Liebe auf den zweiten Klick
Und ein wenig Schweinkram. »Das ist aber eigentlich gar nicht so schlimm«, lautete Gregs Argument. »Auf die Art und Weise können wir die Perverslinge leicht herausfiltern.«
Gregs Vorgesetzten zufolge war jedoch das Schlimmste am Internet, dass man einen Raum voller Menschen, die angestrengt arbeiteten, jetzt nicht mehr von einem Raum voller Mitarbeiter unterscheiden konnte, die gerade mit dem Was-für-eine-Hunderasse-bin-ich-Online-Quiz beschäftigt waren.
Und daher ⦠Lincoln.
An seinem ersten Abend hatte Lincoln Greg dabei geholfen, im Netzwerk ein neues Programm namens WebShark zu installieren. WebShark überwachte alles, was die Leute im Internet oder Intranet so trieben. Jede E -Mail. Jede besuchte Webseite. Jedes Wort.
Und Lincoln wiederum überwachte WebShark.
Jemand mit einer besonders schmutzigen Fantasie (vermutlich Greg) hatte die Filter der E -Mail-Ãberwachung des Programms erstellt. Es gab eine ganze Liste von Begriffen, die die Alarmglocken schrillen lieÃen: fiese Ausdrücke, rassistische Beleidigungen, die Namen von Vorgesetzten und Wörter wie »geheim« und »privat«.
Dieses Wort, »privat«, hatte beim ersten Einsatz von WebShark das gesamte Netzwerk innerhalb einer Stunde auflaufen lassen, weil es jede einzelne Mail an die oder von der Abteilung für private Kleinanzeigen markiert und gespeichert hatte.
Das Shark-Programm sprang auch auf groÃe Dateianhänge, verdächtig lange Nachrichten und verdächtig häufige Mails an ⦠Jeden Tage wurden Hunderte von möglicherweise unangemessenen E -Mails an eine sichere Mailbox geschickt, und es war Lincolns Job, sie eine nach der anderen unter die Lupe zu nehmen. Was bedeutete, dass er sie lesen musste, also las er sie eben. Aber es machte ihm keinen SpaÃ.
Vor seiner Mutter wollte er es nicht zugeben, aber was er tat, fühlte sich tatsächlich falsch an, als würde er die Kollegen belauschen. Wenn er wenigstens ein Typ wäre, der sich bei so was amüsierte ⦠Sam, seine Exfreundin, hatte immer gerne in fremden Medizinschränkchen herumgeschnüffelt. »Hustensaft«, hatte sie dann auf dem Heimweg im Auto erklärt. »Und ganz stinknormale Pflaster. Und irgendwas, das wie eine Knoblauchpresse aussieht.«
Lincoln fand es ja sogar schon unangenehm, bei anderen Leuten das Badezimmer auch nur zu betreten .
Und dann gab es da diesen ganzen komplizierten Ablauf, den er befolgen musste, wenn er beim Courier tatsächlich jemanden bei einem Regelverstoà erwischte. Aber der GroÃteil der Zuwiderhandlungen lieà sich mit einer schlichten Verwarnung ahnden, und danach hatten es die Ãbeltäter meistens begriffen.
Ehrlich gesagt war die erste Verwarnungsrunde so effektiv gewesen, dass Lincoln allmählich nichts mehr zu tun hatte. WebShark filterte noch immer E -Mails heraus, ein paar Dutzend am Tag, aber es war meistens falscher Alarm. Greg schien das nicht zu stören. »Keine Sorge«, beruhigte er Lincoln, als WebShark zum ersten Mal keinen einzigen wirklichen Regelverstoà entdecken konnte. »Die schmeiÃen dich nicht raus. Die da oben finden es super, was du machst.«
»Aber ich tue doch gar nichts«, entgegnete Lincoln.
»Na, und ob. Du bist der Typ, der die E -Mails liest. Die haben alle Angst vor dir.«
»Wer hat Angst? Und wer sind denn âºdieâ¹?«
»Na, alle. Machst du Witze? Das ganze Gebäude redet über dich.«
»Die haben doch keine Angst vor mir. Die haben Angst davor, erwischt zu werden.«
»Von dir erwischt zu werden. Zu wissen, dass du jede Nacht in ihren gesendeten Mails herumschnüffelst, reicht schon, um sie dazu zu bringen, die Regeln einzuhalten.«
»Ich schnüffele doch gar nicht herum.«
»Könntest du aber«, erwiderte Greg.
»Ach ja?«
Greg wandte sich wieder seiner vorherigen Beschäftigung zu, einer Art Laptop-Autopsie. »Hör mal, Lincoln, ich habâs dir doch erklärt. Irgendwer muss hier nachts Wache schieben. Um ans Telefon zu gehen und sich mit âºHelp Deskâ¹ zu melden. Ich weiÃ, du sitzt hier einfach nur herum. Ich weiÃ, du hast nicht genug zu tun. Aber das ist mir egal. Lös Kreuzworträtsel. Lern eine Fremdsprache. Wir hatten mal eine, die hat immer gehäkelt â¦Â«
Lincoln konnte nicht häkeln.
Er las die Zeitung. Er brachte sich Comics, Zeitschriften und Taschenbücher mit. Und manchmal
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