Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
Mistgabel in der Hand die Scheune. Offenbar hatte er gerade vor, die Ställe auszumisten. Wie gut, dass keiner der Angestellten seine Kündigung wahr gemacht hat. Wo hätte der arme Jacob in seinem Alter noch Arbeit gefunden? David bittet ihn, dafür zu sorgen, dass wir ungestört bleiben, und führt mich daraufhin zu Charlys Box. Ich freue mich, ihn endlich wiederzusehen. Auch er begrüßt mich aufgeregt mit einem Wiehern. Liebevoll streichle ich über seinen Hals und rede ein paar Worte mit ihm. David beobachtet mich dabei und gibt mir ein wenig Zeit mit ihm, bevor er zu mir spricht: „Glaubst du ehrlich, ich hätte an dir gezweifelt? Mein Gott, Jennifer, ich habe noch niemals einem Menschen so sehr vertraut wie dir. Du hast mir das Leben gerettet, hast du das schon vergessen?“
Nun ja, ganz sicher habe ich das nicht vergessen. Aber ihm das Leben gerettet? So übertrieben hätte ich mich da wohl nicht ausgedrückt. Ich war zufällig da, als er sich in einer misslichen Lage befand, mehr nicht.
„Am Tag meines Reitunfalls“, fährt er fort, „warst du sofort zur Stelle und alles, was du getan hast, war so routiniert. Charly lag auf mir und drohte, mich zu zerquetschen. Auf wundersame Weise war es dir gelungen, das Pferd zu beruhigen, obwohl es sich vor Schmerzen wand und schrie. Ich frage mich immer noch, wie das möglich war. Als du deine Hände auf mich gelegt hast, verschwanden meine Schmerzen. War das Zufall oder hast du etwas bewirkt, dass ich mir nicht erklären kann? Ich hatte dir freie Hand mit Charly gelassen und darauf vertraut, dass du das Richtige tun würdest. Jeder hätte dieses Pferd aufgeben, doch du hast auch um sein Leben gekämpft. Oh, ich habe dir vertraut, und ich habe es nicht bereut. Als du deine neue Arbeit bei Dr. Wilson begonnen hast, konnte ich es nicht fassen. Ich hatte Angst, dich an ihn zu verlieren …“
David gerät ins Stocken und braucht einen Augenblick, um sich wieder zu fangen. Diese Worte muss ich erst mal verstehen. Für mich hatte es so ausgesehen, als wolle David mit mir nichts mehr zu tun haben. Und der Brief seiner Mutter schien mir die Bestätigung dafür zu sein.
„Aber ich wusste nichts von deinen Ängsten“, sage ich verwundert. „Im Gegenteil, ich hatte gehört, dass du mich nicht mal mehr auf dem Hof sehen wolltest. Und dein Verhalten vorhin hat meine Vermutung durchaus bestätigt. Du wolltest mich von deinem Land jagen, weil du mich mit deinen Angestellten am See ertappt hast. Wahrscheinlich hast du vermutet, ich würde eine Revolte anzetteln.“
„Verdammt, Jennifer, was glaubst du denn, was in den letzten Wochen in mir vorgegangen ist? Diese ganzen Ereignisse haben mich vollkommen aus der Bahn geworfen. Ich wollte die ganze Zeit nur eins: nämlich dich. Doch irgendwie ist alles aus dem Ruder gelaufen. Diese ganze Sache mit Veronica war für mich schon schwierig genug, aber dich auch noch unter Kontrolle zu halten, war mir einfach nicht möglich. Dein Temperament ist wirklich sehr erfrischend, aber du hast einen unglaublichen Dickkopf und wolltest schlichtweg nicht nachgeben in dieser Angelegenheit. Immerzu hast du Fragen gestellt, dabei durfte ich mit dir darüber nicht reden. Als ich dann von diesem Liebestrank erfuhr, da konnte ich nicht verstehen, warum du solche Maßnahmen ergreifst, obwohl du mich doch schon längst am Angelhaken hattest. Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, ob du einfach nicht sehen wolltest, wie viel mir an dir liegt. Sicher war ich zu grob vorhin mit dir umgegangen, und das tut mir leid. Ja, ich gebe zu, ich hatte ein wenig Angst, du könntest die Leute schon wieder zu solch kuriosen Methoden anstiften. Ich hatte ja keine Ahnung, dass deine Tante dahintersteckt und die Belegschaft auf ihrer Seite hatte, du also eigentlich von ihnen angestiftet wurdest.“
„Aber natürlich wusstest du das, David. Ich hatte dir alles erzählt, kurz bevor du mich aus dem Haus geworfen hattest. Doch offenbar wolltest du es nicht verstehen.“
„Ich weiß“, erwidert David gequält. „Ich war so voller Wut und Enttäuschung. Es erschien mir alles nicht logisch. Und das wirklich Seltsame war, dass ich tatsächlich unglaubliche Sehnsucht nach dir verspürte, nachdem ich aus diesem Glas getrunken hatte. In mir gab es nur noch einen Gedanken: Ich wollte mit dir allein sein. Und nicht nur deshalb, um dich wegen dieser Sache zur Rede zu stellen. Glaub mir, so wichtig erschien mir das alles zu diesem Zeitpunkt gar nicht. Zwar hatte ich mich
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