Liebe bringt die höchsten Zinsen
zu.
Den Brautpaaren folgte ein gewaltiger Autokorso. An der Spitze, gleich hinter der Hochzeitskutsche, die Ademis sowie die engen Verwandten von Daniel und Thomas und Kathis Sportsfreunde. Ihren - mit bunten Blumen geschmückten - Fahrzeugen schloss sich eine unübersehbare Zahl weiterer Wagen an – mit einem Hupkonzert, das selbst auf den Segelyachten draußen auf der Adria auch die letzten Langschläfer an Deck beorderte.
Unweit der Kathedrale stoppte der Korso – und ein weiteres Spalier erwartete die beiden Paare: Singende Kinderchöre in den Trachten der Adria-Orte begleiteten sie auf dem kurzen Weg in die Kathedrale.
„Ich bin ganz gerührt", gestand Stefanie und Kathi meinte anerkennend, aber auch um ihr Emotionen hinter einem coolen Satz zu verstecken: „Hier ist ja mehr los als bei der Meisterschaft im Beach-Volleyball."
In ihren Augen schimmerten Tränen des Glücks, als Geiger und Klarinette-Spieler ein gefühlvolles Liebeslied anstimmten und eine Solistin ihre klare Stimme erhob. Ergriffen lauschten die Schwestern dem wunderbaren Gesang:
„Nimm meine Hand,
führ' mich durchs Leben,
für immer will ich mit Dir geh'n!"
Kathi zupfte ihre Schwester plötzlich am Arm und flüsterte ihr mit einem verschmitzen Lächeln zu: „Ein Glück, dass wir nicht zwei Monate später heiraten."
„Wie meinst du das?"
„Dann hätte mir das Brautkleid nicht mehr gepasst."
Ein heftiger, im ganzen Kirchenschiff vernehmbarer Schluckauf unterbrach sie.
Stefanie leise, mit einem Zweifel in der Stimme: „Du bist doch nicht etwa schwanger?"
Kathi erwiderte strahlend: „Was meinst du, warum Frau Baumgärtner mich so genau angeschaut hat? Sie hat einen Blick dafür..."
Dann beugte sie sich noch näher zu ihrer Schwester und flüsterte entschuldigend und verschwörerisch: „Ich hatte ja nicht immer meinen Nachttisch dabei..."
Stefanie antwortete vieldeutig und ebenso leise: „Ich übrigens auch nicht..."
Kathi blieb überrascht stehen: „Du also auch? Ich glaube, wir gehen gleich nach der Trauung erst einmal zu Frau Baumgärtner."
Die Glocken der Kathedrale riefen die Nachricht von der Trauung weit hinaus. Daniel und Thomas führten ihre Bräute vor den Altar. Als beide jetzt am Arm ihrer Männer nebeneinander vor den Priester traten, stellten viele der Zuschauer verblüfft fest, wie ähnlich die Frauen doch aussahen: „Fast wie Zwillinge."
Ergriffen verfolgten die vielen, vielen Hochzeitsgäste die Trauungszeremonie und weltvergessen zog der Organist alle Register. Machtvoll ließ er das „Lobet den Herren" von der Empore aus durch das gewaltige Gotteshaus erklingen.
Liebevoll streiften Stefanie und Kathi ihren Männern die Eheringe über und sprachen mit leiser, aber fester Stimme das Wort, das ihnen fortan mehr bedeutete als alle Banken auf dieser Welt: „Ja", sagten die beiden Frauen und fügten auf Kroatisch hinzu: „Da, hocu – ja, ich will."
Und während die Männer ihren Frauen zärtlich einen Hochzeitskuss gaben, klang von der Empore ein Stück, das sich Thomas gewünscht hatte: „A kiss from a rose" von Seal.
68. Ihr neues Leben
Drei Jahre nach den dramatischen Ereignissen: Vor der Waldenberg-Villa spielte ein zweijähriger Junge. Er saß auf einem Schaukelpferd. Es war schwarz-weiß gefleckt und trug eine Mähne aus echtem Pferdehaar.
In einem altenglisch eingerichteten Büro im Erdgeschoss krabbelte ein kleines Mädchen. Es saß zu Füßen von Kathi am Schreibtisch. Sein Gesicht war bunt bemalt; die Farben bildeten ein Clowngesicht.
„Unsere Tochter kommt ganz nach dir", stellte Thomas fest, „genau dasselbe Gesicht."
„Und unser kleiner Reiter ist ganz der Vater", erwiderte Kathi Rottmayer voller Anerkennung, „er liebt es sportlich!"
Die Waldenberg-Bank war von einer Großbank übernommen worden. In den Kaufverträgen hatte sich die Erbin zusichern lassen, dass Thomas auch in Zukunft Geschäftsführer bleiben würde. Er hatte aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Die Bank entwickelte sich unter seiner Führung zu einem erfolgreichen Geldinstitut.
Der geläuterte Bankmanager war mit der blonden Kathi in die herrschaftliche Villa in Talstadt gezogen. Dort hatte seine Frau Zwillinge zur Welt gebracht – die beiden, die jetzt mit Schaukelpferd und Farbe spielten.
Jeder im Ort hielt Kathi für ein „ganz
Weitere Kostenlose Bücher