Liebe auf den zweiten Kuss
gut.«
Nell stand auf und schenkte sich ein Glas Milch mit Amaretto ein. »Dann hast du also bereits mit Budge geschlafen, während Stewart noch hier lebte?«
»Es schien mir eine gute Idee«, erwiderte Margie. »Papa hält nichts von Scheidungen. Er hält Jacks Benehmen für skandalös.«
»Das geht mir genauso«, nickte Suze und schenkte sich ebenfalls ein Glas ein.
»Deshalb war ich in der Zwickmühle. Und als Stewart verschwand, war Budge da, ich schuldete es ihm, ich musste einfach mit ihm zusammenbleiben. Meistens ist es ganz in Ordnung, doch manchmal macht er mich vollkommen verrückt. Zum Beispiel hasst er es, wenn ich im Café arbeite. Und dann dieses ganze Vegetarierzeugs. Ich meine, ich finde es schon wichtig, Vegetarier zu sein. Aber man muss doch auch ein bisschen mogeln dürfen. Seit er hier eingezogen ist, habe ich nicht einen Hamburger mehr gegessen. Es gibt Augenblicke, da würde ich für ein Steak alles tun.«
»Dieses zerplatzende Geräusch, das du eben vernommen hast, waren unsere Illusionen«, sagte Suze, an Nell gewandt. »Und was ist dann passiert? Nachdem Stewart verschwunden ist?« Nell nickte Margie aufmunternd zu.
»Budge kam am nächsten Tag wieder vorbei und meinte, ich solle mir keine Sorgen machen, dass Papa nun einsehen würde, dass ich mich von Stewart scheiden lassen müsse, sobald er das fehlende Geld bemerken würde.« Margie sah wütend aus. »Doch genau das ist nicht passiert. Papa sagte, er wolle nicht noch mehr Skandale. Er meinte, er würde die Sache so regeln, dass Stewart mich nie wieder belästigen würde.«
»Soso«, murmelte Suze.
»Ich glaube, er wollte aus ihm einen guten Ehemann machen«, fuhr Margie fort. »Warum ausgerechnet Papa auf die Idee kam, als Autorität zum Thema guter Ehemann durchzugehen, kann ich mir auch nicht erklären.«
»Du hast also Stewart mit dem ›Desert Rose‹-Milchkrug geschlagen«, wiederholte Suze, immer noch mit verwunderter Stimme.
»Keine Abschweifungen bitte«, sagte Nell mahnend zu Suze. »Wir haben nicht die Zeit, alles doppelt durchzukauen.«
»Und er ist gegangen, und jetzt habe ich Budge. Sex ist nicht alles, wisst ihr. Und er möchte unbedingt heiraten.« Margie steckte ihre Nase wieder in ihr Glas.
»Dann wird dir wohl nichts anderes übrig bleiben, als auch Budge eins mit dem Milchkrug überzuziehen«, meinte Suze.
»Suze!« Nell stieß sie mit dem Fuß an.
»Weißt du, wenn ich Jack mit dem verdammten Spode erschlagen könnte, würde ich es tun«, erwiderte Suze.
Nell nahm ihr das Milchglas aus der Hand.
»Ich dachte, wenn ich niemandem irgendetwas davon erzählte, würde vielleicht auch niemand etwas erfahren«, meinte Margie traurig. »Aber so etwas funktioniert wohl nie.«
»Ist schon gut, Liebling«, erwiderte Nell sanft, die allerdings eher vom Gegenteil überzeugt war.
»Ich muss mal auf die Toilette«, sagte Margie an niemand Bestimmten und ging langsam in Richtung Badezimmer. »Dann ist Stewart also verärgert zurückgekehrt, weil Margie ihm vor sieben Jahren mit einem Porzellan eins übergezogen hat?«, fragte Suze. »Das ergibt doch gar keinen Sinn.«
»Du vergisst die zwei Millionen Dollar der Versicherungssumme, die Budge sie drängt einzufordern«, entgegnete Nell. »Das würde eine ganze Menge Leute von den Toten wieder auferstehen lassen.«
»In dem Fall sollte Margie von jetzt an den Milchkrug wohl ständig in Reichweite haben«, meinte Suze. »Gib mir meine Milch zurück.«
»Gabe und Riley werden das kaum glauben.«
Suze zog ihre Milch zu sich heran. »Meinst du, wir sollten es ihnen erzählen?«
»Natürlich sollten wir es ihnen erzählen. Margie kann man nichts anhaben. Stewart ist aufgestanden und verschwunden.«
»Also gut. Aber vielleicht sollten wir das mit dem Milchkrug nicht erwähnen. Und dass sie mit Budge geschlafen hat.«
»Und was erzählen wir ihnen dann? Dass Stewart auf dem Weg zum Flughafen gestürzt ist?«
Suze wirkte hin- und hergerissen. »Sie ist unsere Freundin, und sie war mit einem Mistkerl verheiratet.«
»Sie hat ihn nicht mit dem Porzellan umgebracht«, gab Nell zu bedenken. »Selbst wenn er tot sein sollte, man könnte ihr nichts anhaben. Aber er scheint nicht tot zu sein. Obwohl Lynnie nicht den Eindruck machte, als würde sie mit jemandem zusammenarbeiten. Sie wollte, dass ich mich mit ihr zusammentue, also konnte er wohl kaum gemeinsame Sache mit ihr machen.«
»Bedenke – sie war ein Profi, was Täuschungsmanöver angeht«, gab Suze zu bedenken.
Weitere Kostenlose Bücher