Liebe bringt die höchsten Zinsen
Kurven genommen und überholt hat. Ein Wunder, dass er nicht schon eher in den Fel sen gelandet ist!" Daniel lauschte gebannt in die Hörermuschel. Der Polizist am anderen Ende der Leitung fügte hinzu: „Was dich am meisten freuen wird: Stefanie ist nicht vor dem Sturz in die Tiefe aus ihrem Auto gesprungen. Im Wagen saß von Anfang an nur eine Person, nur der Fahrer. Keine Frau."
Er wartete einen Augenblick, bevor er jovial fortfuhr: „Also, mein lieber Daniel: Ich kann dich somit beruhigen und dir offiziell mitteilen: Deine Verlobte ist frei; ihre Entlassungspapiere bring ich in einer halben Stunde vorbei. Damit kann sie bei ihrer Botschaft einen Ersatzausweis bekommen."
„Auf welchen Namen lauten die Papiere?"
„Auf Waldenberg."
„Fertige lieber noch ein Exemplar aus auf den Namen Schumann. Weil ich nicht weiß, welche Dokumente verbrannt sind."
„Das ist der letzte Wunsch, den ich dir erfülle, Daniel!"
„Einen kleinen Gefallen musst du mir doch noch tun", flüsterte er seinem Onkel am Telefon zu: „Kein Wort davon zu Stefanie."
„Aber Sie ist doch jetzt frei!"
„Lass mich nur machen. Ich brauch' sie noch. Gib mir nachher die Papiere, aber so unauffällig, dass sie es nicht mitkriegt."
„Na, die scheint es dir ja angetan zu haben!"
***
Stefanie wartete währenddessen gespannt auf das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen. Solange sie unter Verdacht stand, konnte sie sich nicht frei bewegen, zumal ihre Papiere verbrannt waren. „Können die nicht schneller machen?", fragte sie Daniel nichtsahnend und ungeduldig.
„Es kann nicht mehr lange dauern, vielleicht noch einen Tag oder zwei", log er, „Lass uns bis dahin gemeinsam an der Geschichte dranbleiben. Ich kenne mich in der Region aus, spreche die Sprache und würde dir gerne nützlich sein. Außerdem liegt mein Wagen nicht unten am Felsen."
Stefanie hatte insgeheim auf sein Hilfsangebot gehofft. Doch sie reagierte so, dass es ihr sofort danach leid tat: „Ich komme auch allein zurecht. Aber wenn es denn sein muss..."
Gemeinsam fuhren sie los. Als sie den Ort in seinem Cabrio verließen, kam ihnen ein Polizeifahrzeug entgegen. „Ducken!", befahl Daniel. „Wenn die dich hier sehen, bist du sofort wieder festgenommen." Stefanie duckte sich, bis der Wagen vorbei war. „Sind sie weg?"
„Ja, sie sind weg, du kannst wieder hochkommen."
Dabei musste Daniel innerlich lächeln: Ich würde es ihr ja gerne sagen, aber dann ist sie bestimmt sofort weg – und mit ihr meine Story. Und Bertone hat wieder mal gut lachen.
Er stoppte und breitete eine Straßenkarte aus: „Die kürzeste Verbindung können wir leider nicht nehmen. Hier...", er zeigte auf eine Ortschaft an der Schnellstraße, „...hier finden häufig Kontrollen unseres Zolls und der Polizei statt. Aber ich kenne die Nebenstraßen. Auch wenn es ein wenig länger dauert – wir werden morgen da sein. Rechtzeitig."
„Und wie lange werden wir benötigen, über deine Nebenstraßen?"
„Bis Skradin am Krka-See drei bis vier Stunden. Mein alter Wagen schafft es nicht schneller."
„Warum lassen wir es nicht darauf ankommen und biegen erst kurz vor dem Kontrollpunkt ab? Und fahren erst von da an über die Nebenstraßen?"
„Weil man die Kontrollen zu spät erkennt, die sind zu gut versteckt. Dann sitzen wir in der Falle."
„Quatsch..."
Genervt blickte sie aus dem Fenster, fügte sich jedoch.
Schweigsam saß sie neben ihm, während sie die Küstenstraße in südlicher Richtung weiterfuhren. In Modric bogen sie ab, um über Landstraßen nach Skradin zu gelangen. Daniel informierte sie über die weitere Route: „Wir fahren über Obrovac, quasi im Hinterland des Velebit-Gebirges."
Betont desinteressiert zuckte sie die Achseln. Ihr ging es nicht schnell genug. Und zu ihrer Ungeduld gesellte sich auch noch Unsicherheit gegenüber Daniel.
Warum beschäftigt er mich so sehr? Ich kann kaum noch abschalten, ohne an ihn zu denken. Will ich das überhaupt? Und warum lass' ich zu, dass er über mich bestimmt?
Das werd' ich ab sofort ändern!"
42. „So wurde ich skalpiert"
Verblüfft lauschte Kathi Rottmayers Schilderungen der Tricks hinter den Kulissen der Banken. Ihm war es so ergangen wie vielen anderen Opfern des Italieners: Wenn sie auf Grund vermeintlicher „Insider-Tipps" in finanzielle Schieflagen geraten waren,
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