Liebe bringt die höchsten Zinsen
Beweis stellen könnte: Sie suchte vom Notebook Stefanies aus im Internet nach unumstrittenen Weisheiten aus dem Bankenbereich. Mein Fachwissen wird alle überraschen, freute sie sich.
Als sie Durst verspürte, durchsuchte Kathi den Kühlschrank. Keine große Auswahl, klagte sie innerlich. Dann griff sie zu Cola und Whiskey und legte die DVD „Wallstreet" ein. 125 Minuten später stellte sie fasziniert fest: Hätte nie gedacht, dass die Arbeit in ´ner Bank so spannend ist...
Na, das wird ja ein Super-Abend.
27. Die Nacht in der Zelle
Stefanie wollte sich eigentlich nach der Rückkehr von der Damentoilette noch nach einer nahen Pension erkundigen. Angesichts des kleinlichen Personals verzichtete sie aber und lief schnurstracks zurück zum Parkplatz – und blieb wie angewurzelt stehen: Ihr Golf war verschwunden! Ein Dieb hatte das unverschlossene Auto gestohlen, während sie sich noch im Gebäude der Tankstelle aufgehalten hatte.
Stefanie blieb fast der Herzschlag aus: Im Wagen liegt meine Handtasche mit Portemonnaie, schoss es ihr durch den Kopf. Und die Wagenpapiere liegen auch drin... und der Ausweis! Oh Gott! Und mein Handy mit der eingespeicherten Not-Telefonnummer für Kathi. Wie soll ich die denn jetzt erreichen? Wie krieg ich die Papiere zurück? Und das Geld?
Sie rannte zurück in die Tankstelle: „Sie müssen die Polizei rufen. Schnell! Die haben mein Auto gestohlen. Schnell, nun machen Sie schon."
Doch die Verkäuferin sagte nur stur: „Unser Telefon ist kaputt."
„Oh nein!"
„Oh ja!"
„Und wie komm' ich jetzt zur Polizei?"
„Zu Fuß."
„Wie denn, wo denn? Schnell..."
„Dort entlang, über den Berg, bitteschön!"
Als die verzweifelte und wütende Stefanie die Raststätte verlassen hatte, kam der Tankwart auf seine Kollegin zu: „Warum hast du ihr nicht den kurzen Weg gezeigt?"
„Weil Sie mich nicht danach gefragt hat. Außerdem lass' ich mich nicht rumkommandieren. Von einer Deutschen schon gar nicht."
Stefanie stapfte den Berg hinauf: Hoffentlich finden die mein Auto! Oder wenigstens die Papiere. Wenn ich nur das Handy hätte...
Sie versuchte, die unbefestigte Schlaglochstrecke abzukürzen und blieb im Schotter des Weges hängen. Ein Absatz ihres Schuhs brach ab. Wütend zog sie auch den anderen Schuh aus und schleuderte beide ins Buschwerk. Jetzt verfluchte sie sich dafür, dass sie auf Kathi gehört und Schuhe mit Absätzen getragen hatte.
Für eine kurze Atempause setzte sie sich am Wegesrand auf einen Felsen. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Nach ein paar Minuten stand sie gefasst wieder auf, suchte ihre Schuhe zusammen und brach auch den anderen Absatz ab. So gut es ging, stapfte sie jetzt auf den flachen Schuhen vorsichtig weiter. Ihr Haar stand ab, Kletten hatten sich beim Einsammeln ihres Schuhwerks an ihrer Kleidung festgesetzt.
Nach einer knappen Stunde Fußmarsch war Stefanie mit den Nerven am Ende: Da klauen sie mein Auto und fahren damit spazieren – und ich muss mich elendig zum nächsten Dorf durchschlagen. Sie war mehrmals gestürzt, Durst quälte sie. Ihre Haare standen wild ab, Laufmaschen zogen sich durch ihre Strümpfe, ihr Kostüm war verschmutzt.
Ein Lieferwagen näherte sich. Stefanie winkte. Sie wollte als Anhalterin mitfahren. Der Fahrer verlangsamte sein Tempo und hielt an. Als sie mit wild gestikulierenden Armen auf ihn zu rannte, startete er aber sofort wieder durch: Wer weiß, so überlegte er, wo diese Verrückte ausgebrochen ist. Ärger wollte er sich nicht einhandeln. Er drückte das Gaspedal durch und hüllte die wütende Stefanie in eine Staubwolke.
Völlig atemlos erreichte sie eine Anhöhe an einem der Ausläufer des Velebit-Massivs. Grillen zirpten und der Mistral wehte sanft über die Wipfel der Pinien. Auf der Adria strich ein verspätetes Segelboot durch die Wellen. Etwa 800 Meter entfernt sah sie ein Dorf. Bis dahin war es mindestens noch eine halbe Stunde.
Als sie hinab ins Tal blickte, hätte sie ausrasten können: Die Kellnerin hat mir den falschen Weg gezeigt. Der ist ja doppelt so weit. Ein riesiger Umweg. Ich hätte längst da sein können. Wie kommt die dazu, mich über den Berg zu schicken...?
Der Ort hieß Ribarsko Selo und als sie ihn endlich erreicht und sich zur Polizeistation durchgefragt hatte, war bereits die Dämmerung herbeigezogen.
Stefanies Gesicht war staubig, ihre Bluse
Weitere Kostenlose Bücher