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Liebe braucht keinen Ort

Liebe braucht keinen Ort

Titel: Liebe braucht keinen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Waggoner
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in denen ihr Verlangen so heiß aufwallte, dass Liza sicher war, sie würden in seiner Wohnung und in einem wilden Knäuel von Laken landen. Aber irgendwann zog David sich immer zurück, und dann endete die Verabredung damit, dass er Liza inein Taxi setzte und leicht auf die Stirn küsste und in ihr nur ein ziemlich dumpfes Gefühl zurückblieb. Einige Male, wenn sie zu früh kam oder das Taxi, das sie nach Hause bringen sollte, nicht gleich losfuhr, meinte sie, sie hätte die junge Frau mit dem langen schwarzen Haar gesehen. Dann versuchte sie ihr Möglichstes, um sich einzureden, dass sie sich geirrt hatte.
    War es nicht seltsam, überlegte Liza oft, dass es so viel einfacher war, Mrs   Harts Schmerzen aufzulösen als ihre eigenen?
    An einem warmen Oktobersamstag verbrachten Liza und David den ganzen Tag zusammen auf dem Festival, das jeden Herbst an der Themse abgehalten wurde. Dann verwandelten sich die Flussufer in einen altmodischen Markt im Freien, mit Souvenirbuden, Imbissständen, Straßenkünstlern und wandernden Schauspielern und Musikanten. David hatte Bauchschmerzen, weil er zu viele Apfeltörtchen gegessen hatte. Sie ruhten sich gerade auf einer Parkbank aus, bis seine Energie wiederhergestellt war. Nach Sonnenuntergang wollten sie mit vielen anderen über die Blackfriars-Brücke spazieren, mit Fackeln in der Hand wie alle anderen, und sich einen guten Platz suchen, um die Lasershow zum grandiosen Abschluss des Festivals anzuschauen.
    »Lass mich nie wieder ein Apfelpastetchen essen«, stöhnte David.
    »Ich weiß nicht«, neckte sie ihn. »Ich habe versucht, mich zwischen dich und das letzte zu werfen, und das war nicht ganz ungefährlich.«
    Sie schauten den vielen Menschen zu, die in wogenden Massen vorbeiströmten. Manche trugen Kostüme und Masken, und Kinder hatten sich die Gesichter bemalen lassen, sodass sie wie Löwen, Welpen, Tiger oder Kätzchen aussahen. Im gleichen Augenblick entdeckten Liza und David einen kleinen, gedrungenenMann, der sich mit Mühe auf einem Einrad einen Weg durch die Menge zu bahnen versuchte. Das war ein unmögliches Unterfangen. Jedes Mal, wenn der Mann auf das Rad stieg, konnte er nur wenige Meter fahren, bis ihn die Menschenmenge wieder anhielt und er vom Rad fiel. Dann drohte er denen, die ihm im Weg standen, mit der Faust und stieg wieder auf, nur um bald schon wieder absteigen zu müssen, immer und immer wieder. Liza und David lehnten sich aneinander und bebten vor Lachen. In Augenblicken wie diesem waren sie völlig auf einer Wellenlänge, und Liza konnte sich nicht vorstellen, dass es je Schwierigkeiten zwischen ihnen gegeben hatte oder geben würde. Sie war sich nicht sicher, wie lange sie den Mann mit dem Einrad aus den Augen verloren hatten, doch plötzlich spürte Liza ein Beben in der Menge, ein leises, von Panik erfülltes Summen, das immer lauter wurde, während es auf sie zuflutete.
    Liza setzte sich gerade hin. Es war genau die gleiche Szene, wie andere Augenzeugen zuvor sie beschrieben hatten. »Schockbombe«, sagte sie. »Ich glaube, es ist eine Schockbombe.«
    Die beiden zogen sich, so schnell sie konnten, ihre Schocksocken über und machten sich an den vergeblichen Versuch, die in Panik geratene Menschenmenge aufzuhalten. Sollten einige von ihnen von der Welle getroffen worden sein, dann würde das Rennen ihre Verletzungen nur noch verschlimmern. Es half nicht einmal, dass David sich auf die Bank stellte und schrie. Die Menschenmasse war nicht aufzuhalten. David forderte Liza auf, bei der Bank stehen zu bleiben, und stürzte sich dann in die Menge, um herauszufinden, wo das Zentrum der Explosion gewesen war. Liza hatte bereits die Polizei und das Krankenhaus verständigt und begann nun damit, sich um die Menschen zu kümmern, die von der fliehenden Menge zurückgeblieben waren: um Kinder, die von ihren Eltern getrennt worden waren,eine Frau mit einem gebrochenen Arm, andere Leute, die unter die Füße der Menge geraten waren. Liza half ihnen der Reihe nach, ihre Schocksocken überzuziehen, und versammelte sie dann alle in einer Gruppe rings um die Bank. Eigentlich war das alles unnötig, überlegte sie. Niemand hätte rennen müssen. Man erreichte damit nichts, sondern machte durch das Laufen nur alles noch schlimmer. Das wussten auch alle. Und trotzdem, trotz dieses Wissens, trotz der öffentlichen Informationskampagnen und Übungen und der Diskussionen in den Familien darüber, was man in einem solchen Fall tun sollte, waren alle wieder von

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