Liebe bringt die höchsten Zinsen
Küstenstraße zur Adria."
„Dürfen wir Sie gleich verbinden?"
„Ja klar, schnell. Verbinden Sie, schnell."
„Möchten Sie die Rufnummer..."
„Jetzt verbinden Sie endlich! Worauf warten Sie noch?"
Rottmayer hatte sich mühsam auf einen Couchsessel geschleppt und schaute verwundert zu.
Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine Männerstimme. Kathi versuchte es mit Englisch: „Gab es bei Ihnen am Wochenende einen Unfall mit einer Deutschen namens Stefanie Waldenberg?"
Der Polizist auf der anderen Seite bat um einen Moment Geduld. Der Moment kam Kathi wie eine Ewigkeit vor.
Rottmayer beobachtete immer noch überrascht die Frau, die er für Stefanie hielt. Sie hatte ihn ganz schön umgehauen, aber er fand sie großartig. Nur verstand er nicht, warum sie, die doch selber Stefanie Waldenberg war, ihrem Schicksal hinterher telefonierte. Und was hatte sie gemeint, als sie von einer Schwester sprach? Rottmayer war ratlos.
Je länger er sie anschaute, desto mehr fesselte ihn ihr Anblick. Die Schlaufe ihres Bademantels hatte sich geöffnet und gab – von Kathi ungewollt und unbemerkt - den Blick frei auf ihre goldbraune Haut. Rottmayers Lebensgeister kehrten langsam zurück. Sie ist wirklich faszinierend, stellte er für sich fest.
Kathis Rücken spannte sich, als der Polizeibeamte in Kroatien zurück ans Telefon kam: „Bei uns ist nichts vermerkt. Ich gebe Ihnen die Telefonnummer der Zentrale in der Gespannschaft Sibenik, unserem Verwaltungsbezirk. Haben Sie etwas zu schreiben?"
Mit zitternden Händen schrieb Kathi mit. Sie wählte erneut, fragte auf Englisch nach einer verunglückten Stefanie Waldenberg. „Are you sure she is alive?" Diesmal erhielt sie eine Antwort! Ihre Stimmung schlug augenblicklich um. Der Polizeibeamte am anderen Ende war besonders aufgeschlossen: „Sie könne deutsch mit mer schwätza. Ich war 15 Jahr in Vaihinge und hab' au beim Daimler g'schafft."
Dann fügte er hinzu: „Abr koi Sorg. Mer häbet nur oin Unfall mit 'ner Deutschen. Die hot abr andersch g'hoisa."
„Hieß die etwa Katharina Schumann?"
„Jo, aber dass die no lebt, wois i ganz gwis. Die isch net em Auto gsässa, als der Aufall bassiert isch. Aber woi die jetzt grad isch, dehs wois i au ned."
„Danke vielmals. Das Wichtigste ist, dass meine Schwester lebt."
Rottmayer riss den Mund auf. Langsam dämmerte ihm, dass es wohl zwei Stefanie Waldenbergs gab... Aber welche war diese? Und wer war am Freitag in der Bank aufgetreten? Und wer war in Kroatien verunglückt? Er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen.
Verwirrt bat er um einen weiteren Schluck Wasser.
Es machte alles keinen Sinn.
40. Die Banken kassieren, die Kunden verlieren
Kathi hatte wieder Oberwasser. Der Schock über den angeblichen Tod ihrer Schwester saß tief, die Freude über ihr Leben aber war umso größer. Nach der beruhigenden Information durch die kroatische Polizei hätte sie die ganze Welt umarmen können. Mit Rottmayer fing sie an! Sie drückte ihn fest an ihre Brust, ihre Augen strahlten voller Glück.
Erleichterung steckt an: Auch der junge Banker war außer sich vor Freude. Doch diese währte nur kurz, denn Kathi holte ihn schnell auf den Boden der Tatsachen zurück: „Verdient haben Sie die Umarmung nicht!"
Rottmayer blickte schuldbewusst zu Boden. Kathi fuhr streng fort: „Sie glaubten also, Stefanie sei tot – und da brechen Sie hier ein und klauen Unterlagen?"
„Nein, so war es nicht."
„Wie war es denn?"
Als Kathi jetzt eine aufrichtige Antwort verlangte, war ihm klar: Es gibt kein Lavieren und Drumherumreden. Die Situation verlangt, dass ich reinen Tisch mache.
Rottmayer sah ein: Wenn er jemals ein neues und ehrliches Spiel spielen wollte, dann jetzt. Er entschloss sich dazu und packte schonungslos aus: „Silvio hat von Anfang an mit Stefanie gespielt. Er hat sich systematisch an sie 'rangemacht. Er gab ihr das Gefühl, dass sie ihm etwas bedeute. Und ich hab ihm noch den Tipp gegeben, ihr rote Rosen zu schenken."
„Keine Sorge! Der Tipp war weniger wert, als eine Rose kostet. Sie mag keine roten Rosen."
Was der 35-Jährige dann über die Tricks gewissenloser Banker berichtete, ließ Kathi staunen. Rottmayer schilderte, wie alles begann: "Herr Waldenberg sollte meine Anstellung nicht bereuen. Ich wollte ihm nur überragende Zahlen abliefern – was in
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