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Liebe bringt die höchsten Zinsen

Liebe bringt die höchsten Zinsen

Titel: Liebe bringt die höchsten Zinsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon F. Freiheit
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spielte sich der Mailänder als Retter auf und bestimmte die Bedingungen für seine „Hilfe."

       Zerknirscht gestand der junge Bankmanager, dass er – aus lauter Dummheit - auf einen besonders durchtriebenen Trick hereingefallen war: „Silvio hat selbst seine Freunde skalpiert."
       „Ihrer Haarpracht sieht man das nicht an."
       „So nennen die Betrüger ihre Masche. So wie die Indianer den getöteten Feinden die Kopfhaut als Trophäe abgezogen haben, so ziehen Kriminelle den Anlegern das Fell über die Ohren. Silvio empfahl Aktien kleiner exotischer Firmen, die er zu diesem Zeitpunkt besaß. Viele Kunden glaubten seinen speziellen Kenntnissen und kauften auf seinen Rat hin massiv diese Wertpapiere. Dadurch stieg deren Kurs deutlich an. Am Ende dieser künstlich ausgelösten Kurssteigerung machte Silvio heimlich Kasse, die anderen aber blieben auf ihren Aktien sitzen. Sie mussten zusehen, wie diese Papiere danach schnell auf ihren wahren Wert zurückfielen, denn bei einem Kursabsturz fanden sich natürlich keine Käufer an der Börse; erst recht nicht für überbewertete Aktien kleiner Firmen."
        Rottmayer war gefangen im Teufelskreis seiner Verluste: „Ich wollte, ich musste um jeden Preis wieder Gewinne machen. Dabei verlor ich den Überblick. Und wohl auch meinen Verstand."
       Im Vertrauen in die großen Investmentbanken der Wallstreet hatte er zu allem Überfluss auch noch Zertifikate erworben, die lediglich wertlose Schrott-Immobilien enthielten.
        Sein Geständnis hatte ihm zugesetzt. Rottmayer lehnte sich zurück, um sich kurz auszuruhen. Kathi kam aus dem Staunen nicht heraus: „Unglaublich! Das klingt für mich nach Spielcasino. Dass Sie dabei fremdes Geld verspielt haben, hat Sie wohl nicht weiter berührt...?"
       „Ich selbst hab' mein ganzes Vermögen verloren – und außerdem geliehenes Geld."
       „Wie viel?"
       „Insgesamt?"
       „Insgesamt!"
       „Mehr als fünf Millionen."
       „Fünf Millionen Euro?"
       „Das meiste hatte ich mir von Silvio geliehen – und ebenfalls in den Sand gesetzt."
       Getrieben von großem Glück, schnellem Geld und riesigen Spekulationsverlusten hatte er auch privat einen Schuldenberg aufgetürmt, der ihn zu erdrücken drohte.
       Rottmayer war erschöpft, machte erneut eine kurze Pause, bevor er weitersprach: „Dann bot Silvio Herrn Waldenberg und mir an, Anteile an seinem kroatischen Kurzentrum zu kaufen, das uns von allen Sorgen befreien würde."
       „Und da konnten Sie nicht widerstehen?"
       Rottmayer nickte stumm.
       „Na, toll!"
       „Ich war leichtgläubig und naiv."
       „Und ich hab' zu Bankern immer aufgeschaut."
       „Heute könnte ich mich ohrfeigen..."
       „Das hab' ich Ihnen vor einer halben Stunde abgenommen."
       „Wenn ich eine Chance bekäme – ich würde alles tun, um den Schaden wieder gut zu machen."
       Kathi war unsicher: Meinte er es ernst und ehrlich? Oder machte er einen auf Selbstmitleid, um ungeschoren davonzukommen?
       „Dann machen Sie mal einen Vorschlag: Was können Sie tun, um Ihrem Freund Silvio nicht das gesamte Spielfeld zu überlassen?"
       Rottmayer war erleichtert, eine Idee hatte er nicht.

       Kathi zauderte zunächst, dann entschloss auch sie sich zu einem Schritt nach vorn: „Ich glaube, auch ich muss etwas beichten."
       Nach diesem Satz stockte sie: Soll ich wirklich meine Tarnung fallen lassen? Wahrscheinlich gibt es gar keine andere Möglichkeit – und eigentlich ist er ein netter Kerl. Und allein kann ich ohnehin nichts machen...
       Sie blickte ihm in die Augen und fuhr fort: „Wie Sie beim Telefonat herausgehört haben, bin ich Stefanies Schwester. Ich heiße eigentlich Kathi", verriet sie ihm. „Das sollte fürs Erste genügen."
       „Deshalb der unverkrampfte Umgangston mit unseren Kunden?" Kathi nickte fröhlich. „War doch ein spannendes Abendprogramm – oder?"

    Rottmayer verschlug es die Sprache; er konnte nur noch zustimmend nicken.

    ***

       Kathi versuchte erneut, Stefanie auf ihrem Handy zu erreichen. Vergebens.
       Bis in die frühen Morgenstunden überlegte sie mit Rottmayer, wie sie die Bank aus Bertones Fängen befreien könnten. Die Verträge gaben nichts her; sie waren von den Mailänder Anwälten wasserdicht geschlossen worden.

       „Aber wenn ihr Freund Silvio eine derart kriminelle Ader entwickelt hat, war dies sicherlich nicht sein erstes mieses

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