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Liebe braucht keinen Ort

Liebe braucht keinen Ort

Titel: Liebe braucht keinen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Waggoner
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einen Ingwerkeks? Oder kann ich dir einen Tee machen?« Rani hatte die Stirn gerunzelt, als versuchte sie, eine Schwerkranke zum Essen zu überreden.
    Liza begriff, was hier ablief. »O nein, Kapoor«, sagte sie und verfiel dabei wieder in ihre Studentengewohnheit, ihre Freunde beim Nachnamen zu nennen. »Erzähl mir nicht, dass du diese Sache mit der Seherei ernst nimmst! Das scheint Dr.   Brannings Lieblingsthema zu sein. Aber er hat alles in den falschen Hals bekommen. Was da passiert ist, war eine einmalige Angelegenheit, ein Zufall.«
    Rani setzte sich ein wenig aufrechter hin. »Wirklich?«
    »Natürlich. Dr.   Branning ist einfach nur scharf darauf, dass das Royal London Hospital seine eigene Seherin bekommt.« Liza schüttelte den Kopf. »Ich bin das aber nicht. Ich bin kein Tautropfen.«
    »Regentropfen«, korrigierte Rani.
    »Ist doch egal. Regentropfen, Tautropfen, Safttropfen. Ich bin’s nicht.«
    »Milchtropfen?« Rani kicherte.
    »Das auch nicht.« Liza lächelte zurück.
    Um neun Uhr war Mr   Caldwell wieder Lizas Patient, und wenigeTage später hatte sie es geschafft, dass er im Bett saß und im Internet surfte.
    Liza arbeitete an einem Vorschlag für Mr   Caldwell, der vielleicht auch vielen anderen Patienten helfen könnte, und sie war sehr erpicht darauf, bald damit anzufangen. Bei Mr   Caldwell war das Sprachzentrum in Mitleidenschaft gezogen worden. Das nachgezüchtete und eingeflickte Stück Gehirn war zwar vollständig funktionsfähig, aber noch völlig ohne Informationen wie das eines Säuglings. Man würde alle Verknüpfungen wieder neu einrichten müssen. Mr   Caldwell war ein begeisterter Gärtner und Rosenzüchter und schaute sehr gern Websites über Gärtnern und Bilder von Rosen an. Als er auf das Bild einer Lieblingsblüte stieß, markierte er die Seite mit einem Lesezeichen.
    »Das ist gut«, sagte Liza, die Mr   Caldwell über die Schulter schaute und bemerkte, wie viel leichter er mit dieser Aufgabe zurechtkam.
    Sie verknüpfte die markierten Bilder mit Wörtern und hoffte, dass sie eine heilende Brücke bilden würden und dass Mr   Caldwell, wenn sie weiter miteinander arbeiteten, nicht nur die Blüten, sondern auch die dazugehörigen Wörter sehen würde.
    Sie zog ein Bild aus einem Ordner, den sie bereits angelegt hatte, die Abbildung einer großen rosa- und elfenbeinfarbenen Blüte mit sehr vielen Blütenblättern, darunter stand das Wort
Rose
. Doch als sie es Mr   Caldwell zeigte, runzelte der die Stirn, wurde sehr aufgeregt und schüttelte den Kopf.
Nein, nein, nein.
Er streckte einen Zeigefinger in die Höhe, dann hielt er den anderen daneben. Liza verstand nicht und er wiederholte die Geste. Endlich, während sie von Mr   Caldwell auf das Bild schaute, begriff sie.
    »
Doppelte Rose.
Ist es das?«
    Mr   Caldwell nickte energisch. Die Wörter konnte er vielleichtnoch nicht ganz wiedererkennen, aber er erkannte eine Rose, und er erinnerte sich daran, dass eine doppelte Blüte anders beschrieben werden musste, dass man ein weiteres Wort brauchte.
    »Sehr gut, Mr   C.   Ich bin wirklich beeindruckt! ROSE.« Sie sprach das Wort sorgfältig aus und deutete auf das Bild. »DOPPELTE ROSE.«
    »Rohwe. Dobbe Rohwe«, wiederholte Mr   Caldwell lächelnd. Das war ein guter Anfang.
    Zunächst sah es so aus, als seien die vielen Bomben ein großer Sieg für die Anarchisten gewesen. Die Börsenkurse fielen, die Leute stritten und bauten jede Menge Unfälle, Regierungen veröffentlichten Regelungen für Sicherheitsmaßnahmen und Protokolle, die niemand einhalten konnte. Dann veränderte sich etwas. Es waren so viele Menschen in so vielen Städten betroffen, dass ihre Gedanken sich nun den Anarchisten zuwandten und sich wie ein Schwarm wütender Bienen auf sie konzentrierten. Die Gedanken, wie Dr.   Branning es sagen würde, waren da draußen. Und nicht alle diese Gedanken waren schlecht. Nachdem sich die Menschen jahrelang wie hilflose Opfer gefühlt hatten, begannen sie nun, sich zu überlegen, wie sie sich wehren könnten. Eine Flötistin aus Wien schlug vor, alle öffentlichen Plätze mit außerordentlich empfindlichen Stimmgabeln zu bestücken, die Alarm schlagen würden, sobald die Schockwellen sie trafen.
    Eine der erfolgreichsten Ideen war die Schocksocke, ein Schlauch aus Mikrofaser, der sich kleiner als ein Kartenspiel zusammenfalten ließ. Im Falle eines Attentats zog sich der Besitzer den Schlauch wie eine Art Korsett über den Kopf, sodass er seinen gesamten

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