Liebe auf den zweiten Kuss
sagte Riley.
Bei der Erwähnung dieses Namens zuckte sie zusammen. Schmerz durchfuhr sie, weil sie sich nicht gegen ihn gewappnet hatte. »Wenn er wirklich gehen wollte, hätte er nicht unbedingt zu ihr gehen brauchen«, sagte sie. »Du kannst mir nicht sagen, dass er sie nicht angesehen und bemerkt hat, dass sie jünger und straffer und...«
»Kein Mann würde Olivia dir vorziehen«, entgegnete Riley und schien von ihr angewidert. »Hör auf mit dem Selbstmitleid.«
Suze beachtete ihn nicht, sondern sah der Wahrheit ins Auge: Sie hatte ihre eigene Ehe beendet, und jetzt konnte sie noch nicht einmal Olivia dafür verantwortlich machen. Jack. »Ich hasse das alles.« Sie drehte sich zu Riley um, ein wenig überrascht, dass er nicht dicht neben ihr stand. Er war ihr so nah erschienen. »Und es ist alles meine Schuld.«
»Nein, das ist es nicht«, entgegnete Riley entnervt. »Du hast einen Mann geheiratet, der so kontrollierend auf dich einwirkte, dass selbst ein ganz normales Alltagsleben ihm bedrohlich erschien. Du hörst mit deinem Job auf und schließt das Konto und dann was? Willst du für den Rest deines Lebens in diesem Esszimmer sitzen und die blauen Teller anstarren? Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass du all diese kleinen Becher mit den Füßen auch noch aufgeben müsstest. Die sind ja selbst mir unheimlich, und ich bin nicht derjenige, der dich halten will.«
»Die Tassen aufgeben? Ich will Nell«, sagte Suze und brach in Tränen aus.
»Einen Augenblick.« Riley trat einen Schritt zurück. »Warte nur einen Augenblick.« Sie hörte, wie er sich in die Küche zurückzog und eine Nummer wählte. Ich habe den einzigen Mann, den ich jemals geliebt habe, gegen ein Bankkonto und ein paar Eierbecher eingetauscht , dachte sie. Dann legte sie ihren Kopf auf den Esstisch und heulte los.
Ein paar Minuten später, als das Schlimmste vorbei war, hob sie ihr Gesicht, und Riley hielt ihr eine Schachtel Papiertaschentücher unter die Nase. »Nell ist unterwegs«, sagte er und es hörte sich an, als ob er ihr Kommen kaum noch abwarten könne.
»Entschuldige, dass ich weine.« Suze nahm ein Taschentuch, um sich die Nase zu schnäuzen. »Das muss schrecklich für dich sein.«
»Ja, das ist es. Mach es nicht wieder. Hättest du gerne einen Drink? Oder sonst irgendetwas?« Sie schniefte erneut und versuchte ihn anzulächeln. Er wirkte wie ein Gefangener. »Himmel, Riley, ich habe nur geweint, mehr nicht. Meine Ehe ist zerbrochen, da ist es mir doch gestattet zu weinen.«
»Natürlich. Aber hebe es dir für Nell auf. Sie wird in ungefähr einer halben Stunde hier sein. Möchtest du wirklich keinen Drink? Ich für meinen Teil könnte einen gebrauchen.«
»Warum in einer halben Stunde? So weit ist es doch gar nicht.«
»Gabe war bei ihr zu Hause. Sie haben sich darüber gestritten, dass wir sie nicht eingeweiht hatten und dann… hörten sie auf, sich zu streiten. Sie zieht sich gerade an.«
Na bitte, dachte Suze und schniefte erneut. Nell hatte jemanden gefunden. Sie hatte sich nicht eingeigelt und war gestorben, als ihre Ehe an jenem Weihnachtsfest zerbrochen war. Sie hatte …
»O mein Gott«, seufzte Suze. Nell hatte zwei Jahre gewartet. Es würde noch ganze zwei Jahre dauern, ehe sie nicht mehr alleine war. Und Nell hatte lediglich über diesen Nichtsnutz von Tom hinwegkommen müssen. Sie hingegen würde die Trennung von Jack verdauen müssen. »O mein Gott.«
»Was ist?«, erkundigte sich Riley.
»Es wird noch zwei Jahre dauern, ehe ich wieder Sex haben werde« , jammerte Suze.
»Ich hole uns die Drinks«, sagte Riley und flüchtete in die Küche.
15
Um Mitternacht saß Suze auf der Treppe, streichelte Marlene und hörte Nell dabei zu, wie diese durch die geschlossene Tür hindurch Jack in aller Deutlichkeit mitteilte, was für ein hinterhältiger, widerlicher, degenerierter Mistkerl er doch sei. Sie hatte den Riegel vorgeschoben und wollte ihn nicht ins Haus lassen. Schließlich hatte er aufgegeben und war weggegangen, vermutlich zu Olivia.
»Morgen besorgst du dir einen Anwalt«, hatte sie Suze ermahnt, nachdem sie die Treppe zu ihr hinaufgestiegen war.
»Morgen muss ich arbeiten gehen«, erwiderte Suze. »Ich habe ein Café, das auf mich wartet.«
»Den Anwalt kannst du vom Café aus anrufen«, beharrte Nell und stand dann am nächsten Tag neben ihr, während sie den Anruf erledigte.
Die nächsten Tage verschwammen zu einer einzigen Masse von Kaffee, Tee und Margies Keksen, Drinks an der Bar als
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