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Liebe bringt die höchsten Zinsen

Liebe bringt die höchsten Zinsen

Titel: Liebe bringt die höchsten Zinsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon F. Freiheit
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aus dem Rock gerutscht. Ein Knie war aufgeschlagen, Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht.
       Ein Polizist hatte soeben seinen Dienst beendet und schloss die Tür der Wache ab. Stefanie rief ihm gerade noch rechtzeitig zu: „Sie müssen mir helfen."
       Der füllige Beamte antwortete lakonisch: „Ich muss jetzt essen. Feierabend."

       In diesem Augenblick läutete drinnen auf der Wache das Telefon. Brummig öffnete er wieder die Tür und schlurfte zurück zu seinem Blechschreibtisch.
       Ungläubig lauschte er ins Telefon, legte den Hörer ab und fragte nach ihrem Namen.
       „Stefanie Waldenberg. Von der Waldenberg-Bank in ....". Ihr fiel ein, dass sie ja als Katharina Schumann unterwegs war und korrigierte: „Das heißt: mein Name ist Schumann, Katharina Schumann. Nur der Wagen ist auf Waldenberg zugelassen."
       „Was denn nun? Sie wissen wohl nicht, wie Sie heißen? Haben Sie den Wagen geklaut?"
        Er wiederholte ihre Angaben in die Telefonmuschel, schrieb ein paar Notizen auf einen Block und legte auf: „Sie sind vorläufig festgenommen."
       „Was bin ich?"
       „Vorläufig festgenommen."
       Ungläubig starrte sie den Beamten an. „Sie müssen mich freilassen. Ich bin einem Betrüger auf der Spur. Er will unsere Bank ausplündern."
       „Morgen. Alles morgen. Jetzt ist Dienstschluss. Bitte folgen!"
       Er führte sie zu einer Zelle, wünschte ihr eine gute Nacht und verriegelte die Zellentür. Stefanie schrie und schimpfte wie ein Rohrspatz: „Sie sind verrückt. Ich will sofort meinen Botschafter sprechen!"
       „Morgen, alles morgen", wiederholte der Polizist seelenruhig.
       „Ich zeig' Sie an wegen Freiheitsberaubung; Sie verletzen meine Menschenrechte."
       „Morgen, alles morgen."
       Er verließ die Wache und steuerte das Straßenrestaurant gegenüber an. Ein Mann von 40 Jahren wartete schon auf ihn.
       Noch bevor sich der Beamte zu ihm setzen konnte, stellte der Kellner ein frisches Bier auf den Tisch. „Bist spät dran heute. Was ist passiert?"
       „Ich hab' gerade eine verrückte Deutsche festgenommen. Mal nennt sie sich Schumann; mal Waldenberg. Hat ihren Mann in einem Golf über die Klippen geschickt. Der arme Kerl ist im Wagen verbrannt."
       Ungläubig lauschten die anderen. Der Polizist fuhr fort: „Und jetzt will sie auch noch, dass ich sie freilasse. Weil sie einen Betrüger jagt, der ihre Bank in Deutschland plündern will. Einen Betrüger!"
       Bei diesen Worten klopfte er sich auf die Schenkel und prustete los: „Sie - sie jagt einen Betrüger! Was wir den Deutschen alles glauben sollen!"
       Der Mann, der auf den Polizisten gewartet hatte, hörte besonders gebannt zu: Daniel Milan, sein Neffe, Journalist einer Wirtschaftszeitschrift aus Zagreb. Seit einem halben Jahr recherchierte er schon betrügerischen Bankiers hinterher, die gutgläubige Investoren mit angeblichen Bauvorhaben auf kroatischen Inseln lockten – auf Inseln, die unter Naturschutz und somit unter Bauverbot standen.
       Jetzt verfolgte er wie elektrisiert die Erzählungen seines Onkels: „Das darf doch nicht wahr sein", warf er ein. Seit Jahren versuche ich, einem dieser Täter derartige Betrügereien nachzuweisen – und ich komme nicht weiter. Immer wieder stoße ich an eine Mauer des Schweigens. Und jetzt sitz' ich hier, ausgerechnet in diesem Nest – und ich krieg eine Kronzeugin auf dem Bierdeckel serviert. In einer Taverne. Von meinem Onkel!" Er hob sein Glas und stieß mit dem Polizisten an.
       „Ist sie wirklich Bankbesitzerin?"
       „So sieht sie jedenfalls nicht aus. Außerdem redet sie wirr und ist absolut unglaubwürdig. Sie weiß nicht einmal, wie sie heißt."
       „Lass mich mit ihr reden", bat Daniel seinen Onkel, „nichts gegen deine Sprachkenntnisse; aber ich spreche sehr gut deutsch. Ich merke schnell, ob sie die Wahrheit sagt. Du kannst das dann an deine Vorgesetzten weitergeben."
       Zwei Bierrunden später erreichte Daniel, dass sein Onkel ihm
       eine Besuchserlaubnis für die Deutsche in der Zelle gab. „Hier nimm den Schlüssel, aber komm damit auch wieder! Sonst krieg ich Probleme."

28. Ein peinlicher Blackout

       Kathi, die falsche Stefanie, steuerte den kleinen BMW, der ebenfalls in der Garage abgestellt war, direkt auf die Toreinfahrt zum Parkplatz der Bank. Doch vor der Schranke musste sie kapitulieren; die gab die Parkflächen nur gegen eine Berechtigungskarte frei. Hinter ihr

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