Liebe auf den zweiten Kuss
fühlte er sich glücklich.
Als Nell um sechs nach Hause kam, zeigte sie Suze das Bild in den Hausmitteilungen.
»Das sollten wir Margie zeigen«, meinte Suze. »Wir haben noch Zeit. Wir müssen erst in zwei Stunden in der Bar sein. Und sie wird sich an Kitty erinnern, da gehe ich jede Wette ein.« Sie legte das Rundschreiben nieder. »Wir sollten ohnehin mit ihr reden. Sie war in letzter Zeit ein bisschen… merkwürdig bei der Arbeit.«
»Auf manche Frauen hat ihr Job diese Wirkung«, erwiderte Nell und dachte an Elizabeth.
Eine halbe Stunde später saß Margie mit einem Glas Sojamilch am Küchentisch und blinzelte das Bild an. »Jawohl, das ist Kitty. Ich habe immer vermutet, dass Stewart mit ihr schlief.«
»Das scheint dich nicht weiter aufzuregen«, bemerkte Suze.
»Nun, es war Stewart«, sagte Margie. »Den konnte sie haben. Mehr noch, ich war mir sicher, dass sie ihn am Schluss auch bekommen hat.«
»Glaubst du, dass er sich gemeinsam mit ihr aus dem Staub gemacht hat?«, fragte Nell.
»Ja, das glaube ich. Aber wenn sie zurückgekommen ist, wo ist er dann?« Margie stellte ihr Glas ab und sah sie entsetzt an. »O nein, was, wenn er zurückgekommen ist? Was, wenn er mit ihr zusammen zurückgekommen ist? Vielleicht ist ihnen das Geld ausgegangen, und sie sind zurückgekommen, um sich noch mehr zu besorgen. Was soll ich nur tun?«
»Du reichst die Scheidung ein«, sagte Suze. » Er hat Geld unterschlagen. Er kann dir gar keinen Ärger machen.«
»Und ob er das kann«, widersprach Margie und starrte entsetzt in ihre Sojamilch. »Ich habe versucht, ihn umzubringen.«
20
»Hör auf anzugeben, Margie«, sagte Suze.
»Ich gebe nicht an«, wehrte sich Margie. »Ich habe ihn sehr heftig geschlagen. Er ist zusammengebrochen und überall war Blut. Es war der einzige Moment meiner Ehe, den ich wirklich genossen habe.«
Sie lächelte etwas sehnsüchtig. Nell und Suze sahen einander an, und Suze kostete von Margies Sojamilch.
»Amaretto«, stellte sie fest. »Und zwar reichlich.«
»Margie«, meinte Nell. »Du hast jetzt genug Kalzium abbekommen.«
»Für eine Frau unseres Alters ist es unmöglich, zu viel Kalzium zu sich zu nehmen«, widersprach Margie mit Panik in der Stimme. »Mit jedem Augenblick tropft das Kalzium geradezu aus deinen Knochen heraus. Das behauptet jedenfalls Budge.«
»Und was sagte er zu dem Amaretto?«, erkundigte sich Suze.
»Von dem Amaretto weiß er nichts«, erwiderte Margie. »Und wird es auch niemals erfahren. Was soll ich nur wegen Stewart machen?«
»Nichts«, erwiderte Nell betont heiter. »Du hast nicht versucht, ihn umzubringen.«
»Doch, das habe ich«, beharrte Margie, die gleichzeitig an der Milch nippte und schniefte, sodass sie sich ein wenig verschluckte. »Er wollte gerade zu einer Geschäftsreise aufbrechen, als Budge vorbeikam und mir sagte, Stewart habe von Papa Geld unterschlagen. Also habe ich ihn zur Rede gestellt und ihm gedroht, er müsse es zurückgeben oder ich würde gehen. Da hat er nur gelacht und gesagt, ich hätte doch gar nicht den Mut zu gehen, und selbst wenn, wäre das kein großer Verlust, weil ich langweilig sei.«
»Oje«, sagte Suze.
»Und dann hat er mir den Rücken zugedreht, und ich habe ihn mit dem Milchkrug meines ›Desert Rose‹-Geschirr geschlagen.«
»Oh«, sagte Nell, die ihr nun glaubte.
»Es stand auf dem Büfett, als Vase für einen Wildblumenstrauß.« Sie nickte abwesend. »Der Milchkrug war ein Riesending, und ich habe ihn damit voll auf den Hinterkopf geschlagen. Er ging sofort in die Knie. Überall Wildblumen.«
»Verstehe«, sagte Nell, die sich in Windeseile einen Reim darauf machte. »Und...«
»Dann kam Budge herein, und ich habe Papa angerufen. Daraufhin hat Papa Jack angerufen, ich bin nach oben gegangen, und sie haben Stewart zum Flughafen gebracht. Das Flugzeug hat er aber niemals bestiegen.« Sie schüttelte den Kopf, als sei dies nur ein weiteres Beispiel für Stewarts Niedertracht. »Ich habe vermutet, dass er mit Kitty und dem Geld verschwunden ist.«
»Budge war da, als du ihn geschlagen hast?«, hakte Suze nach.
»Er war im Nebenzimmer«, bestätigte Margie. »Als Stewart nach Hause kam, habe ich Budge geraten, sich zu verstecken.«
»Hat Stewart Budges Auto denn nicht bemerkt?«
»Er hat in einer Seitenstraße geparkt«, erwiderte Margie.
»Immer?« Suze setzte sich gerade hin. »Margie?«
»Nun, Stewart war wirklich schrecklich«, sagte Margie. »Im Bett und auch sonst. Und Budge ist wirklich
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