger.
    Von Beth an Jennifer: Du auch nicht. Mach endlich einen Schwangerschaftstest!

Kapitel 4
    Nur fürs Protokoll – sein persönliches, internes Protokoll –, Lincoln hätte sich niemals um diesen Job beworben, wenn in der Anzeige gestanden hätte: »Wir suchen für unser Unternehmen jemanden, der die E -Mails anderer Leute liest. Spätschicht.«
    Die Anzeige des Courier lautete stattdessen: »Vollzeitangebot, Beauftragter für Internetsicherheit, $ 40.000+, Kranken- und Zahnzusatzversicherung.«
    Beauftragter für Internetsicherheit. In seiner Vorstellung installierte Lincoln Firewalls und schützte die Zeitung vor gefährlichen Hackern – da ging es nie darum, jedes Mal Alarm zu schlagen, wenn in der Buchhaltung jemand dem Nachbarn am nächsten Arbeitsplatz einen fiesen Witz schickte.
    Der Courier war vermutlich die letzte Zeitung in ganz Amerika, die sich dazu durchgerungen hatte, ihren Mitarbeitern Zugang zum Internet zu gewähren. Das sagte zumindest Greg. Greg war Lincolns Boss, der Chef der Informatikabteilung. Er konnte sich noch an die Zeit erinnern, als die Reporter elektrische Schreibmaschinen benutzten. »Und zwar deshalb«, erklärte er, »weil das noch gar nicht lange her ist – 1992. Wir sind nur auf Computer umgestiegen, weil die Farbbänder nicht mehr verkauft wurden. Ohne Scheiß.«
    Greg meinte, dass diese ganze Online-Sache sich gegen den Willen der Geschäftsführung durchsetzte. In den Augen des Verlegers bedeutete die Einführung des Internets am Arbeitsplatz, dass man den Angestellten die Wahl ließ zu arbeiten, wenn ihnen der Sinn danach stand, oder sich Pornos anzugucken, wenn sie dazu Lust hatten.
    Aber langsam wurde es einfach albern, kein Internet zu haben.
    Als die Zeitung letztes Jahr ihre Online-Version ins Netz stellte, hatten die Reporter nicht einmal die Möglichkeit, ihre eigenen Artikel dort zu lesen. Und außerdem wollte inzwischen jeder seine Leserbriefe per E -Mail schicken, selbst Drittklässler und Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg.
    Als Lincoln seinen Job beim Courier antrat, brach für das Internetexperiment bereits der dritte Monat an. Alle Mitarbeiter hatten jetzt interne E -Mail-Adressen. Wichtige Angestellte, und beinahe jeder in der Nachrichtenredaktion, hatten zumindest eingeschränkten Zugang zum World Wide Web.
    Wenn man Greg fragte, lief eigentlich alles prima.
    Wenn man jemanden in der Geschäftsführung fragte, herrschte heilloses Chaos.
    Es wurde online getratscht und geshoppt, die Leute meldeten sich in Internetforen an oder machten bei imaginären Fußball-Ligen mit. Es gab sogar das eine oder andere Glücksspiel.

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