Liebe auf den zweiten Kuss
auf besonders ehrbarem Territorium.«
»Das gehört zu meiner Arbeit. Du hast vor dem Ehemann einer anderen in einer Cheerleaderuniform aus dem Kostümverleih einen Striptease hingelegt.« Riley blickte in ihre Porzellanvitrine. »Was in aller Welt sind denn diese Dinger mit den Füßen?«
»Ich hatte sie nicht geliehen«, korrigierte ihn Suze. »Das war meine eigene Uniform. Ich war erste Cheerleaderin.«
Riley seufzte. »Das glaube ich dir nicht. Da war dieser Typ in seinen Vierzigern...«
»Er war neununddreißig.«
»…der einer Oberschülerin nachsteigt. Fandest du das denn richtig?«
Suze setzte sich und fühlte sich jämmerlich. »Mit ihm fand ich alles richtig. Er war der tollste Mann, dem ich je begegnet war.« Oh, Jack.
Riley schnaubte. »Kinderschänder.«
Suze sah ihn stirnrunzelnd an und war für einen Augenblick abgelenkt. »Ich war achtzehn. Warst du denn selbst nicht kürzlich mit einer jungen Studentin liiert?«
»Wechsle nicht das Thema.«
»Wie alt bist du überhaupt? Fünfunddreißig?«
»Vierunddreißig«, korrigierte sie Riley. »Es hat nicht geklappt. Sie war zu gebildet für mich.«
»Kaum zu glauben.« Suze sank auf ihrem Stuhl zurück. »Gib Jack doch ihre Telefonnummer. Vielleicht wird er Olivia für sie fallen lassen.« Sie fühlte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte und schluckte. »Weißt du, ich habe ihm wirklich geglaubt, als er sagte, ich sei anders. Als ich dreißig wurde und er mich nicht verließ, so wie er Abby und Vicky verlassen hatte, waren alle darüber verwundert, nur ich nicht, denn ich wusste, er liebt mich.« Ihre Augen brannten und sie hörte, wie sich ihre Stimme belegte. »Und dann hat er mich trotzdem verlassen.« Sie biss sich auf die Lippe, um nicht zu weinen – denn vor Riley zu weinen wäre einfach zu beschämend, zur Hölle mit ihm – und dann hörte sie ihn sagen: »O verdammt.«
»Ich weine nicht«, sagte sie.
»Ich weiß, dass ich das bereuen werde«, sagte Riley, »aber er hat dich nicht verlassen.«
Suze blickte ihn durch ihre Tränen hindurch an. »Hat er das nicht? Nun, das sind ja tolle Neuigkeiten. Was in aller Welt macht er dann mit Olivia?«
»Er hat zu einem Präventivschlag ausgeholt. Er war dir die ganzen vierzehn Jahre eurer Ehe über treu. Das weiß ich, weil ich wirklich mein Bestes gegeben habe, um eine andere Frau aufzuspüren. Es gab keine. Es gibt auch jetzt nicht wirklich eine. Er weiß, dass du ihn verlassen wirst, also macht er den ersten Schritt. Alle werden ihn zwar für den letzten Menschen halten, aber immerhin steht er nicht wie ein angegrauter Verlierer da.«
Wütend sprang Suze von ihrem Stuhl auf. » Ich hatte nicht vor, ihn zu verlassen. Ich habe ihn geliebt. Du hast keine Ahnung...«
»Wollte er, dass du arbeitest?«, fragte Riley.
»Ach, lass das. Auf einem Barhocker zu sitzen, während du dir daneben Notizen machst, ist doch keine Arbeit. Es ist noch nicht mal ein Abenteuer.«
»Aber war er dagegen?«
»Ja«, sagte Suze und wurde immer wütender, während Riley immer ruhiger wurde. »Willst du damit etwa sagen, dass ich weiterhin brav zu Hause hätte bleiben sollen...«
»Was hast du mit deinem Gehalt gemacht?«, fragte Riley.
»Welchen Unterschied...«
»Du hast doch ein Konto eröffnet, nicht wahr? Und zwar kein gemeinsames Konto. Nein, eines nur für dich.«
»Ich habe hundert Dollar am Abend verdient«, sagte Suze abfällig, »ich kann mir nicht vorstellen, dass er die hätte haben wollen.«
»Du hast dir einen Job geangelt, ohne ihn davon zu unterrichten, du hast ein Konto eingerichtet, ohne ihm Bescheid zu sagen...«
»Das machen Frauen tagtäglich. Das heißt noch lange nicht, dass man den Mann verlässt.«
»Wer hat die Tassen mit den Füßen gekauft?«, fragte Riley und deutete auf die Porzellanvitrine. Suze blickte auf ihre siebenundzwanzig kleinen Eisbecher, die vor dem Porzellangeschirr entlang rannten, geradezu über das Porzellan zu rennen schienen, eine ganze Vitrine auf der Flucht.
»Wenn ich Angst hätte, dass mich meine Frau verlassen würde«, begann Riley, »und sie anfangen würde, solche Dinge zu sammeln, würde ich die Becher vermutlich zerschmeißen.«
»Das hat er auch getan.« Suze schluchzte. »Eine hat er fallen lassen, aber ich habe sie wieder zusammengeklebt.«
»Wann hast du angefangen, sie zu kaufen?«
»Im September.« Suze ließ die Schultern fallen und wippte ein wenig auf ihrem Rücken, warm und fest.
»Die Beziehung mit Olivia hat Ende November begonnen«,
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